Regeln 2017: McLaren will "Wow-Effekt", Marko übt Kritik

, 09.05.2016

Wird in der kommenden Saison dank neuer Aerodynamik mehr überholt oder sind die Reifen das eigentliche Problem? Red Bull sieht alte Probleme für Kundenteams

Zwar sind die Formel-1-Regeln für 2017 verbindlich beschlossen, trotzdem gehen die Diskussionen um ihre Sinnhaftigkeit in der Szene munter weiter. Während der Ideengeber McLaren die Novelle verteidigt und mehr Spektakel verspricht, erschallt aus dem Red-Bull-Lager Kritik - dabei scheinen die Österreicher größter Profiteur zu sein. Zankäpfel sind die Fragen, ob der Motorsport dank neuer Aerodynamik spannender würde und ob sich Probleme der Kundenteams in Luft aufgelöst hätten.

Eric Boullier steht hinter dem Vorschlag zum neuen Design, der von seinen Leuten in Woking kam. "Wir glauben, die Autos seien langsamer als vor drei Jahren", beklagt der McLaren-Rennleiter mit Blick auf den Beginn der Hybrid-Ära und ungeachtet der Tatsache, dass zuletzt Streckenrekorde fielen. Er will, dass sich die Boliden auch wieder schnell anfühlen und nicht mühelos zu steuern sind: "Es wäre gut, wenn es für neue Piloten noch den Wow-Effekt gäbe. Er ist verloren gegangen."

Außerdem sieht Boullier eine Happy-Pille für die Fahrer: "Die Jungs wären glücklicher, hätten sie ein schnelleres Auto mit mehr Grip", glaubt der Franzose. Allerdings haderte zuletzt nicht nur der Weltmeister Lewis Hamilton damit, dass so das Überholen weiter erschwert würde. Denn umso mehr Grip ein Wagen generiert, umso empfindlicher wird er bei einer Störung des Luftstroms, wie sie im Verkehr vorkommt. Eric Boullier widerspricht entschieden: "Es wird mehr Manöver geben!"

Doch mehr Überholmanöver dank Frontflügel?

Die McLaren-Rechnung sieht so aus: Derzeit wird fast nur deshalb überholt, weil DRS Hilfe leistet oder weil der Reifenverschleiß es erlaubt. Wenn aber der Einfluss des Frontflügels auf die gesamte Aerodynamik 2017 abnehmen würde, sollten die Autos weniger durch das Fahren in der "Dirty Air" beeinflusst werden. Doch der These glaubt nicht jeder. Zumindest, wenn Reifen ins Spiel kommen.

"Ich glaube der Meinung der Piloten", kontert Helmut Marko im Gespräch mit 'Formula1.com'. "Wenn man noch den gleichen Reifentyp und die gleichen Mischungen ausliefert, gibt es die gleichen Probleme. Es wird sich nichts daran ändern, wie die Fahrer am Lenkrad arbeiten." Das hieße, dass die Pneus weiter geschont würden und Attacken auf die Konkurrenz rares Gut blieben.

V6-Hybride: Bekommt Mercedes Konkurrenz?

Dass sich Mercedes angeblich gegen die Novelle bei Aerodynamik und bei Antriebsregeln stemmte, wundert Marko nicht. "Es ging ihnen nur darum, ihren Vorteil nicht zu verlieren", hadert der Red-Bull-Berater. Jetzt sind wir der größte Profiteur, weil es in der Vergangenheit immer so war, wenn neue Regeln kamen." Allerdings nur dann, wenn die Angleichung der Antriebspower funktioniert.

Red Bull will dank eines guten Chassis wieder um den Titel fahren, wenn durch einen PS-Nachteil nicht mehr als drei Zehntelsekunden pro Runde auf die Konkurrenz verloren gingen. "Dann können wir alles noch bewerkstelligen und wieder um den Titel fahren", hofft Marko, runzelt aber die Stirn. "Es ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, aber wie so oft liegt der Teufel im Detail."

Marko vermisst einen festgeschriebenen Wert, für den die vier Hersteller Mercedes, Ferrari, Honda und Renault ihre Triebwerke abgeben müssen. Derzeit schwankten die Zahlungen zu stark. "Es wurde nicht festgelegt, von welchem Wert aus die Preise reduziert werden sollen. Dazu ist völlig offen, wie Angleichung der Leistung funktionieren soll", hadert der Österreicher, hätte aber kein Verständnis für Stabilität gehabt: "Nur im Mittelfeld" sei es derzeit spannend. "Wenn es um Siege geht, weiß man, dass sie die Mercedes holen - derjenige, der als Erster aus der Kurve kommt."

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