Der Tod von Ayrton Senna ist eine großen Tragödien der Formel-1-Geschichte - Den damals verantwortlichen Chefdesigner Adrian Newey lässt sie bis heute nicht los
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Ayrton Senna gilt als einer der größten - vielleicht der größte - Rennfahrer aller Zeiten. Nach drei Weltmeisterschaften (1988, 1990, 1991) in sechs Jahren für McLaren wechselte der Brasilianer 1994 zum Williams-Team, das die beiden Vorjahre dominiert hatte. Im dritten Saisonrennen für seinen neuen Rennstall verunglückte Senna in Imola tödlich. Sein damaliger Chefdesigner, ein gewisser Adrian Newey, kommt über den Tod der Rennlegende bis heute nicht hinweg.
"Was an jenem Tag passiert ist, was den Unfall ausgelöst hat, verfolgt mich noch heute", muss er gegenüber 'BBC Sport' eingestehen. Besonders die Tatsache, dass er nie Gewissheit darüber erlangen würde, wie der Unfall genau zustande gekommen ist, belastet den Briten, der heute in Diensten von Red Bull steht: "Niemand wird das je wissen." Senna war am 1. Mai 1994 nach sieben Runden beim Großen Preis von San Marino in der 300-Km/h-Kurve "Tamburello" ohne Lenkkorrekturen geradeaus gefahren und anschließend in eine ungeschützte Mauer eingeschlagen.
Die Untersuchungen des Unfallhergangs hinterließen einige Unklarheiten, was die Lenksäule des Williams anging: "Es gibt keine Zweifel daran, dass sie gebrochen war", stellt Newey klar. Die bis heute ungeklärte Frage ist nur, ob die Lenkung bereits in der Kurve brach oder erst durch den Einschlag. Sprich: Ob ein Konstruktionsfehler von Williams zu der Tragödie führte oder ein Fahrfehler Sennas. "Alle Daten, alle Streckenkameras, die On-Bord-Kamera von Michael Schumacher, dem Fahrer des folgenden Autos - nichts von alledem deutet einheitlich auf den Bruch der Lenksäule hin", erklärt der Chefdesigner.
"Das Auto hat zunächst übersteuert. Das hat Ayrton noch aufgefangen und erst dann fuhr er geradeaus", erinnert sich der 54-Jährige an den Tag, der die Formel 1 - besonders im Bereich der Sicherheit -nachhaltig veränderte. Newey und Patrick Head, der seinerzeit Technischer Direktor bei Williams war, wurden anschließend wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung vor Gericht gestellt, letztlich aber freigesprochen.
Doch nicht nur die Ungewissheit über die Lenksäulenkonstruktion quält Newey bis zum heutigen Tag: "Eine Sache, die mich wohl immer verfolgen wird, ist der Hintergrund, dass er zu Williams gekommen ist, weil wir in den Jahren zuvor ein ordentliches Auto gebaut hatten; er dachte, wir hätten das Beste. Unglücklicherweise war es zu Saisonbeginn 1994 aber kein gutes Auto. Ayrtons schieres Talent und diese Bestimmtheit... Er hat versucht, mehr aus dem Auto herauszuholen, als es zu leisten fähig war."
Im Rückblich komme es Newey einfach so makaber und unfair vor, Senna in eine solche Position gebracht zu haben. "Und dann, als wir das Auto hinbekommen hatten, war er nicht mehr bei uns." Der Technikchef von Red Bull behält in jedem Fall einen besonderen Rennfahrer im Gedächtnis: "Er hatte so eine Aura um sich herum - etwas, das sehr schwer zu beschreiben ist. Fest steht, dass er eine außergewöhnliche Präsenz hatte."