Der 'Corriere della Sera' berichtet von ersten Kontakten zwischen Nico Rosberg und Ferrari für 2017, aber was steckt wirklich hinter den Gerüchten?
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Die "Silly Season" schickt zu Beginn der Europasaison in der Formel 1 traditionell ihre ersten Vorboten, und das ist auch im Jahr 2017 nicht anders. Jenson Button wird schon zu Williams geschrieben, Stoffel Vandoorne in den McLaren - und Nico Rosberg zu Ferrari. Zumindest vom 'Corriere della Sera', der gestern als Schlagzeile von einem "sensationellen Flirt" zwischen dem WM-Leader und der Scuderia berichtet hat.
Vorweg: Es gibt Gründe, die für einen solchen Flirt sprechen. Kimi Räikkönen sitzt bei Ferrari nach schwankenden Leistungen in den vergangenen Jahren alles andere als fest im Sattel. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus. Genau wie der von Rosberg. Der wiederum könnte bei Mercedes unglücklich sein, weil er trotz Seriensiegen nur die Hälfte von Lewis Hamilton verdient. Und weil Toto Wolff im Winter gesagt hat, dass man über die Fahrerpaarung nachdenken muss, wenn diese weiterhin für Spannungen sorgt. Das war lange vor dem Crash in Barcelona.
Aber ein Wechsel wäre aus anderen Gründen auch unlogisch. Rosberg sitzt im derzeit besten Auto der Formel 1, und Mercedes ist hervorragend aufgestellt, diese Position auch 2017 bei neuen Regeln zu halten. Ferrari ist diesbezüglich ein höheres Risiko. Das Argument, dass das Teammanagement mit Hamilton-Siegen mehr Freude hat, ist auch keins mehr. Mit seinen Siegen hat Rosberg das Team auf seine Seite gezogen. Das bekennt neuerdings sogar Niki Lauda, in aller Öffentlichkeit.
Geht es nur ums liebe Geld?
Also kann es eigentlich nur ums Geld gehen. Und genau das ist mutmaßlich der Hintergrund der Story im 'Corriere della Sera'. Wer profitiert von den Gerüchten am meisten? Rosberg, weil er in den bevorstehenden Verhandlungen mit Mercedes argumentieren kann, wenn er nicht mehr Geld bekommt, geht er halt zu Ferrari. Und Ferrari, weil so die Möglichkeit besteht, den derzeit makellos fahrenden Räikkönen im Gehalt zu drücken: "Wenn du nicht zu unseren Konditionen willst, dann nehmen wir halt Rosberg", könnte ein Satz lauten.
Also werden die beiden Seiten einen Teufel tun und die Gerüchte klar dementieren. Stattdessen ist die klügere Strategie: Sich oberflächlich zu dem bekennen, was man hat, aber zwischen den Zeilen trotzdem die Tür offen zu lassen lassen. Das klingt dann so, gestern nach dem ersten Testtag in Barcelona: "Ich bin glücklich bei Mercedes. Aber schauen wir mal, was die Zukunft bringt." Und Ferrari hat zuletzt stets betont, dass man mit Räikkönen zufrieden sei, man sich aber nicht unter Zugzwang fühle, rasch zu handeln.
Warum sollte Ferrari Räikkönen loswerden wollen?
Tatsache ist: Zwei Deutsche im Ferrari erscheinen aus Marketingsicht unlogisch, sind aber keineswegs unmöglich. "Solange er nicht mit mir flirtet", lacht Sebastian Vettel, "ist alles gut. Alles andere müsst ihr meinen Chef fragen. Und das ist Maurizio." Vettel hätte wahrscheinlich wenig Freude mit Rosberg. Die gegenseitige Sympathie füreinander ist vorhanden, aber begrenzt, und warum den relativ bequemen Räikkönen loswerden, mit dem ein harmonisches Teamgefüge bei Ferrari gewährleistet ist?
Tatsache ist aber auch: Aus solchen gezielt nicht dementierten Gerüchten, die eigentlich nur eine Spielerei sein sollten, sind dann und wann auch schon Verträge geworden. Das könnte dann passieren, wenn die Verhandlungen zwischen Mercedes und Rosberg ins Stocken geraten. Denn dann könnte sich Rosberg ernsthaft überlegen: Warum nicht wirklich zu Ferrari gehen und eine neue Herausforderung annehmen? Einer, der schon gegen Schumacher und Hamilton gefahren ist, würde wohl auch vor Vettel keinen Rückzieher machen...