Mit interessanten Lösungen an den Seiten und schlankem Heck geht der Renault R.S.17 in die Formel-1-Saison 2017: Für Präsentation mit heißer Nadel gestrickt
© Foto: xpbimages.com
In der Formel-1-Saison 2017 möchte Renault einen deutlichen Schritt in Richtung Spitzengruppe zeigen. Das mittelfristige Ziel soll der Gewinn des Titels spätestens 2020 sein, bis dorthin will man sich mit solider Arbeit verbessern. In diesem Jahr peilt man Rang fünf bei den Konstrukteuren an. Möglich werden soll ein solches Ergebnis durch die Fahrerpaarung Nico Hülkenberg/Jolyon Palmer sowie dem neuen R.S.17, der am Nachmittag in London vorgestellt wurde.
"Ich sehe es erstmals, es war bis vor wenigen Stunden noch ein Auto in Einzelteilen", staunt Teamchef Cyril Abiteboul bei der Präsentation des neuen Formel-1-Boliden der Franzosen. Für die Veranstaltung benötigte man zwingend ein komplettes Fahrzeug. Offenbar rannte den Machern aus Enstone in den vergangenen Tagen die Zeit davon. "Viele Teile des Bodyworks kommen direkt aus dem Rapid-Prototyping. Sie werden in dieser Form natürlich nicht beim Test in Barcelona am Auto sein", schmunzelt Abiteboul.
Renault-Sport-Chef Jerome Stoll geht "mit großem Optimismus und hohen Erwartungen" in das neue Jahr. "Ob es ein schnelles Auto ist, finden wir ohnehin erst in Melbourne heraus", wiegelt Teamchef Abiteboul zunächst ab. Mit Stolz erklärt der Franzose: "Die Feinheiten und Details sind beeindruckend, vor allem wenn man sich mal die Leitbleche, den Frontflügel, die Seitenkästen und das gesamte Packaging am Heck anschaut. Dort wird die harte Arbeit sichtbar, die in den vergangenen Monaten in Enstone geleistet wurde."
Renault konnte in den vergangenen Monaten unter ganz anderen Voraussetzungen entwickeln als beim Vorgängermodell. Zur Saison 2016 hatte man das Lotus-Team wieder übernommen und zur Werksmannschaft gemacht. Die von Lotus entworfenen Pläne für 2016 mussten kurzfristig verändert werden, weil man vom Mercedes-Antrieb auf die hauseigenen Aggregate umrüsten musste. Ein Kompromiss, der in Sachen Performance niemals dienlich war.
Bob Bell und das weiße Blatt Papier: Endlich Freiheit
Technikchef Bob Bell und sein Team in Enstone konnten angesichts umfassend veränderter Regeln mit einem weißen Blatt Papier beginnen. "Die neuen Regeln mal einfach erklärt: Die Autos sind viel schneller und optisch viel attraktiver, das macht alles wesentlich spannender", so der Brite. "Die Performance hat sich aerodynamisch wie mechanisch enorm gesteigert. Wir erwarten eine fünfprozentige Steigerung, damit werden die Rundenzeiten um dreieinhalb bis vier Sekunden fallen. Und das alles mit effektiv derselben Motorleistung. Das wird zu einer spannenderen Saison führen."
Ob auch mehr Spannung durch Überholmanöver entstehen wird? "Das ist die große Frage", rätselt auch der erfahrene britische Techniker. "Wir hoffen sehr, dass es so sein wird. Natürlich wird es niemand wissen, bis wir nach Melbourne gehen. Aber es gibt gute Anzeichen: Diese Autos haben viel mehr mechanischen Grip. Sie sollten in den Kurven viel schneller fahren. Das sollte es den Fahrern ermöglichen, neue Linien in den Kurven zu finden."
"Ich denke, dass 2017 ein fantastisches, spannendes und entscheidendes Jahr werden wird", frohlockt Renault-Sportchef Stoll. "Die gesamte Saison 2016 hindurch haben wir stark investiert, um den Abstand zu den besten Playern in diesem Business zu verkleinern. Wir haben viele Leute verpflichtet und die Organisation zwischen den beiden Standorten komplett umgekrempelt. Das hat zu diesem Auto für 2017 geführt."
"Die Ziele für diese Saison sind einfach: Wir haben erstmals ein Auto zur Verfügung, das wir selbst entwickelt haben. Wir erwarten, Platz fünf in der Meisterschaft zu holen. Wir haben die Fahrer, die Partner und eine Organisation, die dies ermöglichen sollte", meint der Renault-Formel-1-Verantwortliche. Mit viel Selbstbewusstsein merkt Stoll an, dass Renault "das am schnellsten wachsende Team" sei. "Das umfasst die Bereiche Mitarbeiterzahl, Investitionen, Partner und Anzahl Fans."