Räikkönen überzeugt: Lotus hat das Zeug zum Titel

, 28.01.2013

Der "Iceman" betont die Tradition und die Harmonie in Enstone, wagt jedoch keine Prognose bezüglich des Leistungsvermögens der Konkurrenz

Im vergangenen Jahr wurde das Comeback des Kimi Räikkönen mit Spannung erwartet. Spätestens mit dem Lotus-Premierenerfolg in Abu Dhabi hat der Finne unter Beweis gestellt, dass er auch nach seiner Rallye-Auszeit noch das Zeug zum Champion hat. Mit der Präsentation des Lotus E21 am Montagabend sind die Ansprüche gewachsen: "Wir haben an allen Ecken und Enden gearbeitet", erklärt Räikkönen. "Wenn wir uns besser qualifizieren, haben wir die Chance, mehr Rennen zu gewinnen."

Doch dem "Iceman" ist auch klar, dass die Luft dünn wird an der Spitze des Feldes. "Natürlich ist es nicht einfach, sich ausgehend von dem, was wir im vergangenen Jahr geleistet haben, zu verbessern", gibt Räikkönen, selbst Dritter in der Fahrer-WM und mit seinem Team auf Rang vier bei den Konstrukteuren platziert, zu bedenken. Sein Chef wagt sich dennoch aus der Reserve: "Wir werden es definitiv versuchen", sagt Eric Boullier angesprochen auf einen Titelgewinn im Jahr 2013.

Leistungsvermögen noch eine Unbekannte

Der Franzose hofft, den Schwung des erfolgreichen Saisonfinales zu nutzen. "Wir erwarten, dass wir die Gunst der Stunde von 2012 transportieren. Die Regeln sind unverändert geblieben, beide Fahrer sind noch hungriger und die Jungs hier in Enstone haben ein schönes Auto auf die Beine gestellt", demonstriert er eine briete Brust. "Wir wollen es besser machen als 2012 und werden alles unternehmen, um unter die Top 3 zu kommen." Räikkönen betont, an diesem Ziel als Team zu arbeiten.

Seine eigenen Designideen hat der 32-Jährige nicht eingebracht. "Nein, das ist ihre Sache", spielt er den Ingenieuren den Ball zu. "Wir versuchen in den Rennen alles herauszuholen. Wir haben großes Vertrauen in die Leute, die im vergangenen Jahr das Auto entworfen haben und jetzt auch dieses. Den E21 habe ich aber noch nicht gefahren und so ist es schwierig, zu sagen, was möglich ist." Klingt nach Harmonie, ist auch harmonisch - zumindest, wenn es nach Gerard Lopez geht. Der Teambesitzer sieht die Begeisterung im Lager der Schwarz-Goldenen als Kapital.

"Der gemeinsame Nenner ist Motorsport. Ob Kimi, Romain oder irgendwer anders. Es geht um Respekt, alles andere ist Schall und Rauch", so der Luxemburger, der sich umgeben sieht von zufriedenen Mitarbeitern. "Ich denke, er ist so glücklich wie alle anderen auch hier." Es gäbe in den Lotus-Hallen eine ganz spezielle Kultur, hat der Genii-Capital-Gründer erkannt und tut sich schwer damit, sie genau zu beschreiben. "Zu sagen, sie sei entspannt, wäre der falsche Ausdruck", tastet sich Lopez vor.

Am kompletten Paket gearbeitet

Er versucht, den Geist von Enstone in Worte zu fassen: "Es gibt da eine Art, die Eigenheiten der Leute zu akzeptieren und mit bestimmten Dingen auf eine bestimmte Art und Weise umzugehen." Offenbar genau das Richtige für Räikkönen, der in der Vergangenheit mit seiner stoischen Art schon angeeckt ist. Weil die Chemie stimmt, hat er einen Wechsel nicht Betracht gezogen: "Ich hatte ein großartiges Jahr und keinen Anlass, etwas zu verändern. Wenn man an einem Ort glücklich ist, gibt es dazu keinen Grund."

Der Finne unterstreicht, dass auch die sportliche Perspektive stimmt: "Es gab im vergangenen Jahr nichts, was mich darüber hätte grübeln lassen, dass nicht ein weiterer Titel drin sei." Räikkönen sieht nach einem Jahr der Wiedereingewöhnung bessere Chancen als 2012: "Wir beginnen alle am gleichen Punkt. Es sollte vielleicht ein bisschen leichter sein, weil ich die Leute jetzt kenne", vergleicht er und betont, Lotus habe nicht nur am Qualifying-Speed gearbeitet, sondern das komplette Paket schneller gemacht.

Er ist bemüht, sich bei dieser Aufgabe nach Kräften einzubringen: "Ich arbeite mit dem Team zusammen, um das Auto so stark wie möglich zu machen", verdeutlicht Räikkönen. "So, dass wir in Melbourne erstmals die Resultate auskosten können. Dann wird es eine lange Saison. 2012 hatten wir einen guten Start, mal sehen, was wir 2013 bewerkstelligen." Dennoch: Eine Garantie auf Erfolg bedeutet das nicht: "Natürlich ist der Wettbewerb hart und jeder will gewinnen."

Lotus durch Hamilton-Wechsel gestärkt?

"Aber das Team hat zuvor jeden geschlagen und es gibt keinen Grund zu behaupten, es könne nicht wieder gelingen." Räikkönen führt die Tradition bei Lotus und die Tatsache, dass die Truppe in ihrer langen Geschichte bereits Titel eingefahren hat, als Pluspunkte an. Dass die neue DRS-Regel, die das Öffnend des Heckflügels im Qualifying nur noch in der Rennzone erlaubt, den Ausschlag geben könnte, glaubt der Ex-Weltmeister nicht: "Sie gilt für alle und wird nichts großartig an der Hackordnung verändern."

Er bewertet die Novelle, die nach Ansicht einiger Experten Red Bull schwächen könnte, dennoch positiv: "So, wie es im Rennen ist, ist es jetzt auch im Qualifying - ist in Ordnung." Und ist der Abgang Lewis Hamiltons zu Mercedes eine Schwächung für McLaren und damit eine Chance für Lotus, die "Chrompfeile" anzugreifen? "Hoffentlich ja", gibt sich Räikkönen gewohnt undiplomatisch. "Aber wir wissen nicht, wie schnell die anderen Autos sind und was unseres leistet", deutet er an, Mercedes auf der Rechnung zu haben.

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