Sebastian Vettel zeigt auch am letzten Tag der Formel-1-Wintertests nicht, was der Red Bull RB9 wirklich kann: Nach 100 Runden noch viel weitere Arbeit
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Sebastian Vettel gehörte am letzten Tag der Formel-1-Testfahrten vor dem Start in die neue Saison zum "Club der 100er". Der Weltmeister absolvierte am Sonntag in Barcelona genau 100 Umläufe und schraubte somit die Gesamtzahl der Testkilometer mit dem neuen RB9 auf 4.608. Auf diesem langen Weg haben die Champions nur selten das wahre Potenzial des neuen Autos offenbart. In diesem Punkt sind sich alle Beobachter einig.
"Red Bull hat die Karten nicht auf den Tisch gelegt. Allerdings gab es auch nicht wirklich viel, was in mir den Eindruck erwecken könnte, dass sie allen meilenweit davoneilen könnten", analysiert Ex-Formel-1-Weltmeister Damon Hill auf 'Sky Sports F1'. Der Brite ist mit seiner Einschätzung nicht allein. Der Tagesbeste Nico Rosberg (Mercedes) meint, dass man "noch längst nicht alles von allen Teams gesehen" hat und schielt dabei besonders auf Red Bull.
"Wir sind gut in Form", wird Vettel in der offiziellen Presseaussendung des Teams nach dem Test am Sonntag zitiert. "Insgesamt waren die Tests gut. Wir hatten nicht allzu viele Probleme." Ein Problem stellte der Weltmeister jedoch dar: "Alle Teams hatten die Reifen im Fokus. Es war auf Grundlage des schwierigen Umgangs mit den Pneus manchmal extrem schwierig, Änderungen bei Setup entsprechend zu deuten." Vor allem am Abschlusstag hörte man aus Reihen von Red Bull einige Klagen über die Balance des RB9.
Reifen als Problem: Zu wenig konstant
"In den letzten beiden Tagen haben wir vielleicht nicht immer alles perfekt hinbekommen", gibt Vettel zu. "Es ist aber noch einige Zeit bis zum Saisonstart. Ziel ist es, dass wir uns weiter verbessern. Das wird auch passieren. Ich freue mich auf Melbourne und kann den Auftakt kaum erwarten." Für das erste Rennen des Jahres in Australien hat Red Bull ein umfassendes Updatepaket geplant. Man darf gespannt sein, ob dazu auch das in dieser Woche getestete passive DRS gehören wird.
"Der Abschlusstag war gut", meint Red-Bull-Ingenieur Andy Damerum. "Wir hatten heute die besten Bedingungen aller Tage, daher konnten wir viel Arbeit erledigen. Wir haben heute wichtige Daten bezüglich einiger Neuteile erfasst. Es war knifflig, denn wir hatten eine ganze Reihe von Teilen zu testen. Das war viel Arbeit." Mit seiner besten Runde in 1:22.514 Minuten rangierte Vettel am Ende des Tages auf Rang acht. Aussagekraft? Null, denn Vettel fuhr mit unmarkierten Reifen - die Mischung entsprechend unbekannt.
"Es ist unmöglich zu sagen, wo wir derzeit stehen. Wir haben während der drei Testwochen gute Arbeit geleistet, aber die Wahrheit sieht man erst am Samstag in Melbourne", schildert Damerum nach Abschluss der zwölf Testtage. Für Vettel, der in der kommenden Woche im Simulator in Milton Keynes sitzen wird, ist klar, wo der Hase im Pfeffer liegt. "Man kann derzeit keine Schwachstellen am Auto benennen, weil die Reifen einfach zu schlecht sind. Auch wenn das Wetter nun besser war, ließen die Pneus nach nur einer Runde erheblich nach. Es gab noch nie Wintertests, die so wenig aufschlussreich waren."