Neunte Pole: Rosberg hängt Hamilton im Qualifyingduell ab

, 01.11.2014

Nico Rosberg entscheidet das Qualifyingduell mit Lewis Hamilton in Austin bereits vorzeitig für sich, profitiert dabei allerdings von Bremsproblemen des Briten

Einen inoffiziellen Titel hat Nico Rosberg bereits sicher: Mit nun neun Pole-Positions kann den Deutschen in dieser Hinsicht 2014 kein anderer Fahrer mehr überholen. Mercedes-Teamkollege und WM-Rivale Lewis Hamilton könnte maximal noch gleichziehen, wenn er seinen Silberpfeil in den letzten beiden Saisonrennen im Qualifying ganz nach vorne stellt. In der WM hat der Brite allerdings noch immer die Nase vorne. Wie wichtig ist Rosbergs Pole in Austin also wirklich?

"Darüber freue ich mich, aber leider bekomme ich dafür keine Punkte", erklärt der WM-Zweite mit einem Lachen, als er nach dem Training darauf angesprochen wird, dass er das Qualifyingduell gegen Hamilton (10:7) nun bereits vorzeitig gewonnen hat. "Es war in großartiger Tag, ich bin sehr glücklich. Es hat sehr gut funktioniert. Zusammen mit meinen Ingenieuren haben wir ein sehr Auto für das Qualifying entwickelt, mit dem ich sehr zufrieden war", fasst Rosberg zusammen.

"Die Balance war gut, obwohl es eine ziemliche Herausforderung war, weil der Wind sich dauernd veränderte und heute Morgen waren die Bedingungen ganz anders, viel kälter. Die Strecke veränderte sich die ganze Zeit und es war nicht einfach, alles richtig hinzubekommen. Aber wir hatten ein großartiges Setup und Auto, ich bin sehr zufrieden. Der erste Platz ist großartig, aber es zählt morgen das Rennen."

Hamilton gesteht Niederlage ein

"Mercedes hat Texas erobert", freut sich Niki Lauda bei 'RTL' und ergänzt: "Für Nico war es heute unheimlich wichtig, den Lewis zu schlagen. Für die Motivation ist das wahnsinnig wichtig. Er wurde in den letzten vier Rennen demoralisiert, und jetzt ist er wieder in absoluter Hochform. Es war eine Superrunde. Ich glaube nicht, dass Lewis die je geschafft hätte. Er hat jetzt wieder einen Tick Vorteil für das morgige Rennen."

"Nico hat heute einen großartigen Job gemacht", lobt auch Hamilton selbst und erklärt: "Ich hatte Probleme beim Bremsen. Die linke Bremse war immer ungefähr 100 Grad kälter als die rechte. Ganz egal, was ich gemacht habe, selbst wenn ich früher bremste, dann blockierte sie trotzdem. Da habe ich wohl sehr viel Zeit verloren. Aber selbst ohne dieses Problem wäre Nico heute wohl zu schnell gewesen."

Ehrliche Worte von Hamilton, der nun am Sonntag nicht nur hinter Rosberg starten muss, sondern auch von der schmutzigeren Seite. Ein großer Nachteil für den WM-Führenden? "Das ist von Strecke zu Strecke anders. Manchmal gibt es gar keinen Unterschied, manchmal schon. Im letzten Rennen war es ziemlich ausgeglichen. Aber hier fährt man in seiner fliegenden Runde immer über die Seite der Pole-Position", berichtet Hamilton.

"Die wird also eindeutig sauberer sein. Aber hoffentlich ist der Unterschied nicht so groß. Außerdem kann man auf dieser Strecke kämpfen und überholen", gibt sich der Brite optimistisch. Rosberg hat über dieses Thema derweil "noch gar nicht nachgedacht. Aber es stimmt natürlich, das ist großartig. Noch ein weiterer Vorteil neben dem ersten Platz. Natürlich wird der Start sehr wichtig sein, ich muss das Beste daraus machen und vorne bleiben."

Viele kleine (und große) Probleme

"Insgesamt war das ganze Wochenende ein bisschen schwieriger, weil die Bedingungen sich die ganze Zeit verändert haben, auch heute Morgen zum Beispiel. Es war eiskalt da draußen auf der Strecke. Heute Nachmittag war es dann wieder warm. Da kann man eigentlich fast gar nichts testen", berichtet Rosberg, der trotzdem glaubt: "Ich habe auch im Rennspeed ein echt gutes Auto, ich habe sogar vom Setup her schon ein bisschen mehr Richtung Rennen gearbeitet. Also bin ich sehr guter Dinge."

Und dann ist da ja auch noch Hamiltons Bremsproblem, das laut dem Briten auch im Rennen zu einem Faktor werden könnte. "Lewis hatte schon am ganzen Wochenende Probleme mit diesem Blockieren vorne links. Wirklich die ganze Zeit. Am Nachmittag war es im Qualifying dann wohl besonders schlimm", erklärt der Technische Direktor Paddy Lowe gegenüber 'Sky Sports F1', ergänzt jedoch: "Ich denke, im Rennen sollte es in Ordnung sein."

"Die Strecke ist ganz kompliziert, bei einigen anderen Autos hat man das auch gesehen, dass das Vorderrad einfach stehenbleibt", bemerkt Teamchef Toto Wolff gegenüber 'Sky' und ergänzt: "Dann hat er hinten verglaste Bremsscheiben gehabt. Aber das hat Nico im letzten Freien Training auch gehabt und da viel Fahrzeit verloren. Von daher würde ich sagen, das hat sich da in etwa die Waage gehalten."

"Wir haben das ganze Wochenende immer wieder kleine 'Gremlins' im Auto gehabt, die wir dem Auto austreiben müssen. Es ist einfach noch nicht so, wie wir uns das vorstellen. Das Auto ist sehr schnell, aber man hat in der Vergangenheit häufig gesehen, dass bei sehr schnellen Autos oftmals alles sehr filigran war, und das ist auch bei uns in diesem Jahr der Fall. Aber das ist nicht der Anspruch, den wir haben. Das muss besser werden."

Lauda erwartet "mühsames" Rennen

Lowe vermutet: "Vielleicht hat es etwas mit dem Setup seinen Autos zu tun, er tut sich da schwerer als Nico. Vielleicht ist es aber auch nur ein kleineres Problem. Wir müssen uns ansehen, warum es ausgerechnet an diesem Nachmittag besonders schlimm war." Lauda ist sich jedenfalls sicher, dass Hamilton am Sonntag trotzdem eine Chance haben wird: "Das kriegt er natürlich hin. In dieser Runde muss alles stimmen, und Lewis musste sich von Beginn des Trainings an mit Problemen auseinandersetzen."

"Aber die wird er alle in Ordnung bringen. Das Rennen morgen ist lang, und der Zweikampf geht morgen richtig los. Aber Nico hat jetzt die Schwäche der Vergangenheit abgelegt und bewiesen, dass er schneller als Lewis ist. Das braucht er, das motiviert ihn für das morgige Rennen. Wie das aber ausgeht, das kann man heute bei bestem Willen nicht sagen." Rosberg müsse am Start "vorne bleiben und alles versuchen. Für mich als Chairman wird das ein mühsames Rennen werden, weil man die beiden nicht motivieren kann, zu bremsen."

"Die fahren sich von Anfang bis Schluss gegenseitig um die Ohren. Ich hoffe, dass es gut ausgeht", sagt Lauda und Lowe ergänzt: "Beide Fahrer stehen enorm unter Druck, jetzt wo das Ende der Weltmeisterschaft näher rückt. In solchen Momenten müssen Champions auch unter Druck gute Leistungen abliefern und das machen die beiden Jungs." Im Qualifying setzte Rosberg dabei zusätzlich auf ein kleines Psychospielchen.

Am Ende von Q2 legte er noch einmal eine deutliche Bestzeit hin, obwohl er bereits sicher für Q3 qualifiziert war. Ein kleines Zeichen an Hamilton, der sich davon allerdings unbeeindruckt zeigt: "Keine Ahnung, das habe ich gar nicht gesehen. Da habe ich mir meine Daten angeschaut und wollte herausfinden, wie ich meine Bremsbalance verstellen kann, um die Probleme zu lösen."

Hat Mercedes den Sieg bereits in der Tasche?

"Die beiden bleiben sich nichts schuldig", merkt Wolff mit einem Lächeln an und fügt hinzu: "Immer wenn man von einem Momentum für den einen spricht, dann schlägt der andere wieder zurück. Man sieht's: Sie haben beide versucht, alles zu geben. Ich glaube, Lewis war in der Pressekonferenz nicht ganz so erfreut. Nico hat einfach eine fantastische Runde hingelegt."

Trotzdem hat Wolff am Sonntag auch die beiden Williams-Piloten Valtteri Bottas und Felipe Massa noch auf der Rechnung: "Die waren ziemlich stark. Auf einer Runde war unsere Pace schon ziemlich gut, aber im Rennen kann es dann schon wieder ganz anders sein. Wir werden sehen, ob morgen ein- oder zweimal gestoppt wird. Ich denke, wenn wir keine technischen Probleme haben sollten, dann sollten wir das Rennen schon ganz vorne beenden können. Aber es ist erst Samstag."

Pole-Setter Rosberg glaubt, dass im Rennen vor allem der Wind eine entscheidende Rolle spielen wird: "Der Wind ist total anders und der hat einen großen Einfluss auf unser Auto. Am gesamten Wochenende haben wir vor jeder Sitzung auf den Wind geschaut: Wie stark ist er? Wo kommt er her? Denn er kann das Auto komplett verändern und genau das wird morgen passieren. Im Qualifying hat sich der Wind bereits etwas gedreht und morgen wird das noch mehr der Fall sein." Eventuell werden sich dann auch die Kräfteverhältnisse zwischen Rosberg und Hamilton noch einmal ändern.

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