Das Renault-Motorenupdate könnte schon für Monaco kommen und macht Red Bull potenziell zu einer Gefahr nicht nur für Ferrari, sondern auch für Mercedes
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Der sensationelle Sieg von Max Verstappen beim Grand Prix von Spanien in Barcelona ist Wasser auf den Mühlen von Red Bull. Denn auch wenn der RB12 den klar schlechteren Rennspeed als der Ferrari hatte und Mercedes wohl ohne den Crash in der ersten Runde unschlagbar gewesen wäre, zeigt die Formkurve des österreichisch-britischen Teams steil nach oben.
"Es freut uns, dass wir jetzt wieder in der Nähe der Spitze sind", stellt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko zufrieden fest. "Wir haben ein unglaubliches Chassis, zwei tolle Fahrer und demnächst eine Motorenweiterentwicklung, die ungefähr eine halbe Sekunden bringen soll. Damit sehen wir uns gleichauf mit Ferrari und glauben auch, dass wir auf gewissen Kursen wie Budapest auch nahe an Mercedes dran sein werden."
Das mit Spannung erwartete Renault-Update war eigentlich erst für Kanada geplant, könnte nun aber schon in Monaco zum Einsatz kommen. Derzeit läuft die Spezifikation bei den Testfahrten in Barcelona sowohl im Red Bull als auch im Werks-Renault. Treten dort keine Probleme auf, steht einer Rennpremiere in Monaco nichts im Weg. Aber: Während die 35 PS mehr in Montreal eine geschätzte halbe Sekunde bringen würden, wäre es in Monte Carlo aufgrund der Streckencharakteristik nur die Hälfte.
Renault entscheidet über Update-Premiere
Die Entscheidung hänge "von Renault ab", sagt Teamchef Christian Horner: "Wenn es möglich ist, werden wir es in Betracht ziehen. erst maltesten wir." Positiv: Beide Red Bulls und beide Werks-Renaults haben das fünfte Saisonrennen noch mit dem ersten Verbrennungsmotor bestritten; auch Turbolader und MGU-H/MGU-K mussten bisher nicht gewechselt werden. Bei der zweiten von vier erlaubten Komponenten ist man lediglich mit Batterien und Steuerelektronik.
"Sobald die Upgrades kommen, können wir auf bestimmten Strecken sogar Mercedes herausfordern", ist Horner optimistisch. Dort ist man auf der Hut: "Wir haben sie nie unterschätzt", sagt Sportchef Toto Wolff. "Der Red Bull war in Barcelona sehr gut. Mit dem Motorenupgrade und dem erwarteten Zugewinn an Leistung werden sie ein ernstzunehmender Gegner sein."
"Auf einigen Strecken könnte es reichen", nickt Daniel Ricciardo. "Im Qualifying haben mir sieben Zehntel auf Lewis gefehlt. Wir rechnen nicht damit, dass das Upgrade sieben Zehntel bringen wird, aber wir werden damit viel näher dran sein. In Monaco und Budapest, auf den verwinkelteren Strecken, könnten wir eine realistische Chance haben." Denn Monaco wurde von Red Bull schon als beste Siegchance 2016 eingestuft, lange bevor der Verstappen-Sieg in Barcelona passiert ist.
Rückstand auf Mercedes immer noch groß
Aber noch wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Ricciardo hat in der Fahrer-WM 52 Punkte Rückstand auf Rosberg, in der Konstrukteurswertung liegt Red Bull mit 63 Zählern Rückstand an dritter Stelle. Und auch in Barcelona hatte man bei weitem nicht das schnellste Auto. "Es war ein Rennen ohne Mercedes. Die wären sicher ihr eigenes Rennen gefahren", bleibt Horner realistisch.
"Das Tolle ist aber, dass wir mit Ferrari mithalten und sie sogar schlagen konnten. Vielleicht war ihr Auto ein bisschen schneller, aber unsere Strategie hat gut funktioniert", sagt er. Und: "Barcelona hat nicht nur Kurven, sondern es gibt auch eine lange Gerade. Die Antriebseinheit wird besser, das Chassis funktioniert gut, die Upgrades funktionieren - und die Fahrer sind auch nicht schlecht!"
Red Bull: Topspeed genauso gut wie bei Mercedes
Besonders überraschend: Mit bis zu 335 km/h Topspeed war Red Bull im Qualifying am Samstag auf Augenhöhe mit Mercedes und Ferrari - und das, obwohl der RB12 als Downforce-Wunder gilt, aber der Renault-Motor sicher nicht als PS-Monster. Horner relativiert jedoch: "Wir fahren mit weniger Downforce, zum Beispiel beim Monkey-Seat. Und unser Heckflügel ist etwas flacher." Was Verstappen ermöglichte, Kimi Räikkönen auf der langen Start- und Zielgerade locker in Schach zu halten.
Rein vom Speed her war Red Bull in Barcelona noch meilenweit von Mercedes entfernt, und auch der Ferrari war zumindest im Renntrimm klar schneller. Dass im Qualifying die wichtige zweite Startreihe erobert werden konnte, lag daran, dass bei Räikkönen und Sebastian Vettel am Ende der Runde die Reifen abbauten. Dieses Problem hatte Red Bull besser im Griff - der kurvenreiche letzte Sektor, ein Gradmesser für Monaco, war der beste Streckenabschnitt des RB12.
"Ich konnte ziemlich die ganze Runde pushen, ohne mir Gedanken über die Reifen machen zu müssen", so Ricciardo nach dem Qualifying. "Klar, im letzten Sektor überhitzen sie leicht, speziell in den letzten Kurven, da kämpfst du mit der Traktion. Aber im Vergleich zu Mercedes und Ferrari sehen wir da sehr gut aus. In Monaco wird es spannend. Ich hoffe, dass wir dort noch näher dran sein werden."