Pirelli macht Druck: Veränderungen unumgänglich

, 19.07.2013

Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery sendet drastische Signale: "Es muss sich etwas ändern, sonst müssen sie sich jemand anderes suchen"

Pirelli stand in den vergangenen Monaten unter starkem Beschuss. Von vielen Seiten hagelte es Kritik an den fragilen Reifen für die Formel 1, dabei war der Hersteller zur Produktion von schnell abbauenden Pneus aufgefordert worden. Spätestens bei den zahlreichen Reifenplatzern im Grand Prix von Großbritannien wurde deutlich, welche Gefahren im Gebrauch fragiler Gummis lauern. Entsprechend wurde für das Rennen auf dem Nürburgring nachgebessert, beim kommenden Grand Prix in Ungarn fährt man wieder eine neue Variante.

"Es muss sich etwas ändern. Wir dürfen keinesfalls das Risiko eingehen, dass sich eine solche Situation wiederholt", mahnt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery zum Umdenken. "Es gibt keinen Zweifel daran, dass Veränderungen kommen müssen. Wenn der Sport keine Änderungen zulässt, dann müssen sie sich jemand anderes suchen", spricht der Brite im Interview mit 'ESPN' Klartext. Pirelli soll auch in den kommenden Jahren Ausrüster bleiben. Allerdings sind noch nicht alle entsprechenden Verträge unter Dach und Fach.

"Ich kritisiere hiermit nicht die FIA, denn ich denke, es liegt nicht an denen. Die Zusammenarbeit mit den Teams war schon mal besser", zeigt Hembery auf die nach seiner Ansicht Schuldigen. "Im ersten Jahr haben die Teams viel besser zusammengearbeitet. In den zurückliegenden zweieinhalb Jahren sind sie jedoch deutlich auseinandergedriftet. Im Hintergrund spielen sich viele Dinge ab. Beispielsweise die Verhandlungen um das Concorde-Agreement. Einige Teams haben Probleme. Dadurch gibt es Spannungen."

"Mit jedem Team einzeln klappt die Zusammenarbeit wunderbar, aber nicht mit dem Kollektiv", kritisiert Hembery die Teams, die jeweils ihre eigenen Interessen in den Vordergrund rücken. Pirelli scheint langsam die Lust zu verlieren. "Wir bereiten uns unvermindert auf das kommende Jahr vor. Aber wir brauchen nicht die Formel 1, um als Reifenhersteller weiter überleben zu können. Der Sport ist einfach nur ein Teil unserer Geschäftstätigkeit. Vielleicht schmeißen wir im November hin, dann ist es das Problem anderer. Wir haben dann auf jeden Fall alles getan, um die Probleme aus dem Weg zu räumen."

Mit dem Inhaber der kommerziellen Rechte (Bernie Ecclestone und dessen FOM) hat Pirelli bereits eine Vereinbarung für 2014 in der Tasche. Es hakt in den Verhandlungen mit den Teams. "Wir haben keine Deadline genannt, sondern arbeiten einfach weiter", erklärt Hembery. "Vielleicht ist das dumm, vielleicht hätten wir darauf pochen sollen, dass zunächst alle Hindernisse beseitigt werden. Es ist nun schon Mitte Juli. Wenn jetzt noch jemand kommen und übernehmen wollte, dann wäre das sehr mutig."

In einem Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' hatte Michelin-Technikchef Nicolas Goubert vor rund vier Wochen erklärt, dass sein Unternehmen auch jetzt noch in die Bresche springen könnte. Aufgrund neuer Simulationsverfahren sei die Entwicklung neuer Formel-1-Reifen für 2014 auch zu diesem Zeitpunkt des Jahres noch machbar. Mit Blick auf die Konkurrenz aus Frankreich, die sich mit langlebigen Produkten in Le Mans in Position gebracht hat, sagt Hembery: "Die hätten die gleichen Probleme bekommen, wie wir sie jetzt hatten. Jeder hätte unter den jetzigen Voraussetzungen das gleiche erlebt."

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