Wie Red Bull bei den verbleibenden drei Saisonrennen noch einmal siegen will und wie man das Duell gegen Ferrari in Mexiko, Interlagos und Abu Dhabi einschätzt
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Eigentlich kämpft Red Bull beim Saisonfinale um die Absicherung von Platz zwei gegen Ferrari, doch das einstige Weltmeisterteam hat die Hoffnung auf den dritten Saisonsieg noch nicht aufgegeben. "Jetzt, wo die WM dem Ende zugeht, wird es zwischen den beiden Jungs immer intensiver", spielt Teamchef Christian Horner auf die Mercedes-Rivalen Nico Rosberg und Lewis Hamilton an. Der Brite spitzt auf eine Stallkollision: "Wir wollen einfach in einer Position sein, in der wir von diversen Zwischenfällen profitieren können."
Auch auf der Strecke kommt Red Bull den Silberpfeilen immer näher. "Die zwei, drei Zehntel, die sie im Qualifying in der Tasche haben, sind für uns etwas schmerzhaft. Am Renntag kommen wir aber näher", erklärt er. "Wenn man dieses Rennen anschaut, dann ist nicht viel um." Horner geht davon aus, dass Hamilton und Rosberg nach dem letzten Boxenstopp am letzten Drücker gefahren sind, "da es ja um den Titel geht".
Der Rückstand Ricciardos betrug am Ende weniger als 20 Sekunden - und er wäre geringer ausgefallen, hätte Rosberg nicht vom Virtuellen Safety-Car profitiert. Womöglich wäre sogar Platz zwei dringewesen. "Es ist ermutigend, dass wir in ihrem Bereich bleiben können, anstatt zu sehen, wie sie in der Ferne verschwinden", meint der Brite.
Marko hofft: Motorennachteil 2017 wettgemacht
Dennoch glaubt er nicht daran, dass Red Bull Mercedes aus eigener Kraft schlagen kann. "Warum sollten sie bei den letzten drei Saisonrennen nicht am schnellsten sein, wo sie doch dieses Jahr alles gewonnen haben?", stellt er eine rhetorische Frage. "Wir müssen einfach sicherstellen, dass wir profitieren können."
Auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff spürt den heißen Atem Red Bulls. "Man muss einfach zugeben, dass sie gute Arbeit leisten", sagt er. "Sie haben zu uns aufgeschlossen. Renault macht Fortschritte, und es wird in den letzten drei Saisonrennen für uns schwieriger." Fakt ist aber, dass alle Teams längst für die Reglementrevolution 2017 entwickeln. Und Mercedes tut derzeit alles dafür, zur Stunde Null wieder haushoch überlegen zu sein. "Die Kugel ist bereits aus dem Lauf", meint Wolff.
Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko setzt währenddessen gegenüber 'Sky.de' auf Antriebspartner Renault: "Sie arbeiten daran, einen ähnlichen Sprung zu machen wie dieses Jahr. Wenn das gelingt, dann sollten wir bald dort sein, wo wir mit dem V8-Motor waren."
Ferrari müsste pro Rennen 18 Punkte aufholen
Davor muss der aktuelle WM-Zweite aber trotz aller Sieg- und Titelträume Platz zwei über die Distanz bringen. Und auf dem Circuit of The Americas hatte man großes Glück. Nach Max Verstappens Getriebeschaden sah es kurz so aus, als würde Ferrari in der Konstrukteurs-WM ordentlich Boden gutmachen, doch wegen des Boxenstopp-Malheurs schied am Ende auch Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen aus. Das bedeutet: Red Bull konnte den Vorsprung sogar um drei Punkte ausbauen und liegt nun 53 Zähler vor der Scuderia auf Platz zwei.
"Vom Speed her sind wir etwas überlegen", meint Marko. "Wenn nicht alles schiefgeht, sollte dieser Platz zu halten sein." Im Schnitt müsste Ferrari pro Rennen 18 WM-Punkte auf die einstige Weltmeistertruppe aufholen - alles andere als eine einfache Aufgabe.
Und die Papierform spricht nicht unbedingt für die Mannschaft von Sebastian Vettel, die Red Bull in Austin entgegen der Erwartungen klar unterlegen war. "Auf dieser Strecke geht es ein bisschen weniger um die Leistung", sieht Horner einen Unterschied zu Suzuka, wo Ferrari schneller war. "Wir hatten sie in Austin im Griff, und zum Glück wurde unser Ausfall durch Kimis Ausfall neutralisiert."
Ricciardo sieht beste Chance in Abu Dhabi
In Mexiko rechnet Horner mit einem starken Red-Bull-Team. "Dort sollte es ähnlich laufen wie hier", sagt er. "Wegen der Höhenlage fährt man mit Monaco-Abtrieb, aber der wahre Abtrieb ist mit Monza vergleichbar." Und Daniel Ricciardo rechnet damit, dass sich der Kurs komplett anders präsentieren wird als im Vorjahr: "Der Kurs ist immer noch neu, und der Asphalt wird ganz anders sein als vor einem Jahr - viel besser eingefahren."
Auch in Abu Dhabi rechnet sich Red Bull einiges aus. "Dort haben wir wahrscheinlich die beste Chance", ist der "Aussie" für das Saisonfinale guter Dinge. "Das war für mich immer eine gute Strecke, und auch wir als Team waren dort immer ziemlich gut", meint er.
Nur beim vorletzten Saisonrennen in Brasilien schätzt Red Bull Ferrari stärker ein. "Es ist bereits eine Weile her, dass wir dort diesen magischen Abtrieb hatten", blickt Ricciardo zurück. "Vielleicht klappt es ja dieses Mal, und wir haben eine Chance, obwohl sie schwer zu schlagen sind."