Zum ersten Mal seit einem Jahr stehen zwei Red Bull auf dem Podium - Mit Strategie und perfekter Teamarbeit setzen Ricciardo und Verstappen Mercedes unter Druck
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"Vor Ferrari zu sein, war unser Ziel an diesem Wochenende", nickt Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Grand Prix von Deutschland zufrieden. "Wir haben jetzt 14 Punkte Vorsprung und gehen verdient in die Sommerpause." Red Bull festigte in Hockenheim die zweite Position im Feld. Zeitweise konnte man auch Mercedes unter Druck setzen. Daniel Ricciardo und Max Verstappen kamen auf den Plätzen zwei und drei ins Ziel. Zum ersten Mal seit Ungarn 2015 standen zwei Red-Bull-Piloten auf dem Podest.
Ricciardos Rückstand auf Sieger Lewis Hamilton betrug sieben Sekunden. Das Ferrari-Duo hatte im Ziel mehr als eine halbe Minute Rückstand auf den Weltmeister. Und Red Bull hatte auch Nico Rosberg im Griff. "Vor Budapest dachten wir, dass es unsere beste Chance in den kommenden Rennen sein wird. Aber heute sind wir beide vor dem Pole-Mann", betont Ricciardo die aufstrebende Form der "Bullen. "Wir hatten eine sehr gute Rennpace."
Außerdem machte das Team bei der Strategie alles richtig. Beim Start setzte Ricciardo auf acht Runden alte Supersofts von Q2, während alle anderen mit nur drei Runden alten Supersofts losfuhren. Der Australier bog als Zweiter in die erste Kurve ein, doch dann fuhr Verstappen außen herum und schnappte sich den zweiten Platz. "Ich werde daraus lernen. Man sollte einen Fehler nur einmal machen", ärgert sich Ricciardo ein wenig. "Trotzdem Gratulation an ihn, dass er es außen probiert hat."
Verstappen sagt zu seinem Manöver, dass er auf den Marbels gerutscht sei, aber er konnte das Manöver erfolgreich durchziehen - auch wenn er mit den Reifen relativ weit über den Randstein fuhr. Anschließend griff die Strategie. Während Hamilton vorne auf und davon fuhr, verteidigte Ricciardo den dritten Platz gegen Rosberg. "In den ersten Runden hielt ich Nico in Schach, was wirklich wichtig war. Es war ein gutes Duell." Beim ersten Stopp polte Red Bull die Fahrer auf unterschiedliche Reifen. Ricciardo bekam die gelben Soft-Reifen, während Verstappen wieder mit Supersofts losgeschickt wurde.
Unterschiedliche Strategie begünstigt Ricciardo
Teamchef Horner erklärt diesen Schachzug: "Wir starteten das Rennen und wollten eigentlich mit einem Fahrer nur zwei Stopps probieren. Aber dann bauten die Reifen etwas stärker ab. Beim ersten Stopp gaben wir den Fahrern unterschiedliche Mischungen. Max fuhr mit neuen Supersofts und Daniel mit Soft. Dadurch fuhren beide ein etwas anderes Rennen." Beim zweiten Stopp drehte sich die Reifentaktik um. Verstappen bekam Softs, während Ricciardo wieder auf Supersofts zurückwechselte.
Mit dem schnelleren Reifen überholte der Australier den jungen Niederländer in Runde 40. Verstappen stellte sich in den Dienst des Teams: "Wir entschieden uns für zwei unterschiedliche Strategien und ich habe Dani vorbeigelassen. Anschließend haben wir es als Team sehr gut gemacht", sagt Verstappen. Horner bestätigt, dass man Verstappen angewiesen hat, nicht zu große Gegenwehr zu leisten, damit am Ende beide vor Rosberg ins Ziel kommen. "Max hat das sehr effizient gelöst. Sie haben sehr gutes Teamwork gezeigt."
Da zu diesem Zeitpunkt Hamilton auf älteren Supersofts unterwegs war, konnte Ricciardo deutlich aufholen. Für den Australier waren die rotmarkierten Reifen optimal: "In den letzten beiden Stints hatte ich eine sehr gute Pace und fühlte mich im Auto sehr wohl. Im ersten Stint mit Supersofts hatte ich das Gefühl, dass ich etwas schneller fahren könnte, aber nicht um viel. Als das Auto durch den Benzinverbrauch leichter wurde, wurde die Balance des Autos mit Supersofts besser. Ich war mit diesem Reifen viel glücklicher. Manchmal fährt man mit neuen Reifen aus der Box und es funktioniert. Das war heute der Fall."
Podestplatz im 100. Rennen für Ricciardo
Am Ende reichte es zwar nicht, um Hamilton noch in Gefahr zu bringen, doch Red Bull konnte phasenweise Mercedes unter Druck setzten, besiegte Rosberg und war eindeutig vor Ferrari zu finden. In der Fahrerwertung geht Ricciardo als Dritter in die Sommerpause und hat elf Punkte Vorsprung auf Kimi Räikkönen. Verstappen ist Sechster, aber nur noch fünf Punkte hinter Sebastian Vettel. Setzt sich dieser Trend auch nach der Sommerpause fort, wird auch Verstappen an den beiden Ferrari-Piloten vorbeiziehen.
"Ich habe es heute für das Team gemacht, aber das ist schon in Ordnung", sagt Verstappen nach dem Rennen. "Daniel und ich pflegen eine gute Beziehung und am wichtigsten war es, dass wir beide vor Ferrari sind. Das hat funktioniert und wir konnten sogar Mercedes herausfordern. Wir haben Nico über die Pace hinter uns gehalten. Man muss sich auch das Vertrauen des Teams erarbeiten. Ich bin für sie noch relativ neu. Meine Pace war in Ordnung. Für das Team war es ein sehr positiver Tag."
Red Bull nun zweite Kraft vor Ferrari
Für Red Bull hat es sich ausgezahlt, Verstappen in Barcelona ins Team zu holen. Der gesunde interne Kampf treibt die gesamte Mannschaft an. "So wie sie es heute als Team gemacht haben und sichergestellt haben, dass beide nach Nicos Strafe an ihm vorbeikommen, war fantastisch", lobt Horner. "Sie haben sehr gut zusammengearbeitet. Sie wussten was vor sich geht und wer mit welchen Reifen fährt. Sie haben so gearbeitet, wie man es als Team tun muss."
Das Duell um WM-Platz drei könnte bis Saisonende zwischen Ricciardo und Verstappen entschieden werden. Daran wollen sie aber noch nicht denken: "Ich glaube, dass sich Max und ich gegenseitig auf ein anderes Level pushen", findet Ricciardo. "Vielleicht finden wir etwas mehr. Das glaubt zumindest das Team. Es ist gut, dass wir uns gegenseitig in die richtige Richtung pushen."
Red Bull geht damit als zweitstärkstes Team in die Sommerpause. Ab Spa-Francorchamps gilt es dann, die Position gegenüber Ferrari zu halten und Mercedes weiterhin unter Druck zu setzen. "Wir hätten auf dieser Strecke nicht erwartet, dass wir konkurrenzfähig sein werden", sagt Horner in Hockenheim abschließend. "Unsere Pace ist sehr ermutigend für die restliche Saison. Wir werden stärker und stärker. Es kommen mit Spa und Monza noch Strecken, die für uns eine Herausforderung sein werden. Singapur und Malaysia könnten gut für uns passen. Wir schließen die Lücke und es ist auch für die Fans toll, dass wir wieder mitmischen."