TV-Experte Marc Surer kann sich vorstellen, dass Red Bull in Melbourne mit einem größeren Updatepaket überrascht - Auch von Mercedes erwartet er noch mehr
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Red Bull ist nach den Testfahrten in Barcelona das vielleicht größte Fragezeichen vor der Formel-1-Saison 2017. Der RB13, der in Spanien deutlich schlichter daherkam als die neuen Boliden von Mercedes und Ferrari, konnte die Zeiten der beiden großen Rivalen nicht mitgehen. Trotzdem sind sich fast alle Experten einig, dass man Red Bull vor dem Saisonauftakt in Melbourne keinesfalls abschreiben sollte. Niemand geht davon aus, dass die Bullen in Spanien bereits ihr volles Potenzial gezeigt haben.
"Ich denke nicht, dass Red Bull seine Karten bereits auf den Tisch gelegt hat", erklärt TV-Experte Johnny Herbert gegenüber 'badgergp.com'. Er sieht - wenn überhaupt - in Motorenpartner Renault einen Risikofaktor. Der neue Antrieb der Franzosen machte in Barcelona nicht nur im RB13 Ärger, sondern auch beim Schwesterteam Toro Rosso und selbst beim Renault-Werksteam.
Das Chassis der Bullen scheint hingegen kaum jemand ernsthaft anzuzweifeln. "Der Red Bull ist überraschend schlicht designed. Möglicherweise deutet es daraufhin, dass man bei Red Bull auf ein Verfolgerauto setzt, das gut hinterherfahren kann. Sie scheinen zu wissen, dass sie mit dem Renault-Motor die Power von Mercedes noch nicht mithalten können", nennt 'Sky'-Experte Marc Surer einen möglichen Grund für das Design.
"Andererseits kann es aber auch sein, dass Chefdesigner Adrian Newey noch ein geniales Update in Melbourne präsentieren wird", grübelt der Schweizer, der mit dieser Vermutung nicht alleine dasteht. "Das könnte denen natürlich theoretisch einen Schub nach vorne geben", warnt auch Niki Lauda im Gespräch mit dem 'ORF', als das potenzielle Red-Bull-Update zur Sprache kommt.
Ist Ferrari wirklich vorne?
Bei Mercedes zeigt man sich aktuell ohnehin besorgt. Lewis Hamilton sieht Ferrari bereits als Favoriten, und auch Lauda erklärt: "Die waren (bei den Tests; Anm. d. Red.) immer top!" Der Österreicher kommt daher zu dem Schluss: "Im Moment sehe ich den Ferrari-Vorsprung - in Barcelona - schon zwei, drei Zehntel gegenüber Mercedes. Mercedes und Red Bull waren ungefähr immer auf Augenhöhe."
Eine eher pessimistische Ansicht, denn Mercedes war - zumindest auf einer schnellen Runde - eigentlich regelmäßig schneller als Red Bull. Der von Lauda genannte Rückstand auf Ferrari wird dagegen auch von der Zeitenliste untermauert. Doch auch hier gilt: abwarten! "Aus den vergangenen Jahren wissen wir: Das Weltmeisterteam hat sicher noch eine Sekunde im Ärmel", warnt Marc Surer.
"Der Ferrari geht gut und ist das schlankeste Auto im Feld. Kimi Räikkönen fuhr in Barcelona mit dem neuen Ferrari nicht zufällig die Jahresbestzeit. Die Frage ist nur, ob Mercedes blufft", so der Schweizer. Ohnehin werden sich die Erfahrungen aus Barcelona nicht eins zu eins auf den Kurs im Albert Park übertragen lassen. "Wir wissen alles erst, wenn wir nach Melbourne kommen", so Lauda.