Viel neues Personal, das sich erst kennenlernen und einspielen muss: Die Sorgen des Renault-Werksteams auf der Jagd nach den Topteams der Formel 1
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Renault will sein Werksteam in der Formel 1 auf das gleiche Topniveau bringen wie in der Formel E. Auf dem Weg in Richtung Spitze haben die Franzosen jedoch zahlreiche Rückschläge zu verkraften. Während die Performance des Autos zwar stetig besser wird, verhindern immer wieder Zwischenfälle das Einfahren der entsprechenden Ernte. Technische Defekte, falsche Renntaktiken und langsame Boxenstopps haben Renault im Verlauf der Formel-1-Saison 2017 schon viele Zähler gekostet.
"Die Entwicklung entspricht unseren Erwartungen, die Zuverlässigkeit allerdings nicht", erklärt Renault-Rennleiter Cyril Abiteboul auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. Ohne technische Gebrechen wäre man dem Saisonziel (Rang fünf in der WM) wesentlich näher. "Aber diese schlechte Standfestigkeit hängt damit zusammen, dass wir so viele neue Leute geholt haben", sagt der Teamchef. "Wenn viele junge, unerfahrene Leute dabei sind, die sich untereinander kaum kennen, dann erzeugt so etwas schnell solche Probleme."
Renault hat seit der Übernahme des ehemaligen Lotus-Teams die Zahl der Mitarbeiter von 475 auf 620 erhöht. Die neuen Strukturen und Arbeitsabteilungen müssen sich neu einspielen. "Das geht nicht von heute auf morgen", sagt Abiteboul. "Wir müssen aber dringend an diesem Punkt arbeiten und im kommenden Jahr in diesem Bereich erheblich besser sein." Insgesamt benötige man Geduld und müsse die positiven Fortschritte zu schätzen wissen.
Angebliche Fortschritte bei Boxenstopps kaum sichtbar
"Ein Beispiel sind die Boxenstopps", erklärt der Renault-Rennleiter. "Wir sind dort aus der völlig inakzeptablen Situation gekommen, dass unsere Stopps drei bis fünf Sekunden dauerten - eigentlich waren sie immer zwischen vier und fünf Sekunden, komplett inakzeptabel. Das lag daran, dass wir viele neue Leute dabei hatten, die noch nicht entsprechend trainiert waren. Jetzt liegen wir immer zwischen zwei und drei Sekunden. Das zeigt: Es entwickelt sich. Der Reifeprozess des Teams wird in diesem Punkt schön sichtbar."
Die angeblichen Verbesserungen bei den Boxenstopps wird auf der Stoppuhr im Wettbewerb allerdings nur selten wirklich deutlich. Nach wie vor gehört Renault immer wieder zu den langsamsten Teams beim Service. Beispiel Grand Prix von Malaysia 2017 in Sepang: Die Stopps von Jolyon Palmer in Runde 13 und Nico Hülkenberg in Umlauf 50 dauerten (inklusive Boxendurchfahrt) fast 26 Sekunden. Man war jeweils nur etwas schneller als der langsamste Stopp von McLaren-Hondas Fernando Alonso (25,798 Sekunden) .
Mercedes war bei den Reifenwechseln von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas jeweils satte zwei Sekunden schneller. "Wir schauen genau auf Williams, Mercedes, Red Bull und alle anderen", sagt Abiteboul. "Williams und Force India gelten in diesem Bereich als Referenz. Eines fällt dabei auf: Die Stabilität in deren Teams ist charakteristisch. Wie bei unseren Titelgewinnen in der Formel E. Aller rundherum hat sich verändert, aber das Team blieb stabil. Das sollten wir als Inspiration für das Formel-1-Team sehen. Wir müssen so stabil sein wie das Formel-E-Team."