Nico Hülkenberg und Carlos Sainz sollen Renault im Formel-1-Saisonfinale 2017 auf WM-Platz sechs bringen: Teileversorgung spielt im Werksteam keine Rolle
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Für das Werksteam von Renault geht es im Saisonfinale der Formel 1 2017 in Abu Dhabi noch um Prestige und Geld. Die Franzosen wollen sich auf den letzten Drücker auf den sechsten Platz verbessern und den Kunden Toro Rosso verdrängen. Während das kleine italienische "Red-Bull-B-Team", das 2018 auf Honda-Antriebe wechselt, zuletzt erhebliche Nöte mit Ersatzteilen für die Aggregate hatte, kann das Werk offenbar noch aus dem Vollen schöpfen.
"Wir haben keine Probleme mit Ersatzteilen, jedenfalls habe ich da nichts gehört", sagt Nico Hülkenberg vor dem letzten Grand Prix des Jahres. Der Deutsche nennt die klare Devise für das Rennen: "Volles Rohr, wie immer!" Renault hat vier Zähler Rückstand auf Toro Rosso - ein Nachteil. Der Vorteil hingegen: Das Auto aus Enstone war zuletzt meist schneller als der Wagen aus Faenza. "Wenn wir es schaffen, das Maximum aus dem Auto zu holen, dann könnte es klappen. Es immer unser Ziel, eben das Beste herauszuholen. Ergo müssen wir einfach nur unseren Job machen und um uns nichts anderes kümmern", meint Hülkenberg.
Teamkollege Carlos Sainz ist in einer besonderen Situation. Der Spanier, der erst kürzlich zu Renault gewechselt war, ist es, der ganz allein 48 der 53 WM-Punkte für Toro Rosso eingefahren hatte. "Natürlich sehe ich das jetzt alles etwas zwiespältig, dass ausgerechnet ich derjenige bin, der so viele Punkte mit Toro Rosso gemacht hat. Aber das ist nun mal mein Job", so Sainz. "Ich wollte mit Toro Rosso punkten, jetzt will ich das gleiche mit Renault erreichen."
Das schnellere Auto: Renault hat Platz sechs verdient
"Ich finde, dass Renault den sechsten Platz verdient hätte, weil man im Vergleich zu den anderen das schnellere Auto hatte. Gemessen am Qualifying war der Renault immer das viert- oder fünftschnellste Auto. Dann hätte man doch Platz sechs in der WM mindestens verdient", erklärt der Neuling im Team vor seinem vierten Grand Prix in Diensten der Franzosen. Er meint: "Eines ist doch klar: Die Ansprüche der beiden Teams unterscheiden sich sehr. Die eine Mannschaft ist hier mit dem Auftrag, die Talente von Red Bull zu fördern, die andere ist ein Werksteam mit dem Anspruch, in den kommenden Jahren zu gewinnen."
"Es wäre schon gut, den sechsten WM-Platz noch zu holen. Wir wissen alle, dass es dann ein bisschen mehr Geld gibt", ergänzt Hülkenberg. "Sechster hört sich außerdem besser an als Siebter. Und Siebter ist besser als Achter. Im Endeffekt ist es aber auch ein bisschen irrelevant, solange man als Werksteam nicht ganz vorne mitfährt. Wir wollen ein gutes Wochenende haben, das Maximum aus dem Auto holen. Man geht natürlich lieber mit einem guten Rennen in den Winter."
"Ich bin sowieso zufrieden mit dem Jahr", erklärt der Mann aus Emmerich. "Das Ding ist immer, dass man die Erwartungen ein bisschen bremsen muss. Wenn wir uns vor Augen führen, was wir vor der Saison erwartet hatten und nun dagegenhalten, was wir erreicht haben, dann haben wir alles erfüllt. Wir sind absolut im Soll. Wir haben schwach angefangen, aber bei der Performance kräftig zugelegt. In der zweiten Saisonhälfte waren wir eigentlich immer in der Lage, aus eigener Kraft in die Punkte zu kommen - auf jeder Strecke, unabhängig vom jeweiligen Layout."
"Es hört sich vielleicht ernüchternd an, aber man muss auch mal einen Schritt zurück machen und schauen, wo das Team her kommt", relativiert Hülkenberg die aktuell mäßige siebte Position in der WM. "Renault hatte im Vorjahr das Team von Lotus gekauft, und es war damals nicht im besten Zustand. Einige Dinge brauchen halt Zeit. Dieses Jahr ist einiges passiert im Team, in der Struktur und im Werk in Enstone. Ich sehe es sehr positiv. Wir haben jetzt den Grundstein gelegt, um in den kommenden Jahren die größeren Ziele in Angriff nehmen zu können."