Eine Karriere mit höhen und Tiefen hat den neuen Sauber-Piloten geformt: Gerhard Berger und Bernie Ecclestone halten große Stücke auf Hülkenberg
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Als Nico Hülkenberg 2010 als amtierender GP2-Champion in die Formel 1 kam, war er für viele Beobachter der aufgehende Stern am Himmel der Königsklasse. Doch die noch junge Karriere des Emmerichers nahm ihre Wendungen. Der Pole-Sensation mit Williams in Brasilien folgten der Rauswurf in Grove und ein Jahr als Testfahrer bei Force India. Zurück im Renncockpit ging es wieder aufwärts, doch Hülkenberg war nicht mehr der Alte - und das im positiven Sinne. Er ist gereift.
Denn lange galt der heute 25-Jährige als Pilot mit großem, vor allem aber manchmal zu großem Selbstbewusstsein. Das stand ihm dann letztlich mehr im Weg, als es ihm genützt hat. "Man muss bereit sein zu wissen, dass man nie perfekt ist", sagt Hülkenberg dieser Tage der 'Sport Bild'. "Denn man lernt jedes Jahr dazu und entwickelt sich weiter. In jeder Kurve, in jeder Runde, bei jedem Meeting mit deinen Ingenieuren." Diese Erkenntnis soll ihm dabei helfen, seine Karriere bei Sauber auf ein neues Niveau zu bringen.
Hülkenbergs Wandel wird in der Szene anerkannt. Nicht nur Teamchefin Monisha Kaltenborn lobt ihren Piloten als verlässliche Größe, auch Ex-Rennfahrer und Ex-Teammitbesitzer Gerhard Berger zeigt sich im Gespräch mit 'Sport Bild' begeistert und stellt einen großen Vergleich an: "Ich stelle bei ihm diesen speziellen Killerinstinkt fest, den zum Beispiel auch ein Sebastian Vettel hat." Den heutigen Red-Bull-Star hatte der Österreicher als Junior bei Toro Rosso gefördert und zu ersten Erfolgen geführt.
Allerdings: Der gleichaltrige Vettel hat bereits drei WM-Titel eingefahren und in der Formel 1 Rekorde gebrochen. Bei Hülkenberg steht noch kein Podium auf der Habenseite. Berger erläutert, was Deutschlands derzeit dritte Formel-1-Kraft nach Vettel und Nico Rosberg auszeichnet: "Killerinstinkt bedeutet, sich völlig auf eine Sache zu konzentrieren und einen gesunden Egoismus an den Tag zu legen, um alle Dinge an sich zu reißen, die für den Erfolg notwendig sind." Selbstbewusstsein in Maßen also.
Auch Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat das Potenzial erkannt, das in Hülkenberg schlummert. "Deutschland braucht eigentlich nur Sebastian Vettel und die beiden Nicos, um erfolgreich zu sein. Hülkenberg wirkt auf mich extrem, wirklich extrem schnell", erklärt der Brite der 'Sport Bild'. 2013 dürfte er im Sauber bessere Karten haben als noch bei Force India, um für die ganz großen Überraschungen zu sorgen. Langfristig allerdings wird auch der gereifte Hülkenberg ein absolutes Spitzenauto brauchen, um die Erwartungen zu erfüllen.