Der Ex-Caterham-Pilot ist überzeugt, dass die Formel-1-Premiere in Sotschi einen russischen Fahrer braucht - Nicht, dass er Sirotkin heißen muss
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Durch den ersten Formel-1-Grand-Prix in Russland im kommenden Jahr und den möglichen Einstieg von Moskowiter Investoren bei Sauber ist die Diskussion entflammt, welcher russische Fahrer einem Team weiterhelfen könnte. Klar ist: Um das Rennen - möglichst langfristig - wirksam im Land zu promoten, ist ein Pilot aus den eigenen Reihen wichtig. Sergei Sirotkin könnte diese Rolle als Stammfahrer der Schweizer ausfüllen.
Der 17-Jährige Sirotkin wäre mit Abstand der jüngste Formel-1-Fahrer der Geschichte. Viele zweifeln deshalb an seiner Eignung für die Königsklasse. Zudem hatte Sirotkin selbst berichtet, dass seine Unterschrift unter dem Vertrag mit Sauber noch ausstehe. Aus diesen Gründen ist der ehemalige Formel-1-Fahrer Witali Petrow wieder in den Fokus gerückt. Er hat bereits drei Jahre Erfahrung in der höchsten Motorsportklasse bei Renault und Caterham gesammelt. Er selbst will ein Comeback nicht ausschließen: "Alles ist möglich."
Mercedes-Pressechef Wolfgang Schattling erwähnt am Rande von Petrows DTM-Besuch bei den Stuttgartern auf dem Moscow Raceway sogar: "Es ist für ihn nicht von Schaden, wenn er in der Öffentlichkeit in Erscheinung tritt. Im Moment sieht es ganz gut aus mit einem Formel-1-Cockpit im nächsten Jahr." Auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com' macht die "Rakete aus Wyborg" keinen Hehl daraus, gerne zurückkehren zu wollen: "Ich bin offen für Gespräche. Ich kann allerdings nicht sagen, zu welchem Team ich Kontakte habe. Wir werden es sehen."
Formel 1 als erste Option
Bisher seien zumindest keine konkreten Gespräche geführt worden, so der Russe: "Vielleicht später, aber jetzt ist Sommerpause. Vielleicht werden wir danach darüber sprechen." In jedem Fall ist die Königsklasse Petrows erste Option: "Im Moment ja, weil ich glaube, dass ich noch einige gute Dinge in der Formel 1 schaffen kann. Mein Ziel ist es deshalb, wieder in dieser Meisterschaft zu fahren oder sogar ein Rennen zu gewinnen." Für ihn sei es demnach sehr wichtig, wieder auf höchstem Niveau zu kämpfen: "Ich habe schon der Presse gegenüber gesagt, dass ich diese Tür nicht zuschlagen werde."
Über den Sauber-Deal sei er hingegen nicht im Bilde: "Ich weiß nicht genau, was da passiert. Ich habe keine Ahnung, was sie besprechen." Ob Sirotkin in seinen jungen Jahren schon reif genug für die Formel 1 ist, will Petrow nicht beantworten, ein klares 'Ja' sieht aber anders aus: "Manchmal kann das funktionieren, selbst wenn er jung ist. Aber wir kennen die politische Seite der Formel 1: Man muss mental sehr stark sein, um dort klarzukommen." Außerdem habe er Sirotkin noch nicht kennengelernt und wisse nicht, wie gut der Youngster auf der Strecke sei.
Petrow scheint sich in der Frage um das "Russencockpit" somit für eine Art risikofreie Alternative zum jungen Sirotkin zu halten, auch wenn er das nicht explizit sagt: "Ich muss auch deren eigene Pläne (der Teams; Anm. d. Red.) erfahren und wie sie dastehen wollen - ob sie nur ein Auto zum Fahren haben oder ob sie wachsen wollen." Dazu will sich der 28-Jährige nun mit diversen Leuten an einen Tisch setzen und die Situation besprechen.
Alternative DTM
Auf einen Russen im Fahrerfeld 2014 könne die Formel 1 in Petrows Augen aber in keinem Fall verzichten: "Ich denke, es kann keinen russischen Grand Prix ohne russischen Fahrer geben. Es sollte also einen geben." Das lässt die Chancen des Routiniers nach eigener Einschätzung steigen: "Ich hoffe, dass das einige Leute motiviert, mich zu unterstützen." Trotz alledem werde auch die Strecke selbst und das Event als solches viele russische Fans überzeugen.
Wenn es mit der Formel 1 für Petrow im kommenden Jahr nicht klappen sollte, nennt er die DTM als eine mögliche Alternativlösung: "Ich habe mit einigen Fahrern gesprochen und denke, die DTM ist eine sehr gute Serie." Besonders die Marke Mercedes reizt ihn sehr - so trägt er bereits beim Interview in Moskau eine Jacke mit dem Stern auf der Brust - und könnte sich ein Engagement durchaus vorstellen: "Warum nicht? Ich muss nur das Auto verstehen und wie die Leute hier arbeiten. Eines Tages werde ich vielleicht hier fahren. Mercedes ist in Russland eine große Marke."
Auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com', ob es ihn nicht störe, nur wegen seiner russischen Herkunft wieder im Dunstkreis der Formel 1 aufzutauchen und nicht wegen seiner Fähigkeiten, versucht Petrow zunächst auszuweichen. Dann stellt er aber klar: "Ich denke, ich habe einen guten Job in der GP2 und der Formel Renault 2.0 gemacht, also sollte man auch über Talent sprechen." Es bleibt also abzuwarten, ob Petrow vielleicht wirklich noch eine Chance in der Königsklasse bekommt - nach wie vor ist in diesem Rennen aber Sirotkin der Favorit. Und das wohl nicht wegen seiner Fähigkeiten.