Mercedes-Teamchef Toto Wolff gesteht, dass man mit den aktuellen Motoren "vielleicht" nicht alles richtig gemacht habe - Für Anpassungen zeigt er sich offen
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Das Thema "Alternativmotor" ist in der Formel 1 vom Tisch - zumindest vorerst. Die Formel-1-Kommission stimmte Ende November gegen den Vorschlag und ließ damit die aktuellen Motorenhersteller der Formel 1 durchatmen, die sich auch weiterhin ausdrücklich gegen den Vorschlag aussprechen. Allerdings stellte der Automobil-Weltverband (FIA) gleichzeitig klar, dass die aktuellen Motoren unter anderem deutlich günstiger und lauter werden sollen. Sonst könnte das Thema wieder akut werden.
'Motorsport-Total.com' hat in Kuala Lumpur mit Mercedes-Teamchef Toto Wolff über das Thema gesprochen. Im Rahmen der WM-Feierlichkeiten von Mercedes-Partner Petronas lässt der Österreicher durchblicken, dass Mercedes durchaus bereit ist, der FIA entgegenzukommen. "In der Kommission wurde gegen den Vorschlag für den unabhängigen Motor gestimmt. Das ist Tatsache", stellt Wolff klar.
Er erklärt: "Wovon wir sprechen, ist ein Kompromiss für 2018 und darüber hinaus. Können wir eine Formel finden, die für unsere Kunden und Partner eine bessere Preissituation schafft, die auf einige der Kritikpunkte gegen den Motor eingeht - zum Beispiel Komplexität, Verfügbarkeit, Sound. Und finden wir bis 15. Januar ein Konzept, das man voranbringen und ins Reglement schreiben kann und über das man dann im letzten Schritt abstimmen kann."
FIA macht Druck
Bis zum 15. Januar 2016 erwartet die FIA einen konkreten Vorschlag der Hersteller, wie die Motoren angepasst werden können, um die Vorgaben des Weltverbandes zu erfüllen. Daran arbeiten Mercedes und Co. aktuell. "Das ist was wir tun. Wir glauben, dass wir das im Interesse der Formel 1 und aller Stakeholder tun müssen", so Wolff, der damit die Kompromissbereitschaft der Stuttgarter signalisiert.
Von den aktuellen Hybridmotoren möchte Mercedes aber keinesfalls abrücken. "Wir glauben, dass die derzeitigen Motoren das widerspiegeln, wohin sich die Straßenautos bewegen", erklärt Wolff und stellt klar: "Hybridisierung passiert. In einigen Jahren fahren wir wahrscheinlich alle mit Hybridautos. Davor können wir unsere Augen nicht verschließen."
Trotzdem zeigt sich der Österreicher auch selbstkritisch und stellt die Frage: "Haben wir mit diesem Rennmotor wirklich alle Punkte berücksichtigt? Ich denke, wir sollten uns das anschauen und zugeben: vielleicht nicht überall. Meine persönliche Meinung ist ganz klar, dass Sound ein Faktor ist. Fragt man einen Ingenieur, dann wird er sagen, dass es kein Faktor ist, denn die effizientesten und sogar leistungsstärksten Straßenautos sind heutzutage nicht mehr laut."
Mercedes möchte "aufgeschlossen sein"
Unter anderem Formel-1-Chef Bernie Ecclestone ist der dünne Sound der aktuellen Aggregate seit langer Zeit ein Dorn im Auge. "Vielleicht gehören wir einfach einer aussterbenden Brut von Benzinbrüdern an, die denken, dass ihre Meinung die absolute Wahrheit ist. Aber vielleicht ist sie das nicht", grübelt Wolff. Vor allem bei vielen langjährigen Formel-1-Fans kommt der aktuelle Sound nicht gut an.
"Ich denke, wir sollten einfach aufgeschlossen sein, uns das Konzept anschauen und uns fragen, was wir beim letzten Mal falsch gemacht haben und was wir optimieren können, um es für den Sport nachhaltig zu gestalten. Das ist eine gerechte Aufgabe", so Wolff, der außerdem erklärt, dass es nicht im Sinne von Mercedes ist, andere Teams aus der Formel 1 zu drängen.
"Wir werden keine Hardliner-Position einnehmen und sagen, dass wir nichts ändern wollen, denn letztendlich profitieren wir auch davon", verspricht der Österreicher und erklärt: "Wir brauchen die anderen Teams, um gewinnen zu können, und wir brauchen eine Plattform, die für die Fans und Kunden attraktiv ist. Darum führen wir diese Diskussionen."