Prost und Jones zum Status Quo: Das ewige Duell, ein Sieg-Kandidat und Überraschungen

, 06.05.2008

Alain Prost und Alan Jones sehen in der Formel 1 die üblichen Verdächtigen vorne, BMW als Sieganwärter und ein paar Teams, die wieder zurückkommen können.

Sie waren beide Weltmeister, der eine öfter als der andere, und sie haben die Formel 1 beide weiter im Auge. Und für Alain Prost und Alan Jones haben sich in dieser Saison bislang doch einige interessante Dinge herauskristallisiert, über die sie sich im Gespräch mit crash.net Radio äußerten. Allen voran stand natürlich das Duell an der Spitze, bei dem die Beiden zwar noch kein sehr klares, aber doch ein Bild erkannten.

Prost meinte, dass es immer schwer sei, abzuschätzen was passiert, da die Saison lange ist. "Im Moment sieht Ferrari etwas stärker und bei den Reifen konstanter aus - vor allem auf den Longruns - und die Zuverlässigkeit des Autos ist da, aber nach zwei Rennen, in denen McLaren etwas hinten war, kamen sie in Barcelona recht gut zurück", sagte der vierfache Weltmeister, der bei Ferrari und McLaren im Einsatz war. Er rechnete damit, dass sich der Titelkampf zwischen diesen beiden Teams entscheiden wird und machte den Ausgang von der jeweiligen Entwicklung der Autos abhängig. "Aber es wird für alle schwer, Ferrari in diesem Jahr zu besiegen.

Jones war sogar schon soweit, zu behaupten, dass sich die Fahrer-WM wohl zwischen Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton entscheiden wird. Dass sich McLaren für das Rennen in Istanbul nicht so stark einschätzt, erklärte Jones so: "Ich denke, das ist ein Ablenkungsmanöver, wenn ich ehrlich sein soll." Und auch Prost rechnete damit, dass McLaren wieder erstarken wird, er meinte sogar, dass sie es nach dem, was im Vorjahr passiert ist, verdienten. "Nach Alonsos Abgang zu Renault haben sie vielleicht etwas Erfahrung bei einem der Fahrer verloren, aber Lewis ist definitiv ein Topfahrer. Er hat mehr Druck in diesem Jahr - nachdem Fernando weg war, wurde er zum Favoriten für die WM gemacht. Es wird sich über die nächsten Rennen stabilisieren und wenn Lewis viele Punkte oder Siege holen kann, dann können wir hoffen, dass McLaren wieder um den Titel kämpft."

Was den Spionageskandal im Vorjahr und seine Auswirkungen auf McLaren betrifft, so waren sich Jones und Prost nicht einig. Jones glaubte, dass er gar keine Auswirkungen auf das Team hatte. "Sie sind psychologisch nicht so labil, dass so eine kleine Sache sie aus der Bahn wirft. Sie waren lang genug dabei und sind alt und hart genug, womit das an ihnen abprallt", betonte er. Prost meinte, dass die Spionageaffäre durchaus eine Ablenkung war und 2007 das Team etwas durchgeschüttelt hat. "Und nach Alonso Weggang waren sie etwas zerrissen, was es schwer macht, sich zu motivieren. Sie wollen natürlich Revanche, was verständlich ist und sie verdienen diese Revanche auch. Aber die Formel 1 ist so kompliziert, dass alles perfekt sein muss und alle am richtigen Ort zur rechten Zeit sein müssen. Vielleicht war McLaren zu Beginn des Jahres nicht fantastisch, aber sie sind noch im Bewerb, was wichtig ist."

Zu BMW Sauber waren die beiden ehemaligen Weltmeister wieder einer Meinung und meinten, dass sie in diesem Jahr den Sieg schaffen könnten. Während Prost das zu Jahresbeginn nicht glauben wollte, sagte Jones: "Man darf eine Firma wie BMW oder Mercedes nie ausschließen. Das sind Riesen. Sie haben über die Jahre den Motor aufgebaut und ich denke, wenn jemand gewinnen kann, dann BMW." Prost war der Meinung, dass BMW Sauber zwar vielleicht noch ein paar begünstigende Umstände braucht, doch nicht zu weit weg sei. "Sie sind die große Überraschung des Saisonbeginns, vor allem nach dem, was wir im Winter gesehen haben, als sie nicht so stark waren. Sie sind gut zurückgekommen, haben jetzt die Zuverlässigkeit und werden besser und besser. In der Formel 1 sind aber gerade die letzte zwei oder drei Zehntel zum Sieg schwer zu finden", erklärte er.

Was Renault betraf, so drifteten die Meinungen der Beiden wieder etwas auseinander. So wollte Jones schon nach Barcelona feststellen, dass die Mannschaft einen großen Schritt gemacht hat. "Von dem Ausgangspunkt, völlig weg zu sein, ist es bis zu einem Platz in der ersten Reihe schon ein großer Schritt. Ich weiß nicht, ob es dort nur an den Umständen lag - es wird interessant, wie sie sich in der Türkei schlagen." Auch Prost wollte bis zur Türkei warten, doch er sah die Stärke von Renault vor allem aufgrund der Drei-Stopp-Strategie begründet, deren Endergebnis aufgrund des Motorschadens bei Alonso aber nicht offensichtlich wurde. "Ich weiß nicht, wie viel von ihrer Stärke an der Strategie lag und wie sehr das Auto besser war. Vergessen wir nicht, dass wir in Barcelona waren und Alonso sehr motiviert war. Wir müssen also etwas warten. Ich denke, sie sind besser geworden, doch ich glaube nicht, dass die Verbesserung so groß ist. Ich denke nicht, dass sie in den nächsten Rennen um den Sieg fahren", meinte der Franzose.

Während Prost sonst weiter keine Überraschungen sehen wollte, sondern einfach nur darauf wartete, dass aufgrund der fehlenden elektronischen Hilfen einmal ein interessantes Regenrennen stattfindet, wollte Jones doch noch ein paar Teams und Fahrer erwähnen. Da war einerseits Williams, das er nie unterschätzen will. "Ich kenne die Leute, ich kenne die Einrichtungen und ich kenne ihre Fähigkeiten. Ja, sie waren in letzter Zeit nicht bei der Pace und hatten während der vergangenen Jahre eine eher ruhige Zeit, aber sie sind einfach zu gut, um sie außer Acht zu lassen. Die kommen wieder", sagte der ehemalige Williams-Pilot.

Und auch seinem Landsmann Mark Webber traut er einiges zu, da der mittlerweile gezeigt habe, dass er in einem zuverlässigen Auto die Arbeit auch erledigen kann. "Er hatte viel Pech und wenig Zuverlässigkeit im Auto, aber ich denke, Red Bull kommt in diesem Bereich nun nach vorne und Mark wird das zu nutzen wissen." Wer Jones aber besonders überrascht hat, war Heikki Kovalainen. "Er ist in den McLaren gesprungen und hat sich damit angefreundet. Ich denke, er war sehr beeindruckend. Abgesehen davon, sind alle Leute dort, wo sie hingehören", schloss Jones seine Ausführungen ab.

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