Nach dem Boxenunfall am Nürburgring hat der Automobil-Weltverband (FIA) einige Regeln modifiziert, um die Sicherheit sämtlicher Beteiligten zu verbessern
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Paul Allen hatte keine Chance, das Unglück kommen zu sehen. Der TV-Kameramann stand beim Großen Preis von Deutschland mit dem Rücken zum Geschehen, als sich am Red Bull von Mark Webber ein Rad löste, das in der Boxengasse für Chaos sorgte. Während die Boxencrews noch rechtzeitig reagierten und dem Rad aus dem Weg gingen, traf es Allen von hinten an Kopf und Schulter.
Der Brite trug schwere Verletzungen davon, befindet sich laut einer Mitteilung des Automobil-Weltverbands (FIA) jedoch auf dem Besserung. "Es wird erwartet, dass er vollständig gesund wird", heißt es dort. Die Verantwortlichen haben dennoch vor, die Sicherheit sämtlicher Beteiligten weiter zu verbessern. Die FIA nimmt den Boxenunfall um Allen zum Anlass, einige Regeln zu modifizieren.
"Um das Risiko ähnlicher Zwischenfälle in der Zukunft zu vermeiden", so das Statement des Automobil-Weltverbands. "Die FIA hat die Teams heute darüber informiert, dass man den FIA-Weltrat darum ersuchen werde, zwei Regeländerungen sofort abzusegnen." Beide Regelungen seien bereits für 2014 fixiert, sollen aufgrund der jüngsten Entwicklungen jedoch noch während der aktuellen Saison eingeführt werden.
Wer in der Boxengasse arbeitet, braucht einen Helm
Neuerung eins ist eine Modifizierung von Artikel 23.11 des Sportlichen Regelwerks der Formel 1. Dort heißt es künftig: "Teammitglieder dürfen sich nur unmittelbar vor Arbeiten am Auto in der Boxengasse aufhalten und müssen diese nach abgeschlossener Arbeit sofort wieder verlassen. Alle Personen, die während eines Boxenstopps im Rennen am Fahrzeug arbeiten, müssen einen Kopfschutz tragen."
Nach dem Zwischenfall vom Nürburgring dürfen sich übrigens überhaupt nur noch Eventmarshalls und Teammitglieder während Qualifying und Rennen in der Boxengasse aufhalten. Zugelassene Vertreter der Medien müssen nun im Bereich der Boxenmauer bleiben. Das gilt auch für Kameramänner wie Allen, die bisher direkt in der Boxengasse tätig waren. Insgesamt handelt es sich um sechs Kameracrews.
Die zweite große Neuerung, die von der FIA in ihrer Mitteilung genannt wird, ist eine Herabsetzung des Speedlimits in der Boxengasse von 100 km/h auf nun 80 km/h im Rennen. Ausnahmen bilden auch weiterhin die Stadtrennen in Melbourne, Monaco und Singapur, wo mit maximal 60 km/h gefahren wird. Künftig soll die Boxengasse zu jeder Zeit mit maximal 80 km/h durchfahren werden.
Geld- und Durchfahrtsstrafen bei zu viel Speed
Dazu zitiert die FIA den Artikel 30.12 aus dem Sportlichen Regelwerk: "Für die gesamte Veranstaltung gilt ein Speedlimit von 80 km/h in der Boxengasse. Dieses Speedlimit kann jedoch von den Stewards modifiziert werden, wenn sie eine Empfehlung vom Formel-1-Sichherheits-Beauftragten der FIA erhalten." Der Strafenkatalog für ein Fehlverhalten ändert sich durch diese Neuerung übrigens nicht.
"Jedes Team, dessen Fahrer in einem Training über dem Speedlimit fährt, wird mit 100 Euro pro km/h über dem Speedlimit bestraft", heißt es in den Regeln. "Die Maximalstrafe beträgt 1.000 Euro. Gemäß Artikel 18.1 können die Stewards eine zusätzliche Strafe aussprechen, wenn sie den Verdacht hegen, dass der Fahrer zu schnell gefahren ist, um dadurch einen gewissen Vorteil zu bekommen."
Für das Rennen gelten wiederum andere Regeln. Das FIA-Statement weiter: "Während eines Grand Prix können die Stewards gegen jeden Fahrer, der über dem Speedlimit fährt, eine Strafe gemäß Artikel 16.3 a) oder b) aussprechen." Und das heißt nichts Anderes als: Wer im Rennen zu schnell durch die Boxengasse fährt, bekommt eine Durchfahrts-Strafe oder eine Zehn-Sekunden-Strafe aufgebrummt.