Lotus-Teamchef Eric Boullier weiß, dass er im Fall Kimi Räikkönen gegen einen starken Gegner kämpft, betont aber auch Vorzüge an seinem Team
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Die spannende Frage für Lotus ist derzeit: Bleibt er, oder bleibt er nicht? Die Rede ist von Kimi Räikkönen, der nach dem Abgang von Mark Webber als heißester Nachfolgekandidat bei Red Bull gilt. Schon lange hat das Tauziehen um den finnischen Charakterkopf begonnen, der wohl eine spezielle Behandlung braucht. Auch Lotus-Teamchef Eric Boullier weiß um das Werben des Weltmeisterteams, will seinen Star aber auf alle Fälle im Team behalten.
"Es ist wahr, dass Red Bull sich sehr bemüht, Kimi an Bord zu holen und ich bin sicher, dass sie ihm ein sehr schönes Angebot zusammenstellen", erklärt der Franzose gegenüber 'formula1.com'. Selbst PR-Aktivitäten, die bei Red Bull eigentlich mit ganz oben auf der Agenda stehen, sollen für den 33-Jährigen gelockert werden. Sportlich und privat könnte das Team von Christian Horner Räikkönen somit ein verlockendes Angebot machen. Doch wie schaut es finanziell aus?
Auch das müsse man in die Überlegungen einbeziehen, meint Boullier. "Kimi muss im Hinterkopf haben, dass sein nächster Vertrag der letzte sein könnte, also könnte es auch finanzielle Überlegungen geben, die wir in Erwägung ziehen müssen." Mondpreise werde man bei Lotus aber definitiv nicht zahlen, nur um den Iceman weiter an sich zu binden: "Wir werden das anbieten, was wir für Kimi und uns für das Beste halten."
Doch wie kann Lotus Räikkönen den weiteren Verbleib schmackhaft machen, wenn man ein Team als Gegner hat, das die letzten drei Fahrer- und Konstrukteurstitel holen konnte? Ganz aussichtlos erscheint Boullier die Sache nicht, denn er weiß um die Vorzüge des ehemaligen Renault-Teams. "Ich denke, er mag das Team und die Leute im Team. Er fühlt sich bei ihnen wohl", appelliert er an den Komfort-Faktor des eigenwilligen Finnen.
Und auch sportlich habe sein Team einiges zu bieten: "Mit viel weniger Ressourcen als Red Bull können wir das Auto immer noch entwickeln und auf demselben Level kämpfen. An diesem Wochenende hatten wir normale Bedingungen - keine schwierigen - und man hat gesehen, dass unser Auto konkurrenzfähig ist. Wenn man Mitte der Saison konkurrenzfähig ist, dann halten wir die Entwicklungskurve mit großer Wahrscheinlichkeit aufrecht." Zudem habe man auch endlich die ausstehenden Gehaltszahlungen an den Finnen überwiesen. "Unser System funktioniert, und wenn er sich wohl fühlt und genug für sein 'Leben danach' verdient, warum sollte er dann gehen?", fragt Boullier.
Doch der Knatsch um das nicht bezahlte Gehalt bleibt natürlich im Gedächtnis des Icemans. Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' wollte Räikkönen deswegen sogar vorzeitig hinschmeißen und musste überredet werden, die Saison zu Ende zu fahren. Und die Chancen von Red Bull steigen, wenn man sieht, welches Argument die Bullen noch in der Hinterhand haben: Adrian Newey. Mit einem Boliden des britischen Designgenies wäre derzeit wohl jeder Fahrer gerne unterwegs. Doch der Lotus-Pilot war bereits bei McLaren Fahrer eines Newey-Boliden und musste häufig mit dessen Unzuverlässigkeit kämpfen.
Darum macht sich auch Eric Boullier diesbezüglich keine Sorgen: "Alles, was Kimi will, sind Siege in einem positiven Umfeld. Es gibt immer Unterschiede von Team zu Team, aber ich denke, wir können es spielerisch mit Red Bull aufnehmen." Sollte sich Räikkönen allerdings am Ende doch gegen Lotus entscheiden, wäre das für den Franzosen kein Beinbruch: "Wenn meine Fahrer gehen, muss ich mich eben woanders umschauen. Aber ich bevorzuge Kontinuität", betont er.
Zudem habe er immer einen Plan B, den er im Moment aber nicht preisgeben will. Immer wieder geistern die Namen Nico Hülkenberg und Paul di Resta durch den Raum, und Boullier gab gegenüber der 'L'Equipe' sogar an, schon mit Hülkenberg gesprochen zu haben. "Wir sind in einer guten Position, dass wir nach ein paar großen Namen das begehrteste Team sind", so Boullier, der sich aber zuallererst noch einmal mit Kimi Räikkönen an einen Tisch setzen will. Dann werde man weitersehen. "Die Entscheidung liegt bei Kimi", weiß Boullier.