Selbst Pouhon ging fast voll: Lewis Hamilton verzaubert sein Team und seine Fans mit der Rekord-Pole Nummer 68 in der Formel 1 - Valtteri Bottas kommt nicht mit
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Der Rekord ist eingestellt: Lewis Hamilton zog mit seiner 68. Pole-Position beim Großen Preis von Belgien 2017 mit Rekordhalter Michael Schumacher in der Formel 1 gleich. Der Brite war im Qualifying eine Klasse für sich und verwies auch Teamkollege Valtteri Bottas deutlich in die Schranken. Er zauberte in 1:42.553 Minuten einen neuen Streckenrekord hin, den niemand schlagen konnte. Zusammen mit dem neuen Mercedes-Motor formte er eine Kombination, die einfach nicht zu schlagen war.
Selbst seinen Chefs gehen die Superlative aus, wenn es darum geht, zu beschreiben, mit welcher Konstanz Hamilton seine als "Hammertime" geliebten beziehungsweise gefürchteten dominanten Qualifying-Runden aus dem Hut zaubert. "Er hat wirklich einen Supertag gehabt und ist immer besser geworden. Und wenn man so viel Selbstvertrauen gewinnt, kann man auch so eine Runde herauszaubern. Das hat er wirklich verdient", lobt ihn Toto Wolff. Niki Lauda ergänzt bei 'RTL': "Der Lewis hat heute eine Runde hingeknallt, wie man es von ihm kennt. Er hat alles perfekt gemacht, super Leistung!"
Hamilton führt Bottas in Sektor 2 vor
Wenig überraschend kann Mercedes im Qualifying auch den neuen Motor aufdrehen, was die überlegenen Bestzeiten der Silberpfeile im ersten Sektor zeigen. Mercedes nahm Ferrari hier bis zu vier Zehntelsekunden ab, auf der schnellsten Runde waren es immerhin noch deren zwei. Scheinbar hatte Ferrari für den allerletzten Anlauf noch Leistungsreserven. Mercedes kratzte an der 30-Sekunden-Marke, Vettel kam selbst in der letzten Runde nicht über 30,236 Sekunden hinaus.
Doch Hamilton war gleichzeitig in seiner eigenen Liga. 0,541 Sekunden brummte er seinem Teamkollegen Valtteri Bottas auf, das meiste davon im fahrerisch relevanten zweiten Sektor zwischen Les Combes und Stavelot. Mit 44,173 zu 44,648 Sekunden zeigte er, wer der Chefpilot im silbernen Cockpit ist. Die Pouhon-Kurve fuhr er nur mit einem kurzen Lupfer - es wird nicht mehr lange dauern, bis diese Linkskurve voll gehen wird. "Das ist völlig irre, so etwas habe ich in meiner ganzen Formel-1-Zeit noch nicht erlebt!", strahlt der neue Rekordinhaber auf dem Circuit de Spa-Francorchamps. Bottas zollt nach Qualifying-Niederlage Nummer sieben Respekt: "Lewis war einfach perfekt."
Wie dominant er an diesem Tag war, zeigte er schon in Q2: Er fuhr die Bestzeit im ersten Anlauf trotz eines gewaltigen Querstehers in der Paul-Frere-Kurve. Die Zeit konnte er später noch einmal verbessern. Nichts und niemand war ihm an diesem Tag gewachsen, auch nicht die Vibrationen, über die er sich im Vorfeld seiner Q3-Runde beklagte. In zwei von drei Sektoren fuhr er Bestzeit. Lediglich in Sektor 3 konnte Sebastian Vettel vom Windschatten Kimi Räikkönens profitieren und war dort drei Hundertstelsekunden schneller als der Polesetter - unterm Strich aber noch immer 0,242 Sekunden langsamer.
Für Hamilton ging mit Pole-Position Nummer 68 ein Traum in Erfüllung: "Es ist eine meiner Lieblingsstrecken - hier eine solche Runde zusammen zu bringen ist einfach ein Traum. Ich habe den besten Job in der Welt, ich bin einfach nur dankbar. Nach dem ersten Sektor hat mir die Anzeige gezeigt, dass ich eine Zehntelsekunde schneller war. Die meisten Fortschritte habe ich im zweiten und dritten Sektor gemacht." Den zweiten Abschnitt hatte er wie in Q2 auch auf seiner ersten Q3-Runde nicht richtig getroffen, trotzdem war er Schnellster. Am Ende legte er noch einmal 0,4 Sekunden im entscheidenden Streckenabschnit nach, die ihm die Pole gesichert haben.
Wichtig war es ihm, sich wie üblich bei allen zu bedanken - den Fans, seinem Team und schließlich auch bei der Person, die ihm Grüße von der Familie Schumacher ausrichten ließ - Ross Brawn: "Er hat großen Anteil daran, dass ich in diesem Team bin und auch an unseren Erfolgen. Ich muss ihm und meinem Team sehr danken." Auch bedankte er sich bei Familie Schumacher für eine Message, die sie über Brawn ausrichten ließ (dazu im Laufe des Tages mehr).
Bottas verwirrt: Wo ist der Grip?
Valtteri Bottas muss hingegen klar als Verlierer vom Platz gehen. Eine halbe Sekunde Rückstand auf den eigenen Teamkollegen bei gleichem Material sind eigentlich indiskutabel - selbst wenn es sich um den wohl besten Fahrer über eine Runde seit Ayrton Senna handelt. Seine Chefs lassen bereits durchschimmern, dass sie nicht zufrieden sind. Denn nun ist Hamilton für eine Attacke Vettels auf dem Weg nach Les Combes in der ersten Runde verwundbar. "Es wäre besser gewesen, wenn wir Valtteri auf Platz zwei gehabt hätten, aber es ist eben so", meint Toto Wolff.
Bottas verlor in allen Sitzungen im zweiten Sektor an Boden auf Hamilton. Zwischenzeitlich konnte er den Verlust auf zwei bis drei Zehntelsekunden minimieren, doch am Ende konnte er nicht im Maße Hamiltons im zweiten Abschnitt nachlegen und steht wieder bei knapp einer halben Sekunde Rückstand. "Valtteri ist schon das gesamte Wochenende über nicht glücklich mit dem Handling des Autos", sagt Niki Lauda bei 'Sky'.
Bottas ergänzt: "Aus irgendeinem Grunde habe ich hier Schwierigkeiten. Ich war das ganze Wochenende über nicht in der Lage, mich in eine Position zu bringen, um um die Pole-Position zu kämpfen. Das verwirrt mich ein wenig. Die Balance des Autos fühlt sich wirklich gut an, aber es fehlt insgesamt einfach an Grip und ich verliere viel Zeit in den schnellen Kurven. Es wäre schön gewesen, wenigstens Platz zwei zu holen, aber Seb ist leider durchgerutscht. Lewis war einfach perfekt. Trotzdem ist dieser Startplatz nicht allzu schlecht. Ich bin mit meinen Gedanken schon ganz beim Rennen."