Nach Red Bulls Avancen schließt Kimi Räikkönen einen Wechsel zu den Weltmeistern nicht aus - Der "Wohlfühlfaktor" bei Lotus spielt nur noch eine untergeordnete Rolle
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Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko hat Kimi Räikkönen schon länger auf seiner Liste. Der Österreicher gilt als Fan des "Iceman" und hätte ihn schon gerne früher als Nachfolger von Mark Webber bei Red Bull gesehen, doch Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz hielt dem "Aussie" bislang die Stange. Dieser könnte aber mit Saisonende seine Formel-1-Karriere beenden und wird mit einem Le-Mans-Engagement bei Porsche in Verbindung gebracht.
Somit ist man bei Red Bull auf der Suche nach einem neuen Teamkollegen für Sebastian Vettel. Und nun schließt auch Räikkönen selbst einen Lotus-Abgang nicht mehr aus. "Es gibt in der Formel 1 immer viele Gerüchte", sagt der Finne. "Das ist ganz normal. Ich habe für das nächste Jahr keinen Vertrag und habe keine Pläne." Er lässt sich gegenüber dem 'Turun Sanomat' nicht in die Karten blicken: "Ich könnte sogar aufhören." Es sei aber "wahrscheinlich", dass er auch 2014 noch in der "Königsklasse" antrete. Nun wolle er sich aber auf die Gegenwart konzentrieren.
Lotus-Umfeld nicht entscheidend
Bisher betonte Räikkönen stets, wie wohl er sich bei Lotus fühle und dass das Team aus Enstone für ihn das optimale Umfeld bietet. Doch nun relativiert er diese Aussagen - womöglich auch mit dem Hintergrund, dass dem Team finanziell Grenzen gesetzt sind: "Jedes Team ist anders, und ich hatte bei allen Teams eine ziemlich gute Zeit. Überall ist die Führung etwas anders, und ich versuche, an das gleiche Ziel zu kommen." Er "würde aber nicht sagen", dass es bei Lotus besser sei als bei anderen Teams, "denn ich hatte nie irgendwelche Probleme. Nur der Ort war unterschiedlich."
Räikkönens Aussagen waren Flirtversuche Red Bulls vorangegangen. Neben Nico Hülkenberg, den Marko ebenfalls schätzt, sowie den Toro-Rosso-Piloten Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne schmierte man zuletzt vor allem dem Finnen viel Honig ums Maul. "Kimi ist jemand, der bei uns auf der Liste für das nächste Jahr steht", stellte Marko klar. Und Boss Mateschitz legte nach: "Kimi ist cool und schnell und immer ein Kandidat."
Räikkönen einst Trennungsgrund von Sauber
Ein Vorteil eines Engagements von Räikkönen wäre, dass er sich im Gegensatz zu Webber sehr gut mit Weltmeister Vettel versteht. Die beiden spielen regelmäßig Badminton und schätzen einander. Zudem ist der 34-jährige Mann aus Espoo bei Red Bull kein Unbekannter. Nach seinem Ferrari-Rücktritt 2009 unterstützte ihn der österreichische Energy-Drink-Konzern bei seinen Rallye-Ambitionen.
Dabei war man einander nicht immer wohlgesonnen. 2001 sorgte die Verpflichtung Räikkönens bei Sauber für den Bruch mit Hauptsponsor und Anteilseigner Red Bull. Marko forcierte damals seinen Juniorpiloten Enrique Bernoldi und wollte ihn im Schweizer Team sehen, doch Teamchef Peter Sauber setzte Räikkönen durch, der zwar nur 22 Autorennen auf dem Konto hatte, bei den Tests aber sein enormes Talent gezeigt hatte. In Fuschl machte sich Sauber damit keine Freunde: Bernoldi wurde bei Arrows untergebracht, Red Bull verkaufte seine Anteile 2002 an Credit Suisse. Nimmt die Causa nun mit einem Wechsel Räikkönens zu den "Roten Bullen" doch noch ein versöhnliches Ende?