Nicht nur bei Mercedes, sondern auch bei Red Bull waren Spritprobleme der Auslöser für die Teamorder - Das Wetter hatte die beiden Topteams völlig überrascht
© Foto: Red Bull
Die speziellen Bedingungen beim Grand Prix von Malaysia sorgten an den Kommandoständen für rauchende Köpfe. Das kommt nun zunehmend ans Tageslicht. Laut Informationen von 'auto motor und sport' soll nämlich nicht nur Mercedes die Stallorder wegen Spritproblemen ausgegeben haben, sondern auch das Weltmeisterteam Red Bull.
Das klingt nachvollziehbar, denn Mark Webber fuhr den Großteil des Rennens an der Spitze des Feldes und konnte daher keinen Windschatten nutzen. Da die Spitzengruppe stets eng beisammen lag, konnte der "Aussie" das Tempo auch nicht drosseln. Und als er es einmal für einen Moment etwas langsamer angehen ließ, machte Teamkollege Sebastian Vettel mit seinem umstrittenen Funkspruch sofort Druck: "Mark ist zu langsam. Schafft ihn mir aus dem Weg."
"Multi 21": Spritproblem war Auslöser
Um zu verhindern, dass Webber tatsächlich der Sprit ausgeht, entschieden sich Teamchef Christian Horner & Co. nach Webbers letztem Boxenstopp für den Code "Multi 21", der die Piloten dazu auffordert, dass das Auto mit der Nummer 2 vor dem Auto mit der Nummer 1 ins Ziel kommt. Vettel hielt sich bekanntlich nicht an diese Teamentscheidung und kämpfte Webber nieder, der seine Motoreinstellung längst auf einen spritsparenden Modus umgestellt hatte.
Derzeit ist unklar, ob der nach seinem Manöver vielkritisierte Vettel über die Hintergründe der Teamentscheidung - es war ein Duell mit ungleichen Waffen - Bescheid wusste. Der Heppenheimer fühlte sich in der Hitze des Gefechtes vermutlich ungerecht behandelt, weil er beim Qualifying extra einen frischen Reifensatz für das Rennen aufbewahrt hatte und dadurch in Q1 und Q2 ein Risiko einging, das später durch die Teamstrategie nicht belohnt wurde.
Der Grund für die Spritprobleme
Bleibt die Frage, warum sich die Teams ausgerechnet in Sepang so deutlich bei der Spritmenge verschätzt haben. Die Ursache liegt darin, dass die Strecke in der Anfangsphase feucht war und die Teams zum Zeitpunkt des Auftankens mit mehr Regen gerechnet hatten - und bei nasser Piste ist der Spritverbrauch durch das niedrigere Tempo niedriger.
Doch dann kam es anders: Der Asphalt trocknete rasch ab, und das Tempo an der Spitze war durch die geringen Abstände der Top 4 unerwartet hoch - man jagte sich also gegenseitig beinahe ins Verderben. Warum man beim Sprit nicht etwas großzügiger kalkulierte? Ausgerechnet der Sepang International Circuit ist aufgrund des rauen Asphalts und der hohen Temperaturen eine besonders reifenmordende Strecke. Und jedes Gramm Sprit erhöht die Belastung der sensiblen Pirelli-Pneus.