Offiziell: D'Ambrosio in Monza im Lotus

, 04.09.2012

Wie erwartet erhält Jerome D'Ambrosio in Monza den Vorzug vor Alguersuari und Barrichello - Karl Wendlinger sieht den jungen Belgier unter Druck

Wie erwartet wird Jerome D'Ambrosio am kommenden Wochenende in Monza an der Seite von Kimi Räikkönen den Grand Prix von Italien für Lotus bestreiten. Der 26-jährige Belgier ersetzt, wie das britische Team heute offiziell bestätigt hat, Romain Grosjean, der wegen des Verursachens der Startkollision am Sonntag in Spa-Francorchamps von den FIA-Rennkommissaren für Monza gesperrt wurde.

"Mein Wunsch für 2012 war immer, wieder ins Cockpit eines Formel-1-Autos zu steigen, daher ergreife ich diese Gelegenheit mit beiden Händen", strahlt D'Ambrosio anlässlich der Bekanntgabe. "Monza ist eine fantastische Strecke und ich kann es gar nicht mehr erwarten, am Freitag auf die Strecke zu gehen. Als dritter Fahrer habe ich bei jedem Grand Prix mit dem Team zusammengearbeitet, ich war bei allen Briefings und Meetings mit den Rennfahrern dabei und bin in dieser Hinsicht gut vorbereitet."

"Monza ist eine super Strecke", blickt er auf die vor ihm liegende Herausforderung, "aber auch eine sehr technische. Ich unterschätze die Aufgabe, die da auf mich zukommt, keineswegs. Das Vertrauen, das das Team in mich setzt, würde ich am allerliebsten mit Punkten im Rennen zurückgeben. Nach dem Rennen am Sonntag übergebe ich das Lenkrad wieder an Romain, aber ich hoffe, dass ich in Italien mein ganzes Können zeigen kann."

Boullier steht voll hinter D'Ambrosio

Lotus steht jedenfalls hundertprozentig hinter dem Testfahrer, der von Gravity Sport Management betreut wird - und Gravity ist eine Tochterfirma von Genii Capital, den Eigentümern des Formel-1-Teams aus Enstone. Teamchef Eric Boullier lacht: "Jerome ist zur Hälfte Italiener - ich weiß also, wem die Tifosi neben Fernando die Daumen drücken werden! Es wird eine schwierige Aufgabe für ihn, aber wir werden ihn so gut es geht unterstützen."

"Als wir ihn als dritten Fahrer unter Vertrag genommen haben, engagierten wir einen sehr motivierten, frischen und talentierten Mann, der die volle Saison 2011 bestritten hatte. Wir hoffen, dass sich das lohnt, wenn er im Auto sitzt", so Boullier. "Wir wissen, dass Jerome gut ins Team integriert ist, und beim Test in Mugello hat er sich im E20 gut geschlagen. Jetzt liegt die Herausforderung eines Grand Prix in Monza vor ihm, in einem Auto, das podiumsfähig ist."

D'Ambrosio begann seine Formelkarriere im Jahr 2003 in der Formel Renault, wo er für das Team seines berühmten Landsmannes Thierry Boutsen fuhr. 2004 wurde er ins Nachwuchsprogramm des damaligen Renault-Formel-1-Teams aufgenommen. International trat er erstmals 2007 mit dem Meistertitel in der Formel Master (IFM) in Erscheinung. 2009 wurde er GP2-Neunter und Vizemeister in der GP2 Asia.

Negative Bilanz gegen Timo Glock

2010 wurde er Gesamtzwölfter in der GP2 und war parallel Renault-Testfahrer - sein Manager Boullier hatte ihm diese Chance eingeräumt. Für 2011 kaufte Gravity für D'Ambrosio das zweite Marussia-Virgin-Cockpit neben Timo Glock. Der Belgier verlor das Qualifying-Stallduell mit 5:14 und feierte zwei 14. Plätze als seine besten Rennergebnisse. Für 2012 musste er allerdings Charles Pic weichen, sodass er als Testfahrer nach Enstone (inzwischen Lotus) zurückkehrte.

Zuvor hatten sich bereits einige andere Piloten für den einmaligen Einsatz beworben. Der Erste, der auf sich aufmerksam machte, war Rubens Barrichello: "Die Leute fragen, ob ich in Monza fahren würde, falls mich das Lotus-Team fragen sollte. Meine Antwort lautet JA!", twitterte der IndyCar-Pilot gestern. Noch am Sonntag hatte Boullier Adrian Sutil als Kandidaten in Betracht gezogen, der mit Manager Manfred Zimmermann in Spa-Francorchamps war, dessen Chancen aber mit nur 20 Prozent beziffert.

Alguersuari wäre bereit gestanden

Und heute brachte sich dann auch noch Ex-Toro-Rosso-Pilot Jaime Alguersuari, derzeit Pirelli-Testfahrer und BBC-Experte, ins Spiel: "Ich bin bereit zu fahren", wurde der Spanier von 'As' zitiert. "Lotus ist ein großes Team mit Möglichkeiten, und ich würde schon morgen ins Auto steigen, kein Problem. Natürlich habe ich keine Ahnung, wie die Chancen stehen, aber ich bin für alles bereit. Mehr kann ich nicht sagen, weil ich nicht mehr weiß."

Eine Prognose, wie gut sich D'Ambrosio in Monza schlagen wird, ist schwierig. Bisher saß er erst einmal ernsthaft im aktuellen E20, und zwar im Mai in Mugello - auf nasser Fahrbahn. "Der steht unter Druck, hat keine Testfahrten", weiß Karl Wendlinger. "Früher war es so, wenn ein neuer Fahrer eingestiegen ist, ist man davor testen gegangen. Das darf man jetzt nicht mehr. Und natürlich hat er ein Auto, mit dem er gut ausschauen kann, nicht eins, wo man sowieso hinterherfährt."

Der ehemalige Formel-1-Pilot aus Österreich stimmt zu, dass ein Quereinsteiger ohne Tests genau wie Grosjean durchaus ein Gefahrenpotenzial mit sich bringt, "aber dann darfst du nie junge Leute in die Formel 1 holen", erklärt Wendlinger bei 'ServusTV' und bricht eine Lanze für D'Ambrosio: "Er hat einiges an Erfahrung, ist letztes Jahr den Marussia gefahren. Er hat einiges an Erfahrung und wird das schon hinbekommen."

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