Warum sich Pascal Wehrlein zunehmend in die Favoritenrolle um die Rosberg-Nachfolge schiebt, wieso er sich bereit fühlt und wer sein größter Konkurrent ist
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Mercedes-Junior Pascal Wehrlein kristallisiert sich zunehmend als Favorit für die Nachfolge des zurückgetretenen Weltmeisters Nico Rosberg heraus. Und der 22-jährige Sigmaringer fühlt sich bereit für die große Aufgabe, bei Mercedes in die großen Fußstapfen zu treten. "Eine Saison in der Formel 1 ist nicht viel", spielt er gegenüber 'Autosport' auf sein Lehrjahr bei Manor an. "Aber ich fühle mich bereit für den Job und bin zuversichtlich." Dennoch weiß er, dass das freigewordene Mercedes-Cockpit für viele Piloten ein Objekt der Begierde ist: "Toto Wolffs Telefon läuft seit Freitag sicher heiß."
Wehrlein galt zunächst als großer Verlierer der Silly Season, schließlich wurde ihm der höher eingeschätzte Esteban Ocon vorgezogen und zum Mercedes-Kundenteam Force India befördert. Der Franzose war während der Saison beim Hinterbänkler-Team eingestiegen und hatte die Verantwortlichen mehr überzeugt, nachdem die Sitzposition für den großgewachsenen Youngster optimiert worden war.
Doch Wehrlein könnte nun das große Los gezogen haben, da es für Mercedes schwierig sein wird, einen Topstar an Bord zu holen: Sebastian Vettel hat bereits abgesagt, Fernando Alonso verfügt ebenfalls über einen Vertrag bei McLaren, zudem ist man seit der Spionageaffäre im Daimler-Konzern nicht besonders gut auf den Spanier zu sprechen. Und die Versuche, Nico Hülkenberg von Renault loszueisen, sind bereits gescheitert.
Wehrleins Argument: Erfahrung mit den neuen Pirelli-Reifen
Was zudem für Wehrlein spricht: Er ist zwar jung, verfügt aber von den Tests bereits über Erfahrungswerte mit dem Mercedes-Boliden, zudem kennt er die neuen, breiteren 2017er-Reifen wie kaum ein anderer. "Ich habe die meisten Testtage mit den 2017er-Reifen auf dem Konto, und ich denke, dass diese Erfahrungswerte sehr wichtig sind", macht der ehemalige DTM-Champion Werbung in eigener Sache.
Das ist auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bewusst, der laut eigenen Angaben bei der Besetzung des zweiten Cockpits lieber auf einen klassischen Nummer-2-Piloten oder einen Mann aus dem eigenen Nachwuchskader setzen würde, als auf einen Star, den man aus einem bestehenden Vertrag herauskaufen müsste.
Der Österreicher hält es für "aufregend", einen der beiden Junioren nächstes Jahr im Auto zu sehen. Ob die Erfahrung mit den neuen Pirelli-Reifen ein Argument für Wehrlein sei? "Ja mit Großbuchstaben", sagt Wolff. "Und er hat sich sehr ordentlich angestellt bei den letzten Tests in Abu Dhabi jetzt."
Bottas als größter Konkurrent
Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' darf sich Williams-Pilot Valtteri Bottas neben Wehrlein die größten Chancen auf das Mercedes-Cockpit machen. Wolff deutete zwar eben erst an, dass man den Finnen nicht mit Gewalt aus seinem Williams-Vertrag heraussprengen wolle, doch die Ausgangssituation wäre grundsätzlich günstig: Zwischen Wolff und Bottas besteht ein Naheverhältnis, schließlich brachte ihn der Österreicher in die Formel 1. Ein Mercedes-Wechsel würde dessen Marktwert deutlich steigern.
Außerdem spielte Wolff als Anteilseigner bei Williams vor seiner Mercedes-Zeit eine große Rolle. Da Williams nach wie vor Mercedes-Antriebseinheiten bezieht, könnte man eine Lösung finden, um einen Wechsel von Bottas auf andere Art und Weise abzugelten. Man darf also weiter gespannt sein...