Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery führt Sebastian Vettels Sepang-Sensationssieg auf Technikchef James Allison zurück: Ferrari mit früheren Lotus-Boliden verwandt
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Am Ende der Wintertests, als Mercedes die Hosen runterließ, und beim Saisonauftakt in Australien sah Ferrari noch kein Land gegen Mercedes. In Malaysia drehte die Scuderia aber plötzlich den Spieß um, und Sebastian Vettel besiegte das Weltmeisterteam. Wie war das möglich, fragten sich viele Experten. Ein entscheidender Faktor waren die Reifen. Der SF15-T ging beim Hitzerennen in Sepang - eine Strecke, die zudem über einen sehr rauen Asphalt verfügt - deutlich besser als der F1 W06 mit den Reifen um. Lewis Hamilton und Nico Rosberg mussten sich klar geschlagen geben.
Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery führt dies auf die Philosophie von Ferrari-Technikchef James Allison zurück. "Als James bei Lotus war, da haben wir ähnliche Dinge gesehen", erinnert sich der Brite. "Das Auto hat, was den Umgang mit den Reifen angeht, eine sehr gute Balance, und das war auf jeden Fall der Schlüssel zu diesem Sieg in Malaysia."
Laut Hembery ist der reifenschonende Ferrari-Bolide mit Allisons früheren Lotus-Autos verwandt: "Da gibt es eine Parallele, was die DNS angeht." Tatsächlich war Kimi Räikkönen in seiner Lotus-Ära auch immer dann eine Gefahr für Red Bull, als es besonders heiß und die Reifen somit am Limit waren.
Ferrari nutzte Stärke des Autos perfekt
"Viel von dem, was in Malaysia passiert ist, hatte auch mit der Strategie zu tun", geht er ins Detail. "Es war klar, dass Kleinigkeiten den Ausschlag über eine Zwei- oder eine Dreistoppstrategie geben würden. Wenn man sich einmal für drei Stopps entschieden hatte, dann musste man damit leben. Und Ferrari tat das Gegenteil."
Laut Hembery wurden Ferrari und Vettel dafür belohnt, gegen den Strom zu schwimmen: "In der Formel 1 ist es oft so, dass der Leader den anderen eine Strategie aufzwingen will, also wurde diesbezüglich viel taktiert. Ferrari hat außergewöhnliche Arbeit geleistet, denn in der Formel 1 ist es üblich, dass man den anderen folgt. Sie waren speziell bei den Longruns am Samstag sehr stark, und da haben sie sich zu ihrer Zweistopp-Strategie entschlossen."
Mercedes ging es stattdessen eher konservativ an: Als nach Marcus Ericssons Dreher das Safety-Car auf die Strecke fuhr, holte der Kommandostand beide Silberpfeile an die Box, um frische Reifen auszufassen. Rosberg musste sich zunächst hinter Hamilton anstellen, was ihn seiner Siegchancen beraubte, dann verloren beide Mercedes-Piloten im Verkehr Zeit. Man hatte nicht damit gerechnet, dass einige Teams riskierten und trotz der Neutralisierung des Rennens ihre Stopps nicht vorzogen.
Hat Ferrari auch in Schanghai ein Ass im Ärmel?
In Schanghai herrschen nun andere Vorzeichen, obwohl die Situation für Ferrari laut dem Pirelli-Motorsportchef nicht aussichtslos ist. "Sie werden hier wahrscheinlich nicht so sehr von ihrem reifenschonenden Auto profitieren, denn wir rechnen nicht mit einem Dreistopp-Rennen", sagt Hembery. "Es sieht relativ klar nach zwei Stopps aus, außer wir haben extreme Temperaturen, dann könnten es auch drei Stopps werden."
Da die Reifen aber auch in Schanghai für eine Herausforderung sorgen, weil die Temperaturen sehr stark schwanken können, könnte Ferrari erneut profitieren: "Hier verändern sich die Temperaturen sehr stark, die Charakteristik des Autos könnte also von Unter- auf Übersteuern wechseln. Und wenn die Reifen am Limit sind, dann ist Ferrari stark. Das sagen auch die Fahrer: Sie genießen es sehr, mit diesem Auto zu fahren."