Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost deutet an, dass Pierre Gasly die Formel-1-Saison 2017 wohl zu Ende fahren soll: Franzose beeindruckt bei Debüt mit seinem Feedback
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Bislang hat Pierre Gasly seinen Formel-1-Platz bei Toro Rosso nur für die anstehenden Rennen in Malaysia und Japan sicher, doch Teamchef Franz Tost deutet an, dass der Franzose seinen Kollegen Daniil Kwjat sogar für die verbleibenden sechs Rennen verdrängen könnte: "Normalerweise sollte Pierre für die restlichen Rennen bei uns im Auto sitzen", sagt der Österreicher. Allerdings gibt es da ein Problem.
Wenn die Formel 1 in drei Wochen in Austin gastiert, findet zeitgleich das Saisonfinale der japanischen Super Formula statt, in der Gasly nur einen halben Punkt Rückstand auf den Meisterschaftsführenden hat - und die deutlich bessere Form. "Er hat gute Chancen, die Meisterschaft zu gewinnen. Deshalb müssen wir es noch abwiegen, wie wir uns da entscheiden", sagt Tost.
Bei den drei restlichen Saisonrennen in Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi ist der Terminkalender des amtierenden GP2-Meisters jedoch frei, sodass Gasly gute Chancen besitzen dürfte, auch dort zum Einsatz zu kommen. Das wären schlechte Nachrichten für Daniil Kwjat, der den Saisonendspurt nur von der Ersatzbank aus mitbekommen dürfte. Der Russe scheint die vorläufige Ausbootung auch nicht gut verdaut zu haben, wie Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko andeutet.
Marko: Kwjat war "aggressiv"
"Er war am ersten Tag natürlich sehr enttäuscht und auch aggressiv", verrät der Österreicher. Erst am nächsten Tag hatte sich Kwjat beruhigt - auch weil Red Bull ihm versicherte, dass der Abschied nicht von endgültiger Natur sein muss. Denn zum einen wäre da noch Austin - und zum anderen 2018. "Daniil Kwjat gehört weiterhin zum Fahrerprogramm von Red Bull", betont Franz Tost und sagt, dass eine Paarung aus Gasly und Kwjat für 2018 möglich sei.
Zwar könnten sich durch die Partnerschaft mit Honda auch andere Möglichkeiten ergeben, doch die bevorzugte Wahl der Japaner, Formel-2-Pilot Nobuharu Matsushita, besitzt nicht genügend Punkte, um für eine Superlizenz in Frage zu kommen. Und ein anderer Red-Bull-Junior ist nach dem definitiven Abgang von Carlos Sainz zu Renault nicht in Sicht. "Es ist eine Entscheidung von Red Bull", so Tost. "Ich nehme an, dass wir uns Ende Oktober zusammensetzen werden, um über unser Aufgebot zu entscheiden."
Die Karten liegen aber erst einmal in den Händen von Pierre Gasly. Der Franzose hat ab sofort die Chance, die Bosse von sich zu überzeugen. Leistet er gute Arbeit, dürfte er für 2018 gesetzt sein. Der erste Trainingstag am Freitag sorgte bei den Verantwortlichen schon einmal für gute Laune: "Das war in Ordnung", nickt Helmut Marko, der sich für das Nachwuchsprogramm verantwortlich zeigt. "Im Nassen war er noch eindrucksvoller als jetzt am Nachmittag im Trockenen."
Franz Tost von Gaslys Feedback beeindruckt
Im verregneten ersten Training hatte Gasly Rang neun erreicht und Teamkollege Sean Gelael deutlich geschlagen. Am Nachmittag landete er auf Rang 15, war dabei aber sogar schneller als der viel erfahrenere Carlos Sainz. "Er ist wirklich sehr gut gefahren und hat eine gute Performance gezeigt", lobt Teamchef Tost den Einstand des Rookies.
Was dem Österreicher aber besonders imponiert hat, waren nicht die Zeiten sondern das technische Feedback, "weil er genau das wiedergegeben hat, was unser Fahrzeug betrifft: Untersteuern beim Einlenken zum Scheitelbereich hin", lobt Tost. "Ich muss sagen, ich bin beeindruckt, wie er das alles geschildert hat. Diesbezüglich hat er wirklich eine sehr gute Vorstellung geliefert."
"Er hat sich gleich über Untersteuern beklagt. Wir haben ihn reingeholt, ein paar Veränderungen am Frontflügel vorgenommen - und anschließend ist er seine beste Zeit gefahren", so der Teamchef weiter. Sollte Gasly seine Leistung bestätigen können, dann ist ihm der Platz 2018 sicher. "Pierre ist natürlich die erste Wahl, weil er der nächste Red-Bull-Nachwuchsfahrer ist", bestätigt Tost. Die endgültige Entscheidung fällt aber wohl erst Ende des Monats.