Nico Rosberg empfiehlt sich mit starken Leistungen für eine Gehaltserhöhung ab 2017, in den Vertragsverhandlungen sind aber noch zahlreiche Details zu klären
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Als souveräner WM-Leader und Sieger der letzten sechs Formel-1-Rennen befindet sich Nico Rosberg derzeit in einer starken Position. Das betrifft nicht nur die sportlichen Aspekte in der Saison 2016, sondern auch seine Ausgangslage für Vertragsverhandlungen mit dem Mercedes-Team. Denn seine aktuelle Vereinbarung als Silberpfeil-Werksfahrer läuft am Jahresende aus.
Rosberg verdient derzeit geschätzte 17 Millionen Euro und damit deutlich weniger als Teamkollege Lewis Hamilton, der 2015 als amtierender Weltmeister laut britischen Medienberichten einen 27-Millionen-Euro-Deal für sich ausgehandelt hat. Aber während die Vertragsgespräche mit Hamilton für 2016 schon Ende 2014 aufgenommen wurden, hat man momentan nicht den Eindruck, dass die Verlängerung des Rosberg-Deals mit besonderer Eile vorangetrieben wird.
"Vielleicht sollten wir uns beeilen, wenn Nico weiterhin solche Leistungen liefert", lächelt Sportchef Toto Wolff. Es sei aber grundsätzlich "alles unter Kontrolle. Nico ist schon lange Teil der Familie. Er ist ein wichtiger Stützpfeiler dieses Teams und er performt hervorragend, sodass nichts dagegen spricht, mit ihm weiterzumachen. Gleichzeitig liegt der Teufel im Detail - und die Details müssen irgendwann aussortiert werden. Da haben aber beide Seiten ein gutes Gefühl."
Rosberg sieht seine Zukunft bei Mercedes
Rosberg selbst will "über Vertragssachen nicht sprechen", aber "klar" sei für ihn: "Ich fühle mich super, wir kommen von beiden Seiten her gut klar, es läuft klasse. Ich bin sicher, dass ich hier noch viele Jahre fahren werde." Der 30-Jährige befindet sich in einer relativ komfortablen Position - a) weil er momentan sportlich alles richtig macht und b) weil Mercedes keine ernsthaften Alternativen zu haben scheint, die ihm schon 2017 ebenbürtig wären.
Pascal Wehrlein steht zwar als von Wolff protegierter Mercedes-Junior bei Manor für eine Zukunft im Silberpfeil in den Startlöchern, aber ein Siegerauto käme 2017 wohl noch zu früh in seiner Entwicklung. Das weiß der 21-Jährige auch selbst. Er bekomme natürlich mit, dass Rosbergs Vertrag ausläuft, und betont: "Ich will einmal im Silberpfeil sitzen, das ist kein Geheimnis. Aber es ist noch zu früh, sich damit zu beschäftigen."
Keine ernsthaften Alternativen
Fernando Alonso hätte sehr wahrscheinlich (nicht zum ersten Mal) große Lust, wäre schnell und käme auch mit seinem Ex-Teamkollegen Hamilton inzwischen besser klar, gilt aber als schwierig im menschlichen Umgang - eine Baustelle, die Wolff und Niki Lauda eher nicht aufmachen wollen. Valtteri Bottas, über Aces Management indirekt mit Wolff in Verbindung, erlebt bei Williams gerade keine besonders erfolgreiche Phase.
Wären da noch Daniel Ricciardo und Max Verstappen - aber Red Bull wird einen Teufel tun, die zwei am höchsten gehandelten Fahrer aus dem eigenen Kader ziehen zu lassen: "Keine Chance für Mercedes", winkt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko gegenüber 'auto motor und sport' ab. Und auch der hoffnungsvolle McLaren-Junior Stoffel Vandoorne ist zu jung und unerfahren und vor allem zu eng mit McLaren verbandelt.
Solange der "Krieg der Sterne" zwischen Rosberg und Hamilton nicht explodiert, ist eine Verlängerung von Rosbergs Vertrag zu besser dotierten Konditionen als bisher sehr wahrscheinlich. Etwas mehr Zeit, um die von Wolff angesprochenen Details zu klären, ist aber in der aktuellen Situation mutmaßlich hilfreich. Denn angesichts der Panama-Papers-Enthüllungen werden die Compliance-Beauftragten des Daimler-Konzerns diesmal besonders genau hinschauen.
Rosberg und die Panama-Papers
Die 'Tagesschau' hatte unter Berufung auf die Panama-Papers berichtet, dass das Mercedes-Team mit einer auf den Britischen Jungferninseln registrierten Firma namens Ambitious Group Limited einen Vertrag über Rosbergs Dienste als Rennfahrer abgeschlossen hat. Die Ambitious Group wiederum gehört offiziell zwei in Jersey registrierten Firmen und wird von der berüchtigten Kanzlei Mossack Fonseca in Panama verwaltet.
Zwar ist die Gründung einer Briefkastenfirma per se nichts Illegales, wie auch Rosbergs Rechtsanwalt Christian Schertz betont, und sämtliche Einkünfte seien ordnungsgemäß in Monaco versteuert worden. Doch ob der neue Vertrag angesichts des medialen Aufsehens um die Ambitious Group noch einmal in der gleichen Konstellation abgewickelt werden kann, erscheint fraglich - selbst wenn wirklich alles mit rechten Dingen zugegangen ist.