Schon zum Kanada-Rennen will Pirelli Reifen mit einer neuen Konstruktion liefern - Leistungssteigerung der Teams hat die Italiener kalt erwischt
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Schon beim übernächsten Rennen der Formel-1-Saison 2013, dem Großen Preis von Kanada (7. bis 9. Juni) will Pirelli die Teams mit neuen Reifen versorgen. Nachdem im Anschluss an das Rennen in Barcelona teils heftige Kritik an den italienischen Pneus geäußert worden war, hatte Pirelli zunächst für das Rennen in Silverstone Ende Juni neue Reifen angekündigt. Damit reagierte der Hersteller auf die Tatsache, dass die meisten Piloten im Rennen vier Mal die Reifen wechselten, was auch für den Geschmack von Pirelli zu viel des Guten war.
"Vier-Stopp-Rennen waren nie unser Absicht, daher werden wir die Konstruktion der Reifen ändern", erklärt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery gegenüber 'Autosport'. "Wir werden Teile des Designs der 2013er-Reifen beibehalten, aber auch Elemente der Produkte von 2011 und 2012 übernehmen, die uns so gute Dienste geleistet haben." Damit sollen im Rennen wieder zwei bis drei Stopps die Regel sein. Bei weiteren Besprechungen im Pirelli-Hauptquartier in Mailand soll in dieser Woche darüber diskutiert werden, ob auch die Gummimischungen der Reifen verändert werden müssen.
Hembery erklärt jedoch, dass Pirelli keine völlig neuen Reifen einführen will: "Wir wollen keine dramatischen Änderungen vornehmen und damit die Teams bestrafen, die ihr Design darauf ausgelegt haben, auf die Reifen zu achten." Vor allem Lotus, deren Auto besonders schonend mit den Reifen umgeht, hatte sich gegen neue Pneus ausgesprochen und von einer Benachteiligung gesprochen.
Nachdem sich aber vor allem Red Bull und Mercedes sowie zuletzt auch Formel-1-Boss Bernie Ecclestone teils drastisch über Pirelli geäußert hatten, sahen sich die Italiener zum Handeln veranlasst. Hembery betont, dass Pirelli die Veränderungen aus eigener Entschluss durchführe: "Die Leute werden sagen, dass wir dem Druck von Red Bull nachgegeben haben, aber sie haben uns nie besonders unter Druck gesetzt. Diese Veränderungen werden nur wegen Pirelli durchgeführt."
Dennoch dürften die Änderungen vor allem den Red Bull entgegenkommen, die aufgrund ihrer guten Aerodynamik die Reifen in besonderem Maße beanspruchen. Droht also ab Kanada eine neue Red-Bull-Dominanz? "Wir hoffen es nicht, aber das Risiko besteht", sagt Hembery. Durch die neue Konstruktion sollen auch Reifenschäden wie am vergangenen Wochenende bei Paul di Resta und Jean-Eric Vergne zukünftig vermieden werden: "Das war eine Art von Schaden, den wir in der Formel 1 zuvor noch nie gesehen haben und der uns nicht gefällt", sagt Hembery.
Als Ursache für die unerwartet hohe Abnutzung der aktuellen Reifen sieht Hembery die Leistungssteigerung der Fahrzeuge über den Winter: "Sie belasten alles viel mehr, vielleicht haben wir das unterschätzt", gibt der Pirelli-Motorsport zu. Allerdings sei es den Italienern auch nicht möglich, ihre Produkte im Vorfeld adäquat zu testen: "Wir können mit den aktuellen Autos nicht testen sondern haben nur den Renault aus dem Jahr 2010, der pro Runde vier oder fünf Sekunden langsamer ist als die aktuellen Formel-1-Autos", erinnert Hembery.