Lotus-Chefingenieur Alan Permane berichtet über Upgrades, die Strecke von Silverstone, die Aussichten für sein Team und kritisiert die Reifenverteilung von Pirelli
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Die beiden vergangenen Rennen in Monaco und Kanada waren für Lotus ein Rückschlag: Kimi Räikkönen konnte zwar bei beiden Rennen punkten, sammelte aber insgesamt nur drei Punkte, während WM-Konkurrent Sebastian Vettel sich keine Fehler leistete und 40 Punkte auf den Finnen gutmachen konnte. Kehrt Lotus in Silverstone an die Spitze zurück? Chefingenieur Alan Permane ist davon überzeugt, weil Lotus ein große Upgrade-Paket zum "Home of British Motorracing" bringt. Der Brite kritisiert hingegen die Reifenverteilung von Pirelli für die kommenden drei Rennen.
Rückblickend auf den Grand Prix von Kanada berichtet Permane: "Montreal war nicht das Wochenende, das wir wollten." An den Positionen neun (Räikkönen) und 13 (Romain Grosjean) ist dies abzulesen. Man habe laut dem Briten "jedes Detail seziert" und analysiert, um die Ursache für den Leistungsabfall zu erforschen. "Insgesamt ist es klar, dass wir das komplette Wochenende mit dem Grip gekämpft haben sowohl bei nassen, als auch bei trockenen Bedingungen", erklärt er. "Es sah danach aus, dass wir nicht in der Lage waren, die Reifen - anders als am Freitag - in ihr Performance-Fenster zu bringen."
Vor allem auf Kursen, die die Reifen nicht so sehr beanspruchen, hatte der Lotus mit dem als Reifenflüsterer geltenden Räikkönen Probleme. Man konnte nicht das Potential vom Saisonstart abrufen. "Glücklicherweise kommen keine weiteren Kurse mehr in dieser Saison, wo die Reifen weniger beansprucht werden", gibt sich der 46-Jährige zuversichtlich und nennt als Beispiel die Kurse von Montreal, Monaco und Hockenheim. Letzterer ist dieses Jahr gar nicht im Rennkalender enthalten - Glück für Lotus? Aufgrund der Tatsache sagt Permane: "Ich wäre überrascht, wenn wir den Problemen, die wir in Montreal hatten, nochmals in dieser Saison begegnen würden."
"Effizientes Auto" für Silverstone
Was erwartet der Lotus-Chefingenieur für den Großen Preis von Silverstone (28. bis 30. Juni 2013)? Laut dem Briten ist die Strecke in folgender Hinsicht "ähnlich wie Barcelona": Es gibt lange Geraden, wo Top-Speed gefragt ist, aber auch schnelle Kurven und enge Passagen, wo Abtrieb auf der Agenda steht. "Du brauchst ein effizientes Auto", fasst Permane zusammen. "Eins mit einem ordentlichen Maß an Abtrieb, das aber auch windschnittig für die Geraden bleibt. Es gibt zwei Geraden, wo die Autos 300 Kilometer pro Stunde überschreiten. Zu viel Luftwiederstand würde hier schaden. Es gibt auch einige High-Speed-Kurven, der erste Sektor besteht komplett daraus", erklärt er weiter.
"Das neue Layout hat ein wenig mehr technische Kurven dazu gebracht, aber insgesamt wird es noch als High-Speed-Strecke gezählt. Du musst das Auto aerodynamisch so einstellen, um so schnell wie möglich auf der Geraden zu sein und gut durch die mittelschnellen und sehr schnellen Kurven zu kommen." Auch die Wetterbedingungen beeinflussen Mensch und Maschine. "Es ist sehr windig auf der Strecke und es gibt wenig Schutz - dazu kommt das unberechenbare Wetter. Es macht das Einstellen des Autos phasenweise schwierig. Der Wind kann dazu führen, dass du mit weniger als dem optimalen Level an Frontflügel fährst, um das Auto in Einklang zu halten", so Permane.
Räikkönen und Grosjean dürfen sich für den britischen Grand Prix auf einige Neuerungen an ihrem Dienstwagen freuen. "Wir haben ein schmaleres Karosseriepaket, was einige Vorteile bringen sollte, vor allem, wenn das Wetter in Silverstone sehr kalt ist", erzählt Permane und fügt hinzu: "Es gibt einen neuen Frontflügel, Federungsprofile und Aufhängungs-Upgrades zusätzlich zu verschiedenen anderen Aero-Upgrades, die uns in der Kombination den größten Schritt nach vorne in diesem Jahr ermöglichen sollten", ist er überzeugt.
Permane mit Reifenverteilung unzufrieden
Permane ist sich sicher, dass auch die Konkurrenz in den vier Wochen nicht untätig war. Dennoch ist der Brite von der Arbeit seines Teams überzeugt und zuversichtlich: "Wir hatten ein paar Tage nach Kanada, wo alles gradlinig gelaufen ist mit positiven Resultaten. Ein paar Früchte der Arbeit sollten in Silverstone zu sehen sein."
Mit der Reifenverteilung von Pirelli zeigt sich Permane hingegen weniger zufrieden. "Es scheint sicherlich konservativ und konträr zum vermeintlichen Ansatz für die Reifenzuweisungen im Jahr 2013. Die einzelnen Verbindungen - Supersoft, Soft, Medium und Hart - wurden dieses Jahr stufenweise immer weicher gemacht, um die Teams vor eine Herausforderung zu stellen, was wir in einigen Rennen zu Beginn der Saison gesehen haben", sagt er. "Diese Arbeit wird annulliert, wenn du einfach härtere Komponenten für Rennen zuteilst, wie wir es bei den Nominierungen für die kommenden drei Rennen sehen", kritisiert der Brite.
"Es ist sicherlich ungewöhnlich, die gleichen Reifen wie in Silverstone und Bahrain mit nach Ungarn zu nehmen. Die Situation ist ziemlich ähnlich wie vergangenes Jahr, als die Reifenkomponenten im Laufe des Jahres immer härter wurden und es damit endet, dass wir Ein-Stopp-Rennen fahren können", berichtet er weiter. "Natürlich gibt es Teams, die gierig auf haltbarere Reifen sind; entweder durch Änderungen an den Reifen selbst oder Änderungen an den Zuweisungen für die Rennen." Nach Permane sollte "der Ansatz der Reifenzuteilung so bleiben, wie er vom Sport vor dem Saisonstart vereinbart wurde." Und dies sollte laut dem Briten nicht während des Jahres verändert werden.