Der Finne gerät bei der Scuderia zunehmend unter Druck, vom Ziehen der Vertragsoption spricht niemand mehr - Letztes Wort spricht Präsident Marchionne
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Durchwachsene Leistungen im Qualifying, über weite Strecken des Saisonverlaufs chancenlos gegen den neuen Teamkollegen Sebastian Vettel, dazu mit einer Menge Pech an den Socken: Es scheint 2015 bei Ferrari alles gegen Kimi Räikkönen zu laufen. Der Österreich-Grand-Prix in Spielberg am Wochenende war mit einem verpatzten Zeittraining, offener Kritik am Team und einem zumindest mitverursachten Unfall im Rennen der nächste Schlag ins Kontor. Und das Aus bei der Scuderia?
So weit will Maurizio Arrivabene nicht gehen. "Zur rechten Zeit für ihn und für uns" würde bei Ferrari eine Entscheidung über die Zukunft des Finnen des gefällt, sagt der Teamchef. Räikkönen besitzt für das kommende Jahr keinen Vertrag, sondern nur eine Option in seinem laufenden Kontrakt, die Ferrari ziehen könnte. Sah nach dem Podium in Bahrain alles danach aus, als sei der Ex-Weltmeister Wunschkandidat und alles so gut wie in trockenen Tüchern, spielen die Italiener jetzt auf Zeit.
Arrivabene scheint sich weitere Rennen Bedenkzeit gönnen zu wollen: "Die Frage dreht sich nicht um heute oder morgen. Es gibt eine Deadline, aber ich werde nicht sagen, wann sie abläuft", zeigt er sich zurückhaltend. Gut möglich, dass die Entscheidung auch von sich bietenden Alternativen abhängt. Williams-Shootingstar Valtteri Bottas wird immer wieder mit der Scuderia in Verbindung gebracht. Obwohl derzeit mit dem schlechteren Auto ausgestattet, schlägt er dem Landsmann oft Schnippchen.
Allerdings betont Arrivabene, dass es ihm nicht nur um Resultate geht: "Leistung bedeutet einen ganzheitlichen Ansatz: Wie ist die Chemie mit den Ingenieuren? Wie schnell ist er? Wie fährt er auf das Podium? Und viele Dinge mehr." Etwas Druck machen, aber keine Vorwürfe - das scheint die Marschroute. "Ich mag defensiv erscheinen oder den Eindruck erwecken, ihn schützen zu wollen. Aber wir haben nicht einmal Saisonhalbzeit und wünsche mir, dass die Jungs konzentriert arbeiten", beruhigt Arrivabene.
Deutlicher wird das Ferrari-Präsident Sergio Marchionne. Der Patron, der in Spielberg persönlich zugegen war, will Räikkönen "nicht unterschätzen" und lobt ihn dafür, viel zum Erfolg des Teams beizutragen. "Er ist in einer schwierigen Situation und wir müssen ihn unterstützen. Seine Zukunft hängt aber von ihm ab und er muss entscheiden, ob er Ergebnisse abliefert oder aufgibt." Marchionne ist derjenige, den Räikkönen wird überzeugen müssen: "Ich kann meinen Standpunkt darstellen, aber für eine finale Entscheidung müssen wir mit dem Präsidenten sprechen. So läuft es in jeder Firma: Wer der Boss ist, kann tun und lassen, was er will", sagt Arrivabene.