Pascal Wehrlein soll laut Toto Wolff so ausgebildet werden, dass er Nico Rosberg oder Lewis Hamilton problemlos ersetzen könnte - Einsatz bei anderem Team möglich
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Mit 20 Jahren hatte es Pascal Wehrlein geschafft: In der vergangenen Woche durfte der junge Deutsche bei offiziellen Testfahrten im begehrtesten Formel-1-Cockpit der Welt sitzen. Weil die Stammpiloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg kurzerhand nicht verfügbar waren, rief Mercedes seinen Testpiloten von Force India in die eigene Garage, damit er die Testarbeit für die Silberpfeile fortführen konnte.
"Hauptberuflich" ist Wehrlein in der DTM unterwegs, wo er eines der heißesten Eisen im Feuer von Mercedes ist. Im vergangenen Jahr durfte er in Abu Dhabi bereits kurz Formel-1-Luft schnuppern, bevor er für die anstehende Saison zum offiziellen Testfahrer des Teams aufstieg. Mercedes hält große Stücke auf seinen Youngster, dem man 2013 mit 18 Jahren ein DTM-Cockpit anvertraute - und nun im Notfall sogar ein Formel-1-Cockpit anvertrauen würde.
"Wir wollen Pascal Wehrlein so ausbilden, dass er im Falle des Ausfalls eines unserer Fahrer in der Lage ist, das Auto konkurrenzfähig zu bewegen", erzählt Motorsportchef Toto Wolff. "Das ist das kurzfristige Interesse." Darüber hinaus habe man aber noch keinen Plan, wie man mit dem jungen Deutschen in der Formel 1 weiter verfahren möchte, "weil wir mit Nico und hoffentlich mit Lewis noch ein paar Jahre weiter zusammenarbeiten."
Beim Weltmeisterteam sollten die Stammcockpits also noch eine Weile blockiert sein, doch es besteht immer die Möglichkeit, dass man Piloten bei anderen Teams parkt, damit sie dort Erfahrung sammeln. "Diese Situation kann sich sicherlich ergeben", möchte Wolff ein solches Szenario nicht ausschließen. "Aus unserer Sicht vor dem Hintergrund, dass er viel Erfahrung sammelt und in der Lage ist, als Reservefahrer unsere Stammpiloten vernünftig zu ersetzen."
Sein Hauptaugenmerk wird aber auch 2015 auf der DTM liegen, wo er ein straffes Programm zu absolvieren hat. Bei Mercedes spannt man den 20-Jährigen intensiv in seine Aktivitäten ein, weil man von seinen Qualitäten überzeugt ist. Besonders Toto Wolff ist er schon früh ins Auge gesprungen: "Ich kenne Pascal seit er 14 Jahre alt ist. Ich habe ihn in seinem ersten Rennen in der Formel ADAC gesehen. Er kam direkt aus dem Kart und war schon damals etwas Spezielles", erzählt er.
"Er ist ein Junge, dem vielleicht etwas Unrecht getan worden ist. Er ist Dritter geworden in der Formel-3-EM. Da hat er das erste Rennwochenende gewonnen, beide Laufsiege in Monza hat er geholt. Dann haben wir ihn in die DTM gebracht." Der Österreicher ist sich sicher, dass Wehrlein ansonsten den Titel in der Formel-3-EM geholt hätte. "Dann wäre er vielleicht einen ganz anderen Weg gegangen als über die DTM." Aber vielleicht klappt es ja auch so noch: "Er hat bei uns Topleistungen abgeliefert in der Formel 1 - fehlerfrei, wie ein Uhrwerk. Das zeigt, dass er definitiv das Potenzial hat."