Red Bull: Nur im Notfall nicht auf Sieg

, 05.10.2013

Helmut Marko und Christian Horner haben zwar Respekt vor Hamilton und Alonso, wissen aber genau, dass Sebastian Vettel in Südkorea klarer Favorit ist

Dritte Pole-Position hintereinander für Sebastian Vettel - und langsam scheint die Konkurrenz zu resignieren: "Wieder mal alles richtig gemacht. Da kann man mal wieder nur gratulieren", sagt Niki Lauda. Was den Red-Bull-Piloten nun noch aufhalten kann? "Ein Fahrfehler? Und technische Probleme kann es auch immer mal geben", so der Aufsichtsrats-Vorsitzende des Mercedes-Teams.

Nüchtern betrachtet eilt Vettel momentan mit Siebenmeilenstiefeln in Richtung WM-Titel Nummer vier, auch heute in Südkorea. Im Qualifying in Yeongam hängte der Vorjahressieger sogar Lewis Hamilton, den Schnellsten beider Freitagstrainings, um 0,218 Sekunden ab - und das, obwohl er es sich leisten konnte, seinen zweiten Q3-Run auf Supersoft-Reifen abzubrechen. Nach dem ersten hatte der Vorsprung auf Hamilton im Silberpfeil sogar 0,306 Sekunden betragen.

Sogar Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko, sonst nie um einen direkten Spruch verlegen, driftet schon in die Phrasendrescherei ab, wenn er nach Gründen suchen muss, warum Vettel morgen nicht gewinnen sollte: "Bei so einem hochspezialisierten Fahrzeug können immer wieder Probleme auftreten, und wir wissen nicht genau, wie sich der Reifenverschleiß entwickeln wird", erklärt er im Interview mit 'Sky'.

Marko für das Rennen optimistisch

Aber er weiß auch: "Vom Speed her sollten wir reagieren können. Wenn der Start gelingt und wir vorne sind, schaut es glaube ich wieder gut aus. Es ist alles gut, auch unsere Longruns. Wir können dem Rennen positiv entgegensehen." Dabei hatte es am Freitag noch so ausgesehen, als habe Vettel seine Singapur-Dominanz nicht nach Südkorea mitnehmen können. Spätestens im dritten Freien Training wurde dieser Eindruck jedoch korrigiert.

"Sobald wir auf den weichen Reifen waren, haben wir gesehen, dass wir schnell sind und dass Mercedes doch nicht ganz so mit kann, wie es nach dem Freitag ausgeschaut hat", analysiert Marko und gesteht, dass der Gedanke, Vettel am Ende von Q3 gar nicht mehr auf die Strecke zu schicken, nicht fern war: "Der zweite Run war dann eigentlich nur noch eine Formsache, denn wir wollten nicht den Fehler von Singapur wiederholen."

Zwischenzeiten waren sogar noch besser

Vettel konnte es sich aber leisten, diese "Sicherheitsrunde" nicht zu Ende zu fahren. "Der Schlüssel war, für die letzte Session noch zwei neue Reifensätze übrig zu haben", erklärt Teamchef Christian Horner. "Sebastian ist eine hervorragende erste Runde gefahren und war bei den Zwischenzeiten der zweiten Runde sogar noch schneller, aber dann lief er auf Kimi auf, der, so glaube ich, auf gebrauchten Reifen unterwegs war. Aber zum Glück war die erste Runde gut genug für die Pole."

Übrigens konnte sich auch Mark Webber mit dem zweiten Q3-Run nicht mehr steigern, sodass er noch hinter Hamilton zurückfiel. "Mark hat in der vorletzten Kurve einen Fehler gemacht und musste seine Runde abbrechen", erklärt der Brite. Für den ersten Sektor hatte Webber 34,502 Sekunden benötigt (Hamilton 34,630), für den zweiten 42,748 (Hamilton 42,599) - aber "kurz vor der Boxeneinfahrt hat er dramatisch Zeit verloren", so Horner.

Mit seiner Prognose für das Rennen ist er etwas zurückhaltender als Kollege Marko: "Ich glaube, dass es genauso eng wird wie heute. Gestern haben wir gesehen, dass in Sachen Longrun-Tempo fast nichts zwischen uns und Mercedes lag. Natürlich wissen wir nicht, mit welcher Benzinmenge sie gefahren sind, und natürlich darf man Fernando nie übersehen. Ich glaube, es könnte ein sehr aufregendes Rennen werden", prophezeit Horner.

Trotz Startplatz fünf: Respekt vor Alonso

Zumindest hinsichtlich Alonso gibt ihm Marko recht: "Wurscht, wo der startet, in der ersten, zweiten Kurve ist er vorne dabei - und letztlich landet er immer auf dem Podium. Natürlich birgt das Risiko, das er mit solchen Starts auf sich nimmt, die Gefahr, dass er einmal eine Kollision hat, aber sollten wir nicht gewinnen können, dann fahren wir auf Platzierung." Nachsatz des Österreichers: "Auch wenn das nicht unserer Mentalität entspricht."

"In erster Linie wollen wir gewinnen", stellt er nämlich klar. "Nur wenn's nicht geht, dann fahren wir auf Platzierung. Das würde für die letzten sechs Rennen wahrscheinlich auch reichen." Aber Marko ist vollkommen bewusst, dass bei einer etwaigen Platzierungs-Strategie auch Vettel mitspielen müsste - und der will von so etwas normalerweise nichts wissen: "Wir sind schon froh, wenn er nicht wieder in der letzten Runde die schnellste Runde hinknallt!"

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