Paul Hembery wünscht sich die Möglichkeit, als Reifenhersteller ausgiebiger testen zu dürfen; zudem seien vier verschiedene Gummimischungen zu wenig
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Im Vergleich zum Saisonstart hat sich der Sturm der Kritik an Reifenhersteller Pirelli halbwegs beruhigt. Zwar beschwert sich immer mal wieder ein Einzelner, glücklicherweise sind die Italiener um Motorsportchef Paul Hembery aber nicht mehr das Thema Nummer eins im Formel-1-Zirkus. Pirelli sieht zwei Ansatzpunkte, die dem Einheitslieferanten das Leben deutlich einfacher machen würden und vermutlich vor künftiger Kritik schützen würden: mehr Tests und mehr verschiedene Reifenmischungen.
"Wir haben sehr wenig Flexibilität. Vier Mischungen sind ziemlich wenig, um alles abzudecken, was wir wollen. Es ist eigentlich unmöglich, aber wir haben drei Saisons so durchgehalten", erklärt Hembery. Damit spielt er auf die zahlreichen unterschiedlichen Streckentypen an, auf denen die Königsklasse während eines Jahres gastiert, denn im Grunde hat jeder Kurs seine eigene Charakteristik.
Eine Strecke wie Suzuka hat somit beispielsweise gänzlich andere Anforderungen an die Reifen als der Straßenkurs von Monaco. Aufgrund dieser Einschränkungen bei der Reifenwahl sei es deshalb - gerade zu Saisonbeginn - an einigen Wochenenden zu sehr hohem Verschleiß und einer daraus resultierenden Kritik gekommen: "Wenn man bei einigen Rennen ziemlich beeinträchtigt ist, dann ist das etwas, was wir vermeiden wollen. Das ist eine unserer Herausforderungen."
Ein anderes, wohl noch grundlegenderes Problem sieht Hembery darin, nicht so testen zu dürfen, wie es in seinen Augen nötig wäre: "Die Leute vergessen, dass die anderen Reifenhersteller in Zeiten mit vielen Tests in der Formel 1 waren. Sie sind jeden Tag in der Woche gefahren." Um einen guten Reifen zu bauen, benötige Pirelli einfach mehr Streckenzeit: "Man braucht Daten, um ein Modell zu kreieren. Und wenn man ein Modell hat, dann kann man ordentlich damit arbeiten."
Weil Pirelli derzeit der einzige Reifenlieferant in der Königsklasse ist, kann Hembery die Vorgaben der FIA nachvollziehen. Andererseits ist er mit der aktuellen Situation auch längst nicht zufrieden: "Wir sind nicht in einem Wettbewerb, daher ist es nicht so, dass man unbedingt fahren muss, wie es in der Vergangenheit war. Man muss es nicht wieder auf das Maß von damals bringen, aber eine Mittellösung wäre schön."