Red Bull räumt ein: Nicht nur Renault ist das Problem

, 11.03.2017

Der RB13 bekam bei den Tests die Reifen nicht ins Arbeitsfenster, Pannen des Renault-Antriebs kosteten erneut Laufleistung: Sind Mercedes und Ferrari weg?

Klare Verhältnisse sehen anders aus. Trotzdem ließ sich bei den Formel-1-Testfahrten in Barcelona in den vergangenen zwei Wochen erahnen, wo die von vielen Experten als Geheimfavorit gehandelte Red-Bull-Truppe steht. Die Antwort dürfte den Österreichern nicht schmecken: Deutlich hinter Mercedes und Ferrari. Nicht nur was die Performance angeht, sondern auch was die Zuverlässigkeit betrifft. Panik ist aber Fehlanzeige: "Ich mache mir nicht allzu große Sorgen", sagt Max Verstappen.

Vom Zeitenmonitor her kann der Optimismus nicht rühren. Der Niederländer setzte auf dem Circuit de Catalunya die schnellste Runde des RB13 in 1:19.438 Minuten, wobei Kimi Räikkönen im Ferrari 0,804 Sekunden schneller war - mit Spritreserven im Tank und nicht mit den weichsten Reifen auf den Achsen. Dafür waren die Longruns von Red Bull ordentlich und nicht weit von den Zeiten der Spitze entfernt. Offenbar hapert es im Qualifyingtrimm - und das Phänomen hat einen Grund.

Im Gespräch mit 'Speedweek' lässt Red-Bull-Eminenz Helmut Marko durchblicken: "Wir bekommen manchmal die Reifen einfach nicht ins richtige Temperaturfenster, also zur optimalen Leistung." Das kann ein Vorteil sein, wenn damit weniger Verschleiß verbunden ist. Da sich die neuen Pirelli-Pneus aber als haltbar entpuppt haben, droht sich die Stärke ins Gegenteil zu verkehren, insbesondere auf der Jagd nach schnellen Einzelrunden. Hat es Red Bull darauf überhaupt angelegt?

Licht und Schatten bei Renault: Topspeed stimmt, Zuverlässigkeit nicht

Verstappen widerspricht: "Es ging nicht um Qualifying-Runden", winkt der Youngster ab. "Für uns war es am wichtigsten, die Balance zu überprüfen. Wir haben uns verbessert, aber da ist noch mehr drin." Allerdings dürfte sich Red Bull mit Aerodynamik-Guru Adrian Newey am Zeichenbrett für das neue Aerodynamikreglement mehr versprochen haben als eine solide Basis. Ist Ferrari wirklich so stark wie die Probefahrten in Barcelona suggerierten, war der vergangene Winter sogar ein Schritt zurück, schließlich hatte man die Roten zum Saisonende 2016 meistens im Griff.

Während die Scuderia offenbar mehr PS mobilisierte, sorgt bei der Christian-Horner-Truppe der Renault-Antrieb für Sorgenfalten: Der RB13 streikte mehrmals, zuletzt machte der Turbolader Probleme. In der ersten Woche war der Übeltäter wohl ein Sensor in der MGU-K. "Uns wurde gesagt, in der zweiten Phase sei dies behoben, doch es passierte wieder", moniert Marko und knüpft an die jüngste Verschärfung des Tons zwischen den einstigen Lieblingspartnern und Streithähnen an.

Die Probleme kosteten viel Fahrpraxis. Während Mercedes 5.102 Kilometer fuhr und Ferrari 4.450 Kilometer abspulte, blieb Red Bull bei 3.184 Kilometern stehen. Außer McLaren fuhren nur Teams mit Power aus Viry weniger. "Was Renault angeht, bin ich zuversichtlich", sagt Verstappen ohne mit der Wimper zu zucken. "Sie können das Problem bis Melbourne lösen. Es ist nichts, was gravierend wäre." Zumal das seit Einführung der Hybride bestehende PS-Defizit beseitigt sein könnte.

Der komplett novellierte V6 der Franzosen sorgte in Barcelona für 331,2 km/h Topspeed. Nur das Mercedes-Werksauto war schneller. Zu dem guten Wert trägt bei, dass das abtriebsstarke Newey-Auto es sich leisten kann, mit weniger Flügel zu fahren und trotzdem gut durch die Kurven kommt.

Verstappen ist froh, dass die Kinderkrankheiten ausgebügelt werden können: "Deshalb gehen wir testen - um jede Kleinigkeit auszuprobieren", findet er. Der leitende Renningenieur Guillaume Rocquelin sieht Mercedes und Ferrari nicht fix auf dem Podest: "Einige Teams mögen beeindruckende Runden gefahren haben, aber es ist extrem schwierig, ein klares Bild davon zu erhalten, wer wo steht."

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