Bis zum bitteren Ende: Mercedes entwickelt sein Auto unabhängig von der WM-Situation bis Brasilien - Wolff noch in zurückhaltender Denkweise verhaftet
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Kein Team kommt mit so viel Schwung aus der Sommerpause wie Mercedes. Die Silberpfeile wirkten beim Sieg Lewis Hamiltons in Ungarn wie das Team der Stunde, könnten in Person des Briten ihren Aufwärtstrend am Wochenende in Belgien fortsetzen und doch noch nach der WM-Krone 2013 greifen - vorausgesetzt, die starke Form hat am Strand keinen Sonnenbrand bekommen. "Einen Anschub braucht man nicht zu geben", zeigt sich Toto Wolff im Gespräch mit der 'dpa' unbesorgt.
Der Mercedes-Motorsportchef nennt es "gut und wichtig", den Mitarbeitern diese Pause zu gönnen. Offenbar glaubt er daran, echte Workaholics in seiner Truppe zu haben: "Wir sind hier alle ein eigenes Völkchen, das das ganze Jahr um die Welt reist und ich glaube, dass die Leute sich nach einer Woche schon wieder nach dem Job gesehnt haben." Ob es Hamilton tatsächlich gelingt, den Titelkampf per Aufholjagd wieder spannend zu machen, vermag Wolff nicht einzuschätzen und verweist auf die eher bescheidene Ausgangsposition im Frühjahr.
Vor einem halben Jahr hätte er eine solche Theorie schlichtweg als unrealistisch bezeichnet, meint der Österreicher und sieht sich noch immer dadurch beeinflusst: "Aus dieser Denkweise herauszukommen ist nicht immer ganz einfach", überlegt Wolff, nennt die Stimmung gut, bezeichnet die Probleme als "im Griff" und formuliert zurückhaltend: "Ich würde zum jetzigen Zeitpunkt sagen: Das Team hat sich zufriedenstellend entwickelt in der ersten Saisonhälfte." Darauf will Mercedes nun aufbauen und von Rennen zu Rennen schauen.
Alles andere ist Träumen: "Wir sind gerade mal bei der Halbzeit und da von Titeln zu reden - wenn man berücksichtigt, woher wir kommen - wäre schlicht und einfach vermessen. Es ist zu früh, um auf ein großes Ziel zu schielen", bremst Wolf die Erwartungen, betont aber, intern "auf dem Gas" zu stehen. Das gilt wohl auch für die Planung des 2014er Fahrzeugs, die aufgrund der aussichtsreichen WM-Situation und des Konfliktes der Parallelentwicklung eigentlich unter der starken Form der Silberpfeile leiden müsste.
Wolff bezeichnet es als richtige Antwort, beim der schrittweisen Übergang der einzelnen Abteilungen zum neuen Auto flexibel zu verfahren und den richtigen Zeitpunkt zu wählen. Einen Einschnitt, sobald der Titelkampf auch mathematisch aussichtslos ist, findet der Motorsportchef nicht angemessen: "Das ist vielleicht zu dramatisch ausgedrückt", erklärt Wolff der 'dpa'. "Es gibt nie einen völligen Cut. Solange man mit dem diesjährigen Auto im Wettbewerb ist, hört man nie auf zu versuchen, das Auto noch besser zu verstehen."