Platz sechs als realistisches Ziel: Mit einer neuen Mercedes-Antriebseinheit will Lewis Hamilton beim Grand Prix von China eine Aufholjagd starten
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Lewis Hamilton hat sich beim Grand Prix von China in Schanghai gegen einen Start aus der Boxengasse entschieden: "Wenn du das machst, bist du gleich mal acht Sekunden hinter dem letzten Auto. Ich habe so schon genug aufzuholen, da muss ich mich nicht auch noch mit acht Sekunden zusätzlich bestrafen", begründet der Vorjahressieger.
Es habe zwar "Vor- und Nachteile", als Letzter der Startaufstellung loszufahren (etwa eine höhere Wahrscheinlichkeit, in der ersten Kurve in eine Kollision verwickelt zu werden), aber letztendlich setzte sich der Racer im Weltmeister durch: "Du musst dich von Problemen fernhalten, aber so ist es viel aufregender. Und im Zweifel entscheide ich mich immer für die aufregendere Variante."
Dass er als 22. und Letzter ins Rennen gehen muss, liegt an technischen Problemen des Mercedes-Teams. Zuerst hatte er wegen eines Getriebewechsels nach Bahrain eine Grid-Strafe (fünf Positionen) kassiert; gleich im ersten Qualifying in China meldete er dann ein Motorproblem am Funk. "Leider entdeckten wir auf der ersten Out-Lap ein Problem, das sich als ein Defekt an der MGU-H herausstellte", erklärt Technikchef Paddy Lowe.
Motorwechsel vor dem Rennen
Sportchef Toto Wolff wird etwas konkreter: Zunächst habe man angenommen, dass "ein klassischer Wackelkontakt" die MGU-H lahmgelegt hat, "aber jetzt denken wir, dass vielleicht etwas gebrochen ist. Wir tauschen den Motor, um in aller Ruhe zu prüfen, was kaputt gegangen ist." Für Hamilton ist es erst die zweite Antriebseinheit der Saison 2016. Der Wechsel bleibt somit straffrei.
Sorgen bereiten zwei Faktoren. Erstens: Seit Mercedes im Winter die Boxencrews getauscht hat (die Hamilton-Mechaniker arbeiten nun für Rosberg und umgekehrt), scheint Hamilton das Pech an den Fersen zu kleben. Zweitens: Rosberg hatte schon am Freitag ein Problem im Antriebsbereich gemeldet. Dieses stellte sich aber als Lappalie im Bereich der Zündung heraus.
Unabhängig davon freut sich Hamilton schon darauf, morgen mit seinem pfeilschnellen Mercedes durch das Feld zu pflügen. Sein erklärtes Ziel sind WM-Punkte ("Red Bull, Ferrari und Nico sind auch verflixt schnell"), aber den Sprung vom 22. Startplatz auf das Podium hat er in Ungarn 2014 schon einmal geschafft - und der Papierform nach kann man in Schanghai sogar besser überholen als auf dem Hungaroring.
"Ich weiß schon genau, wie ich mir morgen den Weg durch das Feld bahnen werde", sagt Hamilton kämpferisch, "aber der Vergleich hinkt, denn es ist eine andere Strecke mit einem anderen Klima und anderen Belastungen auf die Reifen. Wirklich noch Dritter zu werden, halte ich für eine ziemlich große Herausforderung."
Hamilton: Erinnerungen an Go-Kart-Rennen
Der Freude tut das keinen Abbruch: "Das ist wieder so wie damals, als ich mit dem Rennfahren angefangen habe. Einige Kids um mich herum hatten immer das beste Material, während wir von ganz hinten kamen. Da musste ich mich auch immer durchkämpfen. Das habe ich sehr genossen, und daran erinnert mich diese Ausgangssituation. Es hat nicht ein Rennen gegeben, wo ich von hinten gestartet bin und dann keinen Spaß hatte!"
"Wenn du schon so weit reist und eine Woche hier bist, dann möchtest du auch die volle Distanz fahren", ergänzt er. "Das ist also das erste Ziel, zu Ende fahren, und dann möchte ich mich auf einige Rad-an-Rad-Kämpfe einlassen, Boden verlieren und wieder gutmachen. Ich habe Spaß an dieser emotionalen Achterbahnfahrt, die man dabei erlebt."
Abgeschrieben wird Hamilton gerade in Schanghai, wo abbauende Reifen selbst in den letzten paar Runden in der Vergangenheit schon Rennen auf den Kopf gestellt haben, von niemandem - insbesondere nicht von Polesetter Nico Rosberg: "Mit Lewis muss ich immer rechnen, wo auch immer er startet. Besonders auf dieser Strecke kann man überholen und mit der Reifenstrategie spielen, ganz außergewöhnliche Sachen machen, die letztendlich gar nicht viel langsamer sind."