Das distanzierte Verhältnis deutscher Sportfans zu Formel-1-Weltmeistern findet der Österreicher befremdlich - Offenheit würde Vettel mehr Anerkennung verschaffen
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Dass Formel-1-Champions in Deutschland seit Michael Schumacher keine Lieblinge der Massen mehr sind, ist nicht neu. Keiner präsentiert seine Trophäen wie die Fußball-Nationalmannschaft vor Menschenmengen am Brandenburger Tor. Keiner fährt bei einem Autokorso durch die Heerscharen der Fans. Niki Lauda findet das befremdlich und wundert sich im Gespräch mit dem 'stern': "All eure tollen deutschen Weltmeister haben irgendwie ein seltsames Verhältnis zur Bevölkerung."
Dass die Piloten keine gefeierten Helden sind, macht Lauda an relativ dezent zur Schau gestellter Liebe für die Lenkradartisten fest: "Sie werden nicht so umarmt und geküsst wie die Fußballer. Rennfahrer in Deutschland werden in erster Linie, um es höflich zu sagen, anerkannt wegen ihrer Leistungen. Aber es fehlt irgendwie diese menschliche Nähe, die Wärme." In anderen Ländern werden die Formel-1-Stars deutlich mehr geherzt, auch wenn sie viel weniger Erfolge feiern.
Force-India-Pilot Sergio Perez oder der degradierte Manor-Mann Rio Haryanto sind in Mexiko respektive in Indonesien Volkshelden und können sich kaum frei bewegen. Auch Sebastian Vettel würde auf der Straße wohl erkannt. "Aber was bei dem wieder fehlt, ist die Offenheit. Der macht privat zu", moniert Lauda, hat aber Verständnis: "Ich würde das vielleicht auch so machen an seiner Stelle, aber Vettel hat nur die halbe Anerkennung, weil man eben auch seine Familie sehen will."
Nico Rosberg hingegen sieht der 67-Jährige Mercedes-Offizielle noch in der Findungsphase, wenn es um die Gunst der Massen geht: "Der Nico steht für mich irgendwo dazwischen", sagt Lauda über den Vater einer einjährigen Tochter, die er auch schon auf Pressefotos und in sozialen Netzwerken zeigte. Seine Ehefrau Vivian regelmäßig an der Strecke zu sehen und manchmal für Interviews zu haben. "Als Sohn von Keke Rosberg weiß man schon, wo er herkommt, und er ist zudem ein hochintelligenter und schneidiger Kerl. Aber eine Beziehung zum Volk zu finden, ist eben nicht so einfach", meint Lauda.