Räikkönen zu Titelambitionen: "Müssen Rennen gewinnen"

, 16.08.2013

Der Finne möchte mit Siegen Sebastian Vettel stoppen, am besten bereits in Belgien, während Teamkollege Romain Grosjean zum ersten Mal gewinnen will

Die beiden Lotus-Piloten Kimi Räikkönen und Romain Grosjean freuen sich auf die zweite Saisonhälfte und besonders auf das kommende Rennen in Spa (23. bis 24. August 2013), an das beide gute Erinnerungen haben. Der Finne spricht rückblickend die Schwäche im Qualifying an und betont, Vettel nur mit Siegen vom vierten Titelgewinn in Folge abhalten zu können. Grosjean prophezeit im Gegensatz zu seinem Teamkollegen, dass der E21 für die sogenannte "Ardennen-Achterban" sowie für die verbleibenden neun Grands Prix gut gerüstet sei.

"Beim belgischen Grand Prix habe ich normalerweise immer ein gutes Resultat erreicht, aber was passiert ist, hilft mir jetzt nicht weiter", weiß Räikkönen. "Natürlich schadet es nicht und es wäre großartig, wenn ich zum fünften Mal in Spa gewinnen könnte." Der Finne konnte 2004, '05, '07 und '09 auf dem als Fahrerstrecke geltenden Kurs gewinnen.

Deshalb betont der 33-Jährige: "Für mich gibt es nur gute Erinnerungen an Spa und es ist großartig, dort Rennen zu fahren. Du kannst dasselbe Gefühl nirgendwo anders bekommen. Es ist großartig, mit einem modernen Rennauto über eine echte Rennstrecke zu fahren, die so eine große Tradition hat." Räikkönen weiß aber auch um die Herausforderungen, die der belgische Grand Prix an seinen Lotus stellt. "Spa hat sehr herausfordernde High-Speed-Kurven und man braucht das richtige Setup für das Auto."

Gute Erinnerungen an Spa

"Wie wir dieses Jahr schon oft gesehen haben ist eine gute Startposition extrem wichtig. Es wird auch in Spa sehr ausschlaggebend sein, auch wenn es hier vielleicht im Gegensatz zu anderen Strecken einfacher ist zu überholen", analysiert der Finne und erklärt: "Es ist entscheidend, ein aerodynamisch gut abgestimmtes Auto zu haben, um die schnellen Kurven zu nehmen. Es ist eine lange Runde, um eine gute Zeit zu fahren muss man den besten Rhythmus beibehalten. Es hängt viel vom Qualifying-Resultat ab, wir müssen also am Freitag und Samstag ein angemessenes Setup finden und eine solide Qualifikation am Samstagnachmittag bestreiten."

Eine Prognose möchte der schweigsame Mann aus Espoo jedoch nicht abgeben. "Ich weiß nicht, wie unser Auto dieses Jahr passt. Vergangenes Jahr waren wir dort nicht so stark. Ich denke, wir wissen die Gründe und unser Auto ist mit Sicherheit besser in diesem Jahr, aber ist es auch gut genug, mit um den Sieg zu kämpfen? Das werden wir am Sonntag sehen", beantwortet er sich seine Frage selber. Doch warum hatte der Lotus in der Vergangenheit Probleme auf der 7,004 Kilometer langen Strecke?

"Manchmal gibt es bestimmte Kurse, wo alles reibungslos verläuft, und dann gibt es andere Kurse, wo ich überhaupt kein Glück habe", so Räikkönen in seiner typischen Art. Dennoch freut er sich auf Belgien. "Ich wette, jeder Fahrer mag Spa", frohlockt er. "Es ist für mich die großartigste Rennstrecke auf der Welt. Es ist mein Favorit. Ich mag diesen Ort seit meinem ersten Besuch in der Formel Renault im Jahr 2000", schwärmt Räikkönen.

Probleme im Qualifying

Aktuell liegt der Finne in der Gesamtwertung mit 38 Punkten Rückstand hinter Klassenprimus Sebastian Vettel (172 Punkte) auf Rang zwei. "Ich bin in Ungarn vor Seb (Sebastian Vettel; Anm. d. Red.) ins Ziel gekommen und habe dort mehr Punkte gesammelt als er. Um ihn zu schlagen müssen wir Rennen gewinnen und wenn wir einen zweiten Platz (im Rennen; Anm. d. Red.) halten, wie wir es sooft dieses Jahr getan haben, dann ist das vielleicht nicht genug für die Meisterschaft", zeigt er sich kämpferisch und einsichtig zugleich. Gilt der Finne doch als eifriger Punktesammler, der aber gerne mal einen zweiten Platz in kauf nimmt, anstatt mit Brechstange den Sieg zu erreichen.

Dann zeigt sich Räikkönen selbstkritisch: "Offensichtlich mache ich mir im Qualifying am Samstag das Leben schwer, sodass wir den Preis dafür bezahlen müssen, aber wir haben immer noch ein gutes Auto im Rennen." Was ist der Schlüssel für Spa? "Wir haben jetzt Reifen, die ein kleines bisschen anders sind und wir müssen verstehen, wie sie genau eingesetzt werden", weiß er. "Wir haben in Budapest Fortschritte gemacht, es sollte also in Spa einfacher sein, aber es ist für alle das Gleiche. Um zu gewinnen ist es immer besser, in der Nähe der Spitze zu starten."

Wie der Finne schwärmt auch Teamkollege Grosjean von Spa: "Was für eine Strecke, es ist phantastisch! Es ist eine ausgezeichnete Achterbahnstrecke und es hat den zusätzlichen Bonus, dass sie alle Französisch sprechen was bedeutet, dass es nach Monaco und Kanada beinahe ein weiteres Heimrennen ist." Er ist sich sicher: "Es wird gut werden. Wenn wir die Pace, die wir in Budapest gezeigt haben, auf einem normaleren Kurs mit besseren Überholmöglichkeiten - und auch einer etwas breiteren Strecke - umsetzen können, dann sind denke ich gute Dinge möglich."

Einen Drink für die Mechaniker...

Der Kurs in Spa "sollte zu unserem Auto ziemlich gut passen", wie prophezeit er, wie auch zu den restlichen Strecken des zweiten Teils der Saison. "Ich habe mich in den letzten paar Rennen im Auto sehr gut gefühlt und war in der Lage, im Qualifying und im Rennen zu pushen. Es ist eine gute Position, um in die zweite Hälfte der Saison zu starten und es gibt sehr gute Möglichkeiten für einige tolle Resultate", sagt der Mann aus Genf.

In Spa hat Grosjean im Jahr 2011 den GP2-Titel gewonnen, aber der Franzose hat mit Sicherheit nicht nur positive Erinnerungen an die Strecke. Im Vergangenen Jahr räumte er in der ersten Kurve nach dem Start Fernando Alonso ab. Die gefährliche Aktion brachte ihm neben viel Kritik eine Sperre für das folgende Rennen in Monza ein. Dieses Jahr stand der 27-Jährige unter anderem nach dem Monaco-Rennen in der Kritik, wo er Toro-Rosso-Pilot Daniel Ricciardo abräumte.

An diesen Grand Prix hat Grosjean keine guten Erinnerungen. "Monaco war nicht mein bestes Wochenende, das ist kein Geheimnis", sagt er. "Die Pace war da, aber aus irgendeinem Grund habe ich nicht alles zusammen bekommen, obwohl ein starkes Resultat definitiv erreichbar gewesen wäre. Ich schulde den Mechanikern noch einen Drink dafür; hoffentlich gibt es einen Sieges-Champagner in der Saison", so Grosjean weiter.

Grosjean sieht "Potential"

Wie würde der Franzose seine ersten zehn Rennen in dieser Saison zusammenfassen? "Das ist schwierig", entgegnet er, "aber ich glaube, der Schlüssel ist das Wort 'Potential'. Wir hatten natürlich einige schwierige Momente und vielleicht waren die Resultate auch nicht immer so, wie sie das Team verdient, aber das Potential für Topplatzierungen war immer da." Deshalb schaut er auch positiv auf die kommenden Aufgaben.

"Wir haben in Deutschland und Ungarn bewiesen, dass wir um die vorderen Startplätze konkurrieren können und ich denke, wenn wir uns im selben Tempo verbessern können, dann werden wir ziemlich gut in den verbleibenden neun Rennen aussehen. Ich fühle mich im Auto wohler und wohler, wenn ich es fahre, was sicherlich ein gutes Zeichen ist, um nach vorne zu schauen. Nach unserer Performance in den letzten paar Rennen hoffe ich ehrlicherweise, dass mein erster Sieg jetzt gleich um die Ecke ist", so Grosjean.

Vaterfreuden und Strafenärger

Zwei Highlights in dieser Saison wird der Franzose so schnell nicht vergessen. Am 29. Juli, nach dem Grand Prix von Ungarn, wurde Grosjean zum ersten Mal Vater. Auf der Strecke fällt ihm umgehend ein Moment ein, der - positiv wie negativ - haften blieb: "Ich würde das Überholmanöver gegen Felipe (Massa; Anm. d. Red.) in Budapest nennen - was zu der Zeit bis dahin das Beste meiner Karriere war -, aber mit der Strafe ist es nicht dasselbe."

Während des Rennens bekam Grosjean eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt, weil er beim Überholmanöver in Kurve vier außen mit allen vier Rädern die Strecke verlassen hatte. Nach dem Rennen bekam der Franzose für seine Kollision mit Jenson Button eine Strafe von 20 Sekunden - an seinem sechsten Platz änderte das aber nichts. In der Gesamtwertung liegt er mit 49 Punkten auf Rang acht.

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