Qualifying kurios: Deutsche Festspiele in Silverstone

, 05.07.2014

Hamilton verzettelt sich und gibt die sicher scheinende Pole noch aus der Hand - Rosberg/Vettel in der ersten Reihe - Topstars scheitern schon in Q1

"Silverstone ist der einzige Ort der Welt, wo es so etwas gibt", waren die ersten Worte von Sebastian Vettel nach dem Qualifying zum Grand Prix von Grißbritannien . Und in der Tat war die Vergabe der Startplätze für das neunte Rennen der Formel-1-Saison 2014 ein wahrer Thriller - mit einem Ergebnis, das in der letzten Minute noch völlig auf den Kopf gestellt wurde! Die Pole-Position sicherte sich in einem dramatischen Finish Nico Rosberg (Mercedes) vor Sebastian Vettel (Red Bull). Mit Nico Hülkenberg (Force India) landete ein weiterer Deutscher auf Platz vier.

Zunächst hatte es nach Lokalmatador Lewis Hamilton (Mercedes) gerochen, aber der fiel auf nasser Strecke noch vom ersten auf den sechsten Platz zurück. "Es ist rutschig", funkte er in seiner zweiten Q3-Runde - und das Team sagte ihm: "Wenn du nicht dran glaubst, lass Nico durch." Dessen Zwischenzeiten im ersten und zweiten Sektor wiesen Rückstand auf, aber im dritten Sektor ging noch was - und so nahm Rosberg seinem frustrierten Teamkollegen 3,466 Sekunden ab!

Dabei war der Konsens in der Boxengasse, dass es sich wahrscheinlich gar nicht mehr lohnen würde, noch eine Runde zu drehen. "Aber wir dachten, dass es nichts kostet, also probieren wir es halt", lacht Rosberg. Und dass er sich auf das Spiel dann auch mit Leib und Seele eingelassen hat, brachte ihm die Pole-Position ein. "Es war eine tolle Teamleistung", freut er sich. "Wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen und es ist alles gut gelaufen."

"Bad day in the office" für Hamilton

Hamilton hingegen war der große Verlierer des Nachmittags - und in den Interviews dementsprechend kurz angebunden: "Ich weiß nicht", antwortet er achselzuckend auf die Frage, wer denn entschieden habe, keine schnelle Runde mehr in Angriff zu nehmen - um dann zu seufzen: "Das war ein schlechter Tag im Büro!" Immerhin: In Silverstone kann man gut überholen - und mit einem Mercedes ist derzeit auch ein sechster Startplatz kein Beinbruch.

Vettel war praktisch dazu gezwungen, es noch einmal probieren, denn der Weltmeister war zu Beginn von Q3 spät auf die Strecke gegangen - und musste ohne Zeit an die Box fahren, als der Regen zunahm. Letztendlich fehlten 1,620 Sekunden auf die Spitze, aber damit kann er leben: "Der zweite Platz ist sehr erfreulich. Der Abstand ist ein bisschen groß, aber es war sehr schwierig, richtig zu erahnen, wie viel Risiko man nehmen kann. Ich bin glücklich."

Teamkollege Daniel Ricciardo war am Ende nicht mehr auf die Strecke, als die Zeiten purzelten, und fiel so noch auf den achten Platz zurück. Freudestrahlend dafür Lokalmatador Jenson Button (McLaren): "Ich weiß, es ist nur ein dritter Platz im Qualifying, aber für uns ist das nach den letzten 18 Monaten wie ein Sieg, noch dazu vor dem Heimpublikum. Wir waren nicht so schnell wie die Mercedes, aber im Vergleich zu allen anderen war die Pace durchaus da."

Hülkenberg wollte gar nicht mehr rausfahren

Hülkenberg kam zu seinem vierten Platz auch ein bisschen wie die Jungfrau zum Kind. "Ich bin für meine letzte Runde herausgefahren und dachte mir: 'Am besten, ich fahre direkt wieder in die Box. Das wird sowieso nichts mehr.' Ich dachte, dass es hoffnungslos sei, weil ich den Regen sah und wusste, wie sich die Strecke anfühlt. Die Jungs meinten, dass ich trotzdem rausfahren soll. Das war die richtige Entscheidung", berichtet er.

Kevin Magnussen (McLaren) und Hamilton teilen sich die dritte Reihe, Sergio Perez (Force India) und Ricciardo die vierte. Die beiden Toro Rossos, die in Q3 die Ersten auf der Strecke waren und damit kurzzeitig schon goldrichtig zu liegen schienen, rutschten noch auf die Positionen neun und zehn zurück. Aber immerhin waren sie in der Entscheidung überhaupt noch dabei - ganz im Gegensatz zu den Topteams Ferrari und Williams.

Ferrari und Williams verzocken sich total

Denn die Herren Valtteri Bottas, Felipe Massa, Fernando Alonso und Kimi Räikkönen waren schon in Q1 ausgeschieden. "Schlechtes Timing, aber sowas passiert", sagt Räikkönen. Alonso erklärt: "Als Sauber die Medium-Reifen aufzog, waren sie im ersten Sektor auf Anhieb schnell. Wir haben sie dann auch schnell aufgezogen, aber offenbar nicht schnell genug. Dann war die Strecke wieder nass und wir haben es nicht geschafft, die Runde in den Kasten zu bekommen."

Williams-Cheftechniker Pat Symonds stimmt zu: "Es war eine Frage von Sekunden. Im Nachhinein sagt sich das leicht, aber ja, wir hätten früher rausfahren können. Wir haben den Regen nicht kommen sehen. Das war auf dem Radar ehrlich gesagt nicht zu erkennen. Gelbe Flaggen sind immer ein Risiko, aber wir dachten, wir hätten das im Griff. Hätten wir den Regen kommen sehen und das ignoriert, müssten wir uns natürlich Fragen stellen. Es war einfach Pech."

Verursacht wurden die gelben Flaggen am Ende von Q1 und Q2 jeweils von den Sauber-Piloten: Adrian Sutil schmiss sein Auto nach bis dahin starker Performance ebenso in die Botanik wie Teamkollege Esteban Gutierrez wenig später. Sensationell dafür Marussia mit den provisorischen Startpositionen zwölf und 13 - provisorisch deshalb, weil Max Chilton nach seinem Getriebewechsel am Vormittag um fünf Plätze nach hinten muss.

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