Der Faktor Sicherheit zählt mehr als der Wunsch nach Konkurrenzfähigkeit: Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff über die Pirelli-Ankündigung
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Die Eigenschaften der Pirelli-Formel-1-Reifen bleiben das große Thema der Saison. In den ersten Rennen des Jahres haben sich die Pneus an den Fahrzeugen einiger Teams als wenig haltbar erwiesen. Die Klagen von Red Bull und Mercedes waren laut - so laut, dass sogar Bernie Ecclestone Partei ergriff und den Hersteller dazu brachte, veränderte Reifen ab dem Rennen in Kanada zu bringen. Das kommt bei jenen Teams nicht gut an, die mit den bisherigen Gummis gut zurechtkommen.
Bei Lotus und Ferrari rümpft man angesichts der bevorstehenden Veränderungen die Nasen. Auch beim Automobil-Weltverband FIA kam der Plan nicht gut an. Grundsätzlich müssen die Spezifikationen der Pneus am 1. September des Vorjahres für die folgende Saison festgeschrieben sein und anschließend nicht mehr verändert werden. Einzige Ausnahme: die Sicherheit ist nicht gewährleistet. Und genau darauf beruft man sich nun. Dass sich an den vergangenen Wochenenden in einigen Fällen eine Lauffläche löste, kam den Befürwortern der Reifen-Anpassungen gerade recht.
"Es geht um Sicherheit. Wir haben gesehen, dass sich Laufflächen gelöst haben. Solange die Sicherheit gewährleistet werden kann, bin ich Sportsmann genug und sage, dass wir unser Auto eben auf die Bedingungen mit den Reifen einstellen müssen. Der Sicherheit gilt meine Sorge", stellt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff im Gespräch mit 'Autosport' deutlich dar, dass seiner Mannschaft in diesem Zusammenhang nicht an einer Verbesserung der eigenen sportlichen Situation gelegen ist.
"Pirelli möchte sich und seine Produkte in der Formel 1 darstellen. Ein Teil dieser Darstellung ist die Performance, ein anderer Teil die Sicherheit. Es ist im Interesse von Pirelli, dass sichergestellt ist, dass sich keine Laufflächen mehr ablösen. Daran arbeiten sie. Nicht daran, irgendeinem Team zu helfen", sagt Wolff. Dennoch dürfte Mercedes zu den Profiteuren gehören. "Wenn man Probleme mit den Reifen hat, wie es bei uns der Fall ist, dann darf man nicht erwarten, dass die FIA die Regeln zu unseren Gunsten ändert."
"Das ist der Grund, warum Lotus und Ferrari keine Änderung wollten", meint der Österreicher. Die beiden genannten Gegner der bevorstehenden Änderung stehen nicht allein da. Auch im Lager von Force India, deren Auto bislang ebenfalls gut läuft, gibt es keinen Wunsch nach Reifen-Anpassungen. "Wir halten zu Ferrari und Lotus. Auch wir sind der Ansicht, dass es keiner Veränderung bedarf", erklärt Force-India-Pilot Paul di Resta.
"Wir haben im Winter so viel Aufwand betrieben, damit unser Auto gut mit den Pneus harmoniert. Das hat sich spürbar ausgezahlt. Dass es nun Veränderungen geben wird, ist ärgerlich", bringt der Schotte seinen Frust auf den Punkt. Di Resta möchte einer etwaigen Änderung im Sinne der Sicherheit jedoch keinesfalls im Weg stehen. "Solange man dennoch bei jedem Rennen eine aggressive Mischung dabei hat - mit der nötigen Sicherheit im Hinterkopf -, ist es eigentlich ideal", sagt er.