Interimsteamchef Abiteboul glaubt, dass der Antrieb 2017 nicht auf Mercedes-Niveau sein wird, Red Bull aber gewinnen kann - Werksteam soll bald auf das Podium
© Foto: xpbimages.com
Die Renault-Mannschaft hat es zum Ziel erklärt, in der übernächsten Saison in der Formel 1 um Podiumsplätze zu fahren und in drei Jahren ein Wörtchen bei der Vergabe des Weltmeistertitels mitzusprechen. Wie der Geschäftsführer für die Königsklasse und kommissarische Teamchef Cyril Abiteboul gegenüber 'auto motor und sport' erklärt, sei es dafür notwendig, sich schon 2017 zu steigern: "Wir haben berechtigte Hoffnungen, zwischen Platz fünf und sieben zu landen", sagt der Franzose.
Das bedeutet einen Angriff auf Teams wie Force India, Williams und McLaren. Dafür ist nicht nur Nico Hülkenberg als neuer Fahrer an Bord gekommen, sondern auch zahlreiche Ingenieure, denn Renault baut das ehemalige Lotus-Team kräftig um. Die Mitarbeiterzahl in Enstone wurde von 470 auf 580 aufgestockt und soll weiter steigen. Die Fabrik wächst - unter anderem mit eigener Lackiererei - genau wie das Motorenwerk in Viry, wo auch für Red Bull und Toro Rosso produziert wird.
Die Neuerungen kosten nicht nur Geld, sondern auch Manpower. "Wir müssen akzeptieren, dass wir an zwei Fronten arbeiten. Aber wir suchen keine Ausreden", meint Abiteboul und könnte sich selbst meinen. Schließlich fungiert er seit dem Rauswurf Frederic Vasseurs zusammen mit Renault-Motorsportchef Jerome Stoll als Teamchef - zusätzlich zu den Aufgaben als Geschäftsführer. Ein Nachfolger ist derzeit nicht in Sicht. "Die Entscheidung, Frederic nicht direkt zu ersetzen, beruht darauf, dass unser jetziges Management stark genug ist, die Aufgabe gemeinsam zu schultern", beruhigt er.
Abiteboul kümmert sich also weiter auch um die Motoren. Auch in diesem Bereich herrscht Optimismus pur. "Unser Ziel ist es, Mercedes 2018 beim Motor zu übertrumpfen. Dieses Jahr sollten wir noch etwas hinter ihnen zu sein", schätzt er. Dennoch traut er es Red Bull mit einem guten Chassis zu, die Silberpfeile schon zum Saisonstart zu ärgern. Er und seine Truppe wollen das mit 900 bis 950 PS unterstützen, die der komplett neu entwickelte Renault-V6-Hybrid leisten soll.
Trotz der gefallenen Token-Regelung seien mehr Pferdchen nicht drin: "Die Teams, die mit 1.000 PS rechnen, sind vielleicht ein bisschen zu optimistisch. Ich denke, nicht einmal Mercedes wird das schaffen", prognostiziert Abiteboul. Obwohl die 2017er-Antriebseinheit schon eine Gezeitenwende darstellt, möchten er und sein Team auch in Zukunft progressiv vorgehen: "Wir haben einige radikale Konzepte in der Pipeline. Jedoch nicht für diese Saison. Dazu brauchen wir mehr Zeit."