Nürburgring: Gespräche über Formel 1 2013 laufen

, 20.08.2012

Die NAG-Geschäftsführer Jörg Lindner und Kai Richter machen Druck auf den Insolvenzverwalter am Nürburgring: Schnelle Entscheidungen sind gefragt

Der Pachtvertrag mit dem Betreiber Nürburgring Automotive GmbH (NAG) gekündigt, der Besitzer Nürburgring GmbH in der Insolvenz: In der Eifel scheint der Tiefpunkt eines großen Dramas erreicht. Beim Blick nach vorn werden jedoch viele weitere Probleme sichtbar. Die NAG-Chefs Jörg Lindner und Kai Richter wollen die Kündigung zum 31. Oktober dieses Jahres nicht akzeptieren, der Insolvenzverwalter steht vor einer Sahnetorte mit vielen übel gährenden Früchten.

Viele Serienorganisatoren machen sich große Sorgen. Die wichtigste Frage: Was sind Verhandlungen mit den bisherigen Betreibern über die Austragung künftiger Rennen wert, wenn Richter und Lindner möglicherweise schon bald keinen Zugriff auf die Anlage haben. Dieses Thema beschäftigt auch Bernie Ecclestone, der seine Formel 1 weiterhin am Nürburgring sehen möchte. Für die Ausarbeitung eines neuen Vertrages fehlen ihm klare Strukturen in der Eifel.

"Unser Pachtvertrag läuft bis zum 30. April 2040. Herr Richter und ich beabsichtigen, ihn zu erfüllen", betont Lindner in einem Interview mit der 'Rheinischen Post'. Der Hotelier unterstreicht damit noch einmal die Problematik: freiwillig wird sich die NAG nicht zurückziehen. "Wir betrachten die Kündigung als unwirksam und haben ihr widersprochen. Seither ist nichts geschehen; es hat uns auch niemand verklagt", schildert Richter den Stand der Dinge.

"Jeder redet über Herrn Ecclestone, niemand außer uns redet mit Herrn Ecclestone. Herr Richter und ich waren zuletzt am 9. August bei ihm in London", erklärt Lindner die aktuellsten Entwicklungen in Sachen Formel-1-Vertragsverlängerung. Richter ergänzt: "Das wird nicht einfach, aber es wird gelingen. Ecclestone empfängt uns in den Gesprächen mit Sätzen wie: Ihr Deutschen habt Milliarden für Griechenland, aber keine paar Millionen für den Nürburgring."

NAg in Kontakt mit Ecclestone

"Konkret: Wir streben eine langfristige Bindung mit ihm an, nicht nur für die Rennsaison 2013", sagt der Düsseldorfer Geschäftsmann. "Die Insolvenzverwalter am Nürburgring haben uns die Zusage gegeben, dass Vereinbarungen, die wir mit Herrn Ecclestone treffen und der sie zustimmen müssen, Teil einer neuen Ausschreibung im Rahmen des Insolvenzverfahrens sein werden. Der Nürburgring-Verkauf hätte mit Formel-1-Vertrag natürlich einen höheren Wert als ohne Formel-1-Vertrag."

Als mögliche Käufer der unvergleichlichen Anlage in Rheinland-Pfalz werden Ecclestone selbst, ein Verbund von Automobilherstellern und auch die NAG-Macher genannt - alles nur Spekulation. "Wir werden uns die Ausschreibung genau ansehen und dann entscheiden", sagen die beiden NAG-Geschäftsführer. "Im Unterschied zu Schlecker gibt es für den Nürburgring ein funktionierendes betriebliches Konzept", betont Richter und sieht somit bessere Chancen bei der Suche nach einem Käufer als bei der insolventen Drogeriekette, die komplett baden ging.

"Dass die staatliche Verpächtergesellschaft insolvent ist, hat mit deren Finanzierung zu tun - und nicht im Ansatz etwas mit uns als privater Betreibergesellschaft", meint Lindner. Man habe die Pacht immer gezahlt und sich nichts vorzuwerfen. Allerdings seien die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Geschäft mit der Gesamtanlage schwierig. Dafür seien allerdings nicht die NAG-Geschäftsführer, sondern andere Personen verantwortlich.

Richter und Lindner wollen bis 2040 bleiben

"Das Geschäft ist schwierig, es gibt am Nürburgring einzelne Geschäftsfelder, die das Gesamtergebnis belasten, die zu teuer gebaut wurden, etwa die Arena mit 3.500 Plätzen oder das Warsteiner-Eventcenter. Fast ein Drittel der viel zu hohen 330-Millionen-Euro-Investionssumme entfällt auf das Ringwerk, ein Motorsportmuseum. Allein 16 Millionen Euro sind in eine Tiefgarage geflossen", beschreibt Richter.

"Es gibt auch keine wirkliche Flaniermeile; die Achterbahn erhielt keine Betriebsgenehmigung", so der Düsseldorfer. Richter konkretisiert: "Um in der Arena mit nur 3.500 Plätzen einen erstklassigen Künstler wie Robbie Williams auftreten zu lassen, müssten die Tickets 1.900 Euro kosten, damit das Ganze profitabel wäre. Das bezahlt aber niemand. Für zweitklassige Künstler jedoch kommt niemand aus Düsseldorf, Köln und Bonn in die Eifel."

"Sachwalter und Insolvenz-Geschäftsführer müssen jetzt zunächst einen neuen Eigentümer finden", appelliert Richter. Und dies müsse schnell geschehen, um Sicherheit in künftigen Verhandlungen zu haben. "Wir gehen davon aus, den Ring noch gut 27 Jahre zu führen", sagt Lindner, der auf den Pachtvertrag bis 2040 pocht. "Wir haben auch Verantwortung für knapp 280 Mitarbeiter, wollen nun eine langfristig tragfähige Lösung. Ob wir als Eigentümer dabei sind, hängt von der Ausschreibung ab."

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