Mit Bekanntwerden des Falles Kimi Räikkönen, der 2013 offenbar noch kein Gehalt gesehen hat, sickert durch, dass die Fahrer das Thema bereits auf dem Radar haben
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Kimi Räikkönen sorgte am Freitagabend in Abu Dhabi mit seiner Drohung, in den USA und in Brasilien nicht mehr für Lotus an den Start zu gehen, für Schlagzeilen. Der WM-Dritte hat 2013 eigenen Angaben noch keinen Cent von seinem vereinbarten Gehalt bekommen, weswegen ihm nun der Kragen platzt. Doch Räikkönen ist nicht der einzige Formel-1-Fahrer in dieser unschönen Situation.
Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' hätte er 2012 inklusive aller Punkteprämien rund 18 Millionen Euro verdienen sollen. Laut Lotus-Angaben ist dieses Geld geflossen, wenn auch verspätet. Dieses Jahr offenbar nicht mehr, wie Räikkönen selbst bereits in Ungarn erstmals verraten hat. Das lässt den logischen Schluss zu, dass auch sein Teamkollege Romain Grosjean kein Geld gesehen hat - und Nico Hülkenberg wäre im Sommer ebenfalls beinahe der Kragen geplatzt, als Sauber mit den vereinbarten Zahlungen im Rückstand war. Eine Liste, die man sicher noch weiter fortsetzen könnte.
Weil immer mehr Fahrer betroffen sind, wird die Angelegenheit langsam auch in der Fahrergewerkschaft GPDA zum Thema. "Kimi ist nicht der Einzige, leider", erklärt Daniel Ricciardo auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com'. "Das ist die Königsklasse des Motorsports. Wenn ein Fahrer wie Räikkönen nicht bezahlt wird, dann ist der Sport nicht in bester Verfassung. Da muss man sich etwas überlegen. Es ist definitiv keine schöne Situation. Kimi ist immerhin ein Weltmeister und sollte auch bezahlt werden."
"Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden. Wir wissen, dass bei mehr als einem Fahrer Versprechen nicht eingehalten wurden", sagt der Toro-Rosso-Pilot und bestätigt: "In der GPDA sprechen wir über diese Dinge. Wenn andere Fahrer in so einer Situation sind, müssen wir ihnen helfen. Bisher wurde es noch nicht intensiv besprochen, aber dieses Jahr steigt die Wahrnehmung dieses Themas. Wir wissen, dass in diesem Sport viel Geld kursiert. Wir müssen nur sicherstellen, dass es richtig verteilt wird."
Zwar hätten die Fahrer durchaus Verständnis für die finanziell angespannte Situation, in der sich mehrere Teams befinden, aber dass Vereinbarungen einfach nicht eingehalten werden, sei langfristig gesehen trotzdem nicht tragbar. Ricciardo, als Red-Bull-Kaderfahrer mutmaßlich nicht selbst betroffen, vertritt die Ansicht, dass sich Fahrer und Team am Saisonbeginn zusammensetzen und je nach zu erwartender finanzieller Prognose ein realistisches Gehalt vereinbaren sollten, dass dann auch tatsächlich bezahlt werden kann.
Eine Möglichkeit, für die sich die GPDA demnächst stark machen könnte, ist die einer Notfalleinlage, wie es sie zum Beispiel auch in einigen Profiligen im Fußball gibt: "In anderen Sportarten gibt es Einlagen, die sichern, dass die Spieler zumindest einen gewissen Mindestbetrag bekommen, zum Beispiel wenn ein Team absteigt oder pleite geht." In so einen Topf würden die Beteiligten eine Art Solidarbeitrag einzahlen - und mit dem könnte man dann Fahrer, die von ihrem Team kein Geld mehr bekommen, zumindest teilweise entschädigen.
Neben ausstehenden Gehaltszahlungen ist bereits seit Jahren auch ein totgeschwiegenes Thema, dass die finanzschwachen Teams ihre Fahrer teilweise mit Teilen auf die Strecke schicken, die ihre vorgesehene Lebensdauer längst überschritten haben - ein Punkt, an dem die finanziellen Probleme zum Sicherheitsthema werden. Angeblich geht diese gefährliche Praxis sogar so weit, dass in der Vergangenheit teilweise Unterlagen gefälscht wurden, um eigentlich längst veraltete Teile aus Kostengründen noch einmal einsetzen zu können...