"Neue" Formel 1: Sind am Ende alle glücklich?

, 03.03.2014

Noch gehen die Meinungen über die "neue" Formel 1 weit auseinander, doch Lewis Hamilton und Stefano Domenicali erwarten, dass sich der Staub bald schon legt

Zu leise, zu hässlich, zu kompliziert: Nachdem die Formel-1-Fahrzeuge des Jahrgangs 2014 nun zwölf Tage lang getestet wurden und jedermann sich ein Bild von der "neuen" Formel 1 machen konnte, reißt die Kritik an den Umwälzungen der Königsklasse nicht ab. Durch die gewaltigste Regeländerung der jüngeren Vergangenheit erfindet sich die Formel 1 in dieser Saison in vielen Bereichen neu, was nicht allen gefällt.

So kommt beispielsweise der deutlich dumpfere und leisere Klang der Turbomotoren nicht bei allen gut an. So trauert auch Lewis Hamilton dem Sound der V10- und V8-Aggregate nach, mit denen er im Motorsport groß wurde. "Dieses spezielle Brüllen sorgte für Gänsehaut. Wenn der Motor gestartet wurden, musste man sich die Ohren zuhalten", so Hamilton im Interview auf der offiziellen Website der Formel 1. "Das ist nun Geschichte."

Allerdings mag der 29-Jährige nicht die Rolle des konservativen Traditionalisten spielen und kann dem neuen Motorensound auch etwas positives abgewinnen. "Die Formel 1 entwickelte sich weiter, und wer weiß, vielleicht sind wir alle bald glücklich über diesen 'leisen Klang'. Das macht die Kommunikation zwischen Cockpit und Boxenmauer sicherlich einfacher", sagt Hamilton. "Man sieht, es gibt immer zwei Seiten einer Medaille."

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali will ebenfalls nicht ausschließen, dass die Kritiker von heute schon morgen zu den Fans der "neuen" Formel 1 gehören werden. "Alle, die jetzt sagen, dass die Formel 1 ein Desaster sei, werden vielleicht nach ein paar Rennen sagen: 'Siehst du, ich hab ja gesagt, dass die Formel 1 fantastisch ist'", so der Italiener.

"Mit Sicherheit sind die Änderungen in diesem Jahr unglaublich", sagt Domenicali. Eine Alternative zu dieser Radikalkur sieht der Ferrari-Teamchef indes nicht. "Es ist eine Änderung, die nicht Schritt für Schritt hätte durchgeführt werden können. Wir wissen, wie die Formel 1 ist, und wir müssen alles von unserer Seite her anpassen", so Domenicali, der auch die Teams in der Pflicht sind, das Produkt "Formel 1" aktiv zu promoten. Ein Urteil sollte man dann frühestens nach der Saison ziehen. "Wir müssen abwarten, wie es am Ende des Jahres aussieht."

Eines ist jedoch schon jetzt klar: Auf die Fahrer kommt im Rennen deutlich mehr Arbeit zu - vor allem, mit Mund und Ohr. Denn durch die neuen Antriebseinheiten mit ihrem komplexen Energierückgewinnungssystem und dem Benzinlimit von 100 Kilogramm im Rennen wird der Austausch zwischen Boxenmauer und Cockpit noch intensiver werden.

"Ja, es wird mehr Kommunikation geben", bestätigt Hamilton, und darüber bin ich nicht besonders glücklich, denn es lenkt dich mehr ab, wenn dir jemand öfter ins Ohr redet." Allerdings registriert der Brite schon seit Jahren eine immer höhere Arbeitsbelastung im Cockpit. Diese werde aber durch die steigende Erfahrung teilweise ausgeglichen. "Mit jedem Jahr wächst du als 'Ingenieur'. Du hast zwar deine Ingenieure, die mit dir zusammenarbeiten, aber technisch verstehst du das Auto wie ein Ingenieur."

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