Red Bull verbietet das Surfen mit Haien

, 15.01.2014

Gefährliche Hobbys stellen ein großes Risiko für Formel-1-Teams dar - Während die kleinen eine Reihe an Verboten festschreiben, appellieren die großen an die Vernunft

Eines der bedeutendsten Entwicklungsmerkmale der Formel 1 in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ist die zunehmende Professionalisierung. Immer häufiger schlägt sich das auch im Charakter der Fahrer nieder, die zunehmend fehlerfrei wie Maschinen funktionieren, während Unikate wie beispielsweise ein Mark Webber allmählich "aussterben". Diese Professionalisierung reicht heutzutage auch in die Privatleben vieler Piloten hinein, wenngleich dies jedoch auch abhängig vom jeweiligen Status ist.

So verbieten viele Teams ihren Fahrern vertraglich gewisse Risikoaktivitäten, die im Falle eines Falles zu einer Beeinträchtigung ihres Jobs führen könnten. Dass langwierige Verletzungen außerhalb der Königsklasse gelegentlich stattfinden, beweist die Geschichte. So verletzte sich beispielsweise Robert Kubica bei einem Rallye- Gaststart so schwer an der rechten Hand, dass er seine Formel-1-Karriere bis auf Weiteres beenden musste. Sein Renault-Team war somit gezwungen, kurzfristig zu reagieren, und verpflichtete zunächst Nick Heidfeld als Ersatz.

Auch der Skiunfall von Michael Schumacher - auch wenn der Rekordchampion nicht mehr aktiv in der Formel 1 unterwegs ist - regt die Diskussionen über etwaige Verbote an, schließlich treiben sich auch diverse aktive Piloten während der Winterpause auf den Skipisten dieser Welt herum. Auch Weltmeister Sebastian Vettel bereitet sich so auf die neue Saison vor. In gewisser Weise kann man die Argumente der Teams demnach nachvollziehen, schließlich stehen in diesen Tagen horrende Summen und Sponsorenverträge auf dem Spiel. Und dass die meisten Rennfahrer womöglich lieber Jetski fahren als häkeln, wird vermutlich kaum jemand bestreiten.

Schwarze Liste bei kleineren Teams

Während die Topteams ihren Fahrern noch weitestgehend freie Hand bei ihrer Freizeitgestaltung lassen, ziehen sich diverse Verbote besonders durch die Verträge der kleineren Teams. "Je höher dein Status als Fahrer ist, desto mehr Selbstbestimmung hast du", bestätigt Manfred Zimmermann, Manager von Adrian Sutil. Bei Sauber etwa stehen Aktivitäten wie Skifahren, Motorrad und Motocross, Fallschirmspringen, Paragliding, Bergsteigen und Freeclimbing auf der schwarzen Liste. Zudem ist es Sutil und Teamkollege Esteban Gutierrez untersagt, an Motorsportaktivitäten teilzunehmen, die nichts mit der Formel 1 zu tun haben.

Ähnliches gilt für Nico Hülkenberg. Der Force-India-Pilot meidet deshalb riskante Sportarten, spielt lieber Tennis. Doch selbst jener harmlos anmutende Ballsport sorgte bereits für Schlagzeilen in der Formel 1. 2005 hatte sich der damalige McLaren-Pilot Juan Pablo Montoya die Schulter gebrochen, fiel deshalb für Testfahrten und zwei WM-Läufe aus. Offizielle Begründung damals: Der Kolumbianer sei auf einem Tennisball ausgerutscht. Gemunkelt wurde aber seit jeher, dass Montoya beim vertraglich nicht erlaubten Motocross gestürzt war.

Bei den großen Rennställen wird die Situation zumeist etwas entspannter gesehen - statt strikter Verbote appellieren viele Teams eher an die Vernunft ihrer (meist reiferen) Piloten: "Wir haben schon mal darüber nachgedacht, entsprechende Risikosportarten im Vertrag zu verbieten, sind aber zum Schluss gekommen, dass wir nur an die Vernunft der Fahrer appellieren", erklärt Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko gegenüber 'Sport Bild'.

Einschränkung für Ricciardo

Neuling Ricciardo hat sich aber zumindest an eine Klausel zu halten: "Wir haben Daniel lediglich verboten, im Meer vor seiner Heimatstadt Perth zu surfen, weil die Küste dort als extrem gefährliches Haigebiet gilt", erklärt der Österreicher. Eine besondere Situation entstehe allerdings während eines Grand Prix: "Am Rennwochenende dürfen sie im Prinzip gar nichts", stellt Marko klar. So ist den Red-Bull-Piloten etwa das Kartfahren untersagt. Gleiches gilt bei Sponsorenveranstaltungen.

Auch die anderen großen Teams setzen eher auf die Vernunft: "Verletzen kann man sich auch bei einem Treppensturz", meint Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali: "Wir trauen unseren Piloten zu, selbst entscheiden zu können, was gefährlich ist und was nicht." Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff stimmt zu: "Natürlich kann man Verbote von gefährlichen Sportarten (in die Verträge; Anm. d. Red.) reinschreiben lassen. Aber wir reden hier von Formel 1. Wo fangen da andere gefährliche Sportarten an, und wo hören sie auf?"

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