Paul Hembery erklärt, dass Pirelli nicht auf Druck von Red Bull neue Reifen bringt und für faire Bedingungen sorgen will - Profitieren McLaren und Sauber?
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Lange hatte Pirellis Motorsportchef Paul Hembery argumentiert, dass der Großteil der Teams ihn dazu angehalten hätte, nichts an den Reifen zu ändern, und Red Bull und Mercedes nur in der Unterzahl wären. Doch die vielen Boxenstopps in Barcelona, immer wieder auftretende Reifenschäden und im Zuge dessen die heftige Kritik, die auf den italienischen Reifenhersteller niederprasselte, waren dann doch zu viel: Ab Kanada bringt man nun überarbeitete Reifen, die zuverlässiger sein sollen als bisher.
War der Druck durch Red Bull und Mercedes zu große geworden? Davon will Hembery gegenüber 'Sky Sports F1' jedenfalls nichts wissen. Mit Red-Bull-Teamchef Christian Horner habe er über dieses Thema "nur fünf Minuten lang gesprochen", sagt der Brite. "Es ist wirklich eine Entscheidung von Pirelli. Wir müssen uns um alle Teams kümmern - und darum, wie sich die Situation entwickeln wird. Das ist die Basis unserer Entscheidung."
Lotus und Ferrari als Opfer?
Ihm ist bewusst, dass nicht alle mit der Entscheidung glücklich sein werden, schließlich kommen Lotus und Ferrari besser als andere Rennställe mit den aktuellen Pneus zurecht: "Man kann nicht alle glücklich machen - das ist sicher ein Faktor." Er wehrt sich aber gegen die Annahme, dass die "Scuderia" und das Team aus Enstone die großen Leidtragenden sind: "Man wird jetzt sicher Lotus und Ferrari herauspicken und sagen, dass es aus ihrer Sicht in Ordnung war, aber Red Bull hat auch zwei Rennen gewonnen und führt in der WM. Sie waren also auch nicht so schlecht - selbst mit den aktuellen Reifen."
Damit das Kräfteverhältnis nun nicht verschoben wird, bemühe man sich um eine "neutral Herangehensweise, die für die Mehrheit am besten ist" - auf Basis der Daten, die man von den elf Teams erhalte. "Natürlich könnte es ein Team geben, das diese Herangehensweise eher mag als ein anderes", ist ihm bewusst, dass die Angelegenheit durchaus heikel ist.
Bereits morgen Donnerstag erhalten die Teams Daten über die neuen Reifen, die der Konstruktion von 2012 ähneln werden - vor allem die Seitenwände sollen deutlich steifer sein, wodurch sich der Pneu nicht mehr so stark verformt wie bisher. "Es handelt sich in Wahrheit um eine Art Mischung aus dem, was wir bisher in der Saison verwendet haben, und aus der Konstruktion des Vorjahres - das soll dabei helfen, dass der Einfluss auf die Teams minimal ist", erklärt Hembery.
McLaren und Sauber: Macht Pirelli den Fehler wieder gut?
Die Daten sind nicht unerheblich, denn wie man bereits in der bisherigen Saison gesehen hat, wirken sich unterschiede bei der Reifenkonstruktion massiv auf die Performance der Boliden aus. Opfer diese Tatsache sind die Teams McLaren und Sauber, die dieses Jahr bei ihren Boliden auf völlige Neuentwicklungen gesetzt haben, aber von den wenig repräsentativen 60-Prozent-Windkanal-Reifen beim Design in eine falsche Richtung geleitet wurden.
Die Pirelli-Windkanal-Reifen für 2013 sollen den 2012er-Pneus ähnlicher sein als den aktuellen Reifen - die neuen Reifen ab Montreal könnten McLaren und Sauber also eventuell entgegenkommen. Hembery ist bewusst, dass sich die Umstellung auf die Aerodynamik auswirken könnte: "Deswegen wollen die Teams die Daten so rasch wie möglich bekommen. Das ist auch der Grund, warum wir ihnen Reifen liefern wollen, die sie zumindest zum Teil in der Vergangenheit benutzt haben - damit sie schon ein paar Daten haben."
Auch die Reifenmischungen sollen bei den neuen Reifen weniger aggressiv sein, was sich laut Hembery "ein bisschen auf die Strategie auswirken könnte, und zwar, auf welche Weise die Reifen im Rennen genutzt werden."