Nachdem sich McLaren eine Abfuhr geholt hatte, fragte Peter Sauber bei VW an - Chancen auf Formel-1-Einstieg werden aber nur auf 30 Prozent beziffert
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In fast schon regelmäßigen Abständen tauchen in den Motorsport-Medien Gerüchte auf, wonach der Volkswagen-Konzern in die Formel 1 einsteigen könnte, aber Substanz haben diese Meldungen selten. Doch laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' steht der zweitgrößte Automobilhersteller der Welt derzeit in Verhandlungen mit dem Sauber-Team.
Teamchef Peter Sauber ist offenbar im Winter erstmals an VW herangetreten, um Möglichkeiten für eine wie auch immer geartete Partnerschaft zu sondieren. Das Interesse in Wolfsburg hielt sich aber zunächst in Grenzen, weil es auch von McLaren eine Anfrage gab, die für interessant gehalten wurde. Bei genauerem Hinsehen disqualifizierte sich McLaren aber selbst, weil Ron Dennis' neue Sportwagen in Konkurrenz zu VW-Luxusmobilen wie dem Audi R8 gestanden wären.
Hubbert vermittelt zwischen Sauber und VW
Beim Auto-Salon Genf im März kam es dann zu einer neuerlichen Kontaktaufnahme von Sauber mit VW-Konzernchef Martin Winterkorn, vermittelt durch den ehemaligen Mercedes-Vorstand Jürgen Hubbert. Sauber und Hubbert kennen sich aus gemeinsamen Sportwagen- und Formel-1-Zeiten, und der mittlerweile pensionierte Automobil-Manager bot seinem alten Bekannten seine Hilfe an, weil das Sauber-Team finanziell bekanntlich nicht auf Rosen gebettet ist.
"Es hat ein Treffen mit Winterkorn in Genf gegeben", bestätigt ein Sauber-Sprecher auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com', ohne Details zu nennen. Und: "Richtig ist, dass Jürgen Hubbert vermittelt hat, weil er beide Seiten kennt." Letzteres trifft übrigens auch auf den gebürtigen Neunkirchner Jost Capito zu, seit 1. Mai Sportchef bei VW und zwischen 1996 und 2001 auf der Sauber-Payroll, ab 1998 sogar als leitender Geschäftsführer. Man kennt sich also.
Von gut informierten Quellen hat 'Motorsport-Total.com' erfahren, dass VW die Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen und den tatsächlichen Beginn einer Partnerschaft auf 30 Prozent einschätzt. Ein erschwerender Faktor könnte sein, dass Sauber die Hinwiler Firma nicht mehr zu 100 Prozent kontrolliert, sondern im Mai dieses Jahres ein Drittel seiner Anteile an Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn überschrieben hat.
Sauber bereitet Rücktritt vor
Sauber wird im Oktober 69 Jahre alt und macht keinen Hehl mehr daraus, dass er demnächst endgültig in Rente gehen wird. "Ich möchte mit 70 nicht mehr an der Boxenmauer stehen", kündigte er bereits im April an. Zwar steht noch nicht fest, dass er das Zepter als Teamchef schon Ende 2012 an Kaltenborn übergeben wird, aber spätestens Ende 2013 soll Schluss sein, wenn man die Aussagen des Schweizers richtig deuten kann.
Die letzten konkreten Überlegungen des VW-Konzerns, in die Formel 1 einzusteigen, gab es übrigens vor einigen Jahren, als eine Kooperation mit Red Bull in Erwägung gezogen wurde. Das bis zu 500 Millionen teure Investment kam aber trotz der Bemühungen der österreichischen WWP-Gruppe mit Chefvermittler Burghard Hummel nicht zustande. Seither galt die Formel 1 wenn überhaupt, dann nur als Motorenhersteller als Thema.