Ex-Weltmeister Alain Prost spielte eine tragende Rolle im größten Stallstreit der Formel-1-Geschichte - das Verhältnis Vettel/Webber kann er deshalb einschätzen
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Die Diskussionen nach der Stallorderaffäre von Malaysia wehten wochenlang wie ein Orkan durch die Medien, im Auge des Sturms: Sebastian Vettel, Mark Webber und Red Bull. Viel ist geschrieben worden über die beiden Team-"Kollegen", die sich einander seit Jahren nichts gönnen. Den größten Stallstreit der Formel-1-Geschichte stellt der Bullenkampf aber trotzdem nicht dar - der geht seinerzeit auf die Kappe von Alain Prost und Nigel Mansell bei Ferrari.
"Ich habe 1990 den Titel wegen Nigel Mansell verloren", erinnert sich Prost gegenüber 'Welt am Sonntag' an seinen damaligen Teamkollegen. Der Franzose glaubt nun, dass die aktuelle Rivalität zwischen Vettel und Webber zur Gefahr für die Weltmeisterschaftsambitionen des Heppenheimers werden könnte: "Ja, das passiert schnell", warnt der viermalige Weltmeister.
"Ich kann Webber verstehen, wenn es ihm im Moment nicht gut geht", fühlt Prost mit dem Australier. Erst vor kurzem hatte sich Red Bulls Teamchef Christian Horner klar hinter Vettel positioniert. Webber hingegen steht unter Druck, auch noch seinen Status als zweiter Fahrer zu verlieren. Die Entscheidung über einen neuen Vertrag für den 36-Jährigen solle erst im Spätsommer fallen, so Horner.
Prost kann sich im Webber hineinversetzen: "Das ist ein schreckliches Gefühl. In solchen Momenten werden die Rennfahrer zu Menschen." Der Rückhalt im eigenen Team sei enorm wichtig für einen Fahrer, und wenn der eigentliche Kollege dann noch zum größten Rivalen wird, sei das ein Riesenproblem: "Es ist psychologisch sehr, sehr schwierig. Sobald der eine merkt, dass er gegenüber dem anderen ins Hintertreffen gerät, ist es aus."
Auch wenn der Wind um die Stallorderaffäre etwas abgeflaut ist: Der Stallstreit zwischen Vettel und Webber bleibt. Nach Prosts Erfahrungen könnten die beiden Bullen im Laufe der Saison durchaus noch einmal aneinander geraten: "Ich Endeffekt gibt es keine Garantie dafür, dass es nicht wieder passieren kann." Es liege nun vor allem an Red Bull selbst, die Wogen zu glätten: "Das Team hat die Verantwortung und muss versuchen, die beiden wieder zusammenzubringen."