Beim Start in Monza sorgte ein Lamborghini für Aufsehen, der neben dem Medical-Car dem Feld hinterherraste: Die Hintergründe des mysteriösen Einsatzes
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Formel-1-Fans trauten ihren Augen nicht, als unmittelbar vor dem Ausgehen der roten Lichter beim Start in Monza neben dem Medical-Car ein Lamborghini am Ende des Feldes Position bezog. Handelte es sich um ein neues Sicherheits-Auto der FIA? Oder hatten es sich motorsportbesessene Italiener nicht nehmen lassen, in einem Sportwagen der Traditionsmarke zumindest eine Runde lang dem Feld hinterherzuhetzen?
Interessant: Selbst Safety-Car-Fahrer Bernd Mayländer, der seit fast zwei Jahrzehnten als offizieller Fahrer des Sicherheits-Fahrzeuges dient, wusste nicht, aus welchem Anlass der mysteriöse Lamborghini auftauchte. 'Motorsport-Total.com' hat daher bei den Streckenbetreibern nachgefragt - und die Auflösung ergibt Sinn.
Beim Lamborghini Huracan Performante handelte es sich doch tatsächlich um das offizielle Feuerwehrauto des Grand Prix von Italien. "In Monza setzen wir beim Start des Rennens neben dem Medical-Car auch stets ein Auto mit Feuerwehrmännern ein, damit wir so schnell wie möglich eingreifen können, wenn es notwendig ist", klärt ein Sprecher des Kurses auf.
Der Huracan Performante, der eine Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h erreicht und in 2,9 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt, wird von Lamborghini-Testfahrer Mario Fasanetto gesteuert. An seiner Seite sitzt ein Feuermann.
Dass das Auto nur in Monza zum Einsatz kommt, hat historische Gründe: Beim Grand Prix von Italien 1978 kam es beim Start des Rennens zu einer Kettenreaktion, die eine Katastrophe auslöste. Im dichten Startgetümmel kollidierten Riccardo Patrese und James Hunt, wodurch es zu einer Berührung des McLaren mit Ronnie Petersons Lotus kam. Der Bolide des Schweden prallte in die Leitplanken, ging in Flammen auf und wurde wieder auf die Strecke zurückgegeschleudert.
Peterson-Drama als Auslöser
Es kam zu einer Massenkarambolage. Der Schwede atmete dabei giftige Dämpfe ein, die nach einer Operation unter Vollnarkose in der Nacht nach dem Unfall zu einer Fettembolie und schließlich zum Tod des WM-Zweiten führten. Die Ärzte hatten die Auswirkungen des Chlorgases, das sich bildet, wenn Benzin, Polyester und Glasfaser gleichzeitig verbrennen und das der 34-jährige Peterson eingeatmet hatte, völlig unterschätzt.
Während die Sicherheitsvorkehrung damals in Monza alles andere als optimal waren, lag es nicht an der Feuerwehr, dass Peterson sein Leben ließ. Die Feuerwehrmänner waren sofort an Ort und Stelle und sorgten mit ihrem Einsatz dafür, dass eine Katastrophe von noch größerem Ausmaß verhindert wurde.
Ihr Mut an diesem verhängnisvollen September-Tag 1978 brachte Ihnen den Spitznamen "Die Löwen" ein - und einen ganz besonderen Platz am Ende des Feldes des Italien-Grand-Prix 2017. Ob sie allerdings auch 2018 einen Lamborghini einsetzen werden, ist noch offen.